Hamburg. Die Stadt will das historische Café abreißen lassen – nun bekommt das “Schmuckstück“ Unterstützung in Form einer Online-Petition.

Das Café Seeterrassen wurde als Teil von Planten un Blomen für die Internationale Bauausstellung 1953 errichtet. Jetzt soll das idyllisch liegende Gebäude, das Architekt Ferdinand Streb entworfen hat, abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.

Der Hamburger Architekt Claas Gefroi, Sprecher der Architektenkammer, hat eine Online-Petition gegen den Abriss des Cafés Seeterrassen und für seinen Erhalt und die Restaurierung initiiert – „als Privatperson, unabhängig von meiner Tätigkeit für die Kammer“, wie er betont. „Der Pavillon war ein Schmuckstück der Architektur der Nachkriegsmoderne, bis er durch Umbauten entstellt wurde“, so Gefroi. „Statt ihn ohne Not abzureißen, sollte er lieber saniert und zu restauriert werden.“

Café Seeterrassen restaurieren: Stadt soll "Zeichen für die Baukultur setzen"

In der Vergangenheit wären schon zu viele bedeutende 50er-Jahre-Gebäude vernichtet worden; das bauliche Erbe Hamburgs müsse aber endlich erhalten und gepflegt werden. Da die Stadt Hamburg selbst Eigentümerin des Pavillons sei, wäre sie keinen Ansprüchen Dritter unterworfen und könnte so an dieser Stelle „endlich ein Zeichen für die Baukultur setzen“.

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Stattdessen habe die städtische Sprinkenhof AG das Gebäude an die Messe GmbH gegeben, die dort neu bauen will. „Es drängt sich der Eindruck auf, dass in einem öffentlichen Parkgelände eine Einrichtung realisiert werden soll, die zuvorderst für geschlossene Veranstaltungen der Hamburg Messe genutzt wird“, kritisiert Gefroi. Der bislang öffentliche Ort werde der Allgemeinheit zumindest in Teilen entzogen.

Ehemaliger Denkmalschützer spricht sich ebenfalls für Erhalt aus

Auch Frank Pieter Hesse, der frühere Leiter des Hamburger Denkmalschutzamtes, spricht sich gegen einen Abriss des Pavillons aus. „Auch wenn das Café Seeterrassen leider nicht unter Schutz steht, ist es ist doch ein wichtiges Zeitzeugnis der Nachkriegsmoderne.“, Der Architekt Ferdinand Streb habe nach dem Krieg auch den Alsterpavillon und die Idunabauten im Rothenbaum geschaffen.

Zudem sei der moderne Cafébau am See laut Hesse „eine wichtige Korrektur der vom NS-Geist durchwehten Gestaltung der Niederdeutschen Gartenschau 1935, die an dieser Stelle eine niederdeutsch anheimelnde Bauernschänke mit Reetdach“ hinterlassen habe. In der Nachkriegszeit habe sich Hamburg dann mit dem Streb-Bau zu einer bescheidenen Moderne bekannt. „Abriss und Neubau dürften in heutigen Zeiten keine Option mehr sein“, so Hesse.

Online-Petition für Erhalt des Cafés Seeterrassen

„Zeitgemäß ist schon aus ökologischen Gründen das Bauen im Bestand, die Ertüchtigung von Vorhandenem. Das sollten auch Hamburg und die Messe begreifen.“ In der Petition heißt es: „Noch ist es nicht zu spät und das Café Seeterrassen kann gerettet und wieder zu der Preziose werden, die es einmal war.“

Hier kann die von Claas Gefroi initiierte Petition für den Erhalt des Cafés Seeterrassen online aufgerufen werden.