Hamburg. Hamburg Messe will das knapp 70 Jahre alte Gebäude auf jeden Fall abreißen: Messe-Chef Bernd Aufderheide über die Neubaupläne.

Jahrelang war das Café Seeterrassen in einen Dornröschenschlaf gefallen. Nur wenn der Betreiber hier Ü-30-Partys oder andere Events veranstaltete, kehrte Leben in das 1953 errichtete Gebäude am Parksee in Planten un Blomen zurück. Doch nachdem das Abendblatt exklusiv berichtet hatte, dass das Haus in der Parkanlage abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden soll, steht die Immobilie wieder im Fokus der Öffentlichkeit.

Es meldeten sich Architekten und der ehemalige Leiter des Hamburger Denkmalschutzamtes zu Wort und forderten einen Erhalt des vom bekannten Architekten Ferdinand Streb entworfenen Gebäudes. Es gibt sogar eine Online-Petition gegen den Abriss. Unter Denkmalschutz steht das Haus nicht.

Abriss des Café Seeterrassen: "erbärmlicher Zustand"

Bereits seit geraumer Zeit beschäftigt sich die Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC) als Eigentümerin der Immobilie, mit dem Standort. Denn der Pachtvertrag mit dem aktuellen Betreiber endet offiziell Ende des Jahres, doch bereits jetzt wird das marode Objekt ausgeräumt. Im Zuge der Diskussionen um das Café Seeterrassen nimmt nun Messechef Bernd Aufderheide im Abendblatt-Gespräch ausführlich Stellung. „Wir wollen hier wieder einen Ort schaffen, an dem sich die Hamburger und Gäste aus aller Welt wohlfühlen. Wir brauchen hier eine attraktive ganzjährige Gastronomie.“ Außerdem sollten hier Räume für Veranstaltungen entstehen, die „zum Beispiel auch begleitend zu Messen und Kongressen genutzt werden können“.

Es besteht dringender Handlungsbedarf. „Das Café Seeterrassen ist in einem erbärmlichen Zustand. Hier müsste alles neu gemacht werden, es gibt einen Sanierungsstau. Dass ein Abriss und Neubau wirtschaftlicher als ein Erhalt ist, zu dieser Erkenntnis kommt auch ein Gutachten, das das Bezirksamt Mitte in Auftrag gegeben hat“, so Aufderheide weiter. Es gebe bereits erste Zeichnungen, wie ein neues Café Seeterrassen aussehen könnte.

Hamburg Messe will berühmten Altbau "zügig" abreißen

Jetzt folgt der nächste Schritt. Noch in diesem Jahr soll es einen Architektenwettbewerb im kleinen Rahmen geben. „Der Neubau soll ein Hingucker werden und muss sich der Umgebung anpassen. Die aktuelle Größe von rund 3000 Qua­dratmeter Bruttogeschossfläche soll nicht überschritten werden, und es soll auch nicht höher werden“, sagt Messechef Aufderheide.

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Im kommenden Jahr könnte der Abriss erfolgen. Einen exakten Zeitplan gibt es noch nicht. Aber: „Das soll hier keine unendliche Geschichte werden. Wir müssen das zügig angehen und stimmen uns dabei eng mit dem Bezirksamt Mitte ab“, sagt Aufderheide. Denn der Bezirk, der sich auch um die Pflege von Planten un Blomen kümmert, müsste die Baugenehmigung für den Neubau erteilen.

Bezirk Mitte ist für Neubau – wichtigster gemeinsamer Wunsch: Gastronomie

Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) hatte im Abendblatt bereits seine Bedingungen genannt. „Wir brauchen an diesem attraktiven Standort ein Gebäude, das zu der Parkanlage passt und nicht überdimensioniert ist. Auf jeden Fall sollte in den Neubau ein Restaurant einziehen, in das die Hamburger und Touristen ganzjährig einkehren können.“ Auch Tobias Piekatz, SPD-Fraktionschef in Mitte, spricht sich für „eine wertige zeitlose Architektur mit guter Gastronomie“ aus. Mittes CDU-Fraktionschef Gunter Böttcher wünscht sich eine „ansprechende Gastronomie, die auch abends geöffnet hat.“

Die Kosten für den Neubau stehen noch nicht fest, dem Vernehmen nach ist ein unterer zweistelliger Millionenbetrag im Gespräch. Die Investitionen müssten über die Pacht wieder eingespielt werden. „Wir brauchen einen Pächter mit einem ansprechenden und wirtschaftlichen Nutzungskonzept“, sagte Aufderheide.

Messe-Chef Aufderheide: "Kein richtiges Restaurant in Planten un Blomen"

Die Lage hat Potenzial. Der Blick aus dem Café Seeterrassen mit der großen Außenfläche fällt direkt auf den Parksee und die Blütenpracht. Was die Gastronomie angeht, da hat Aufderheide bereits Ideen. „Wir brauchen hier ein Konzept mit norddeutscher Küche. Bislang haben wir kein richtiges Restaurant in Planten un Blomen, deshalb ist der Neubau an diesem Standort auch eine große Chance, das zu ändern.“

Aktuell ist das gastronomische Angebot in Planten un Blomen in der Tat überschaubar. Im Selbstbedienungsgartenlokal Rosenhof – geöffnet von Anfang April bis Mitte Oktober – stehen Gerichte wie Currywurst oder Schweineschnitzel mit Pommes auf der Speisekarte. Außerdem gibt es Eis Livotto und das Café Seepavillon – das ist ein Kiosk mit Außensitzplätzen – sowie das Park Café Planten un Blomen im Bereich Holstenwall. Das Café Schöne Aussichten am Gorch-Fock-Wall ist keine öffentliche Gastronomie, sondern kann nur als Eventfläche gemietet werden und öffnet donnerstags seine Türen für einen After Work Club.