Hamburg. Die Party fand in diesem Jahr durch die Corona-Pandemie im Netz statt. Der Hamburger DJ Andreas Voß reihte Hit an Hit.
Es war wohl der ungewöhnlichste Auftritt seiner Karriere. Seit 25 Jahren legt der Hamburger Discjockey Andreas Voß (alias DJ Vossi) vor feierwütigem Publikum auf, auch beim Schlagermove heizt er die Menge ein. Doch als der 48-Jährige am Sonnabendnachmittag seine Anlage im Studio der Carl Group in Groß Borstel aufbaute, schaute er nur in die Gesichter weniger Mitarbeiter und Techniker.
Durch die Pandemie konnte die Party, die Jahr für Jahr bis zu 400.000 Fans anzieht, diesmal nur im Netz stattfinden. Wer den Livestream am Sonnabend verfolgte, sah zunächst ein Baustellenschild mit dem Text „Wir sperren gerade virtuell für euch die Straßen ab.“
Virtueller Schlagermove in Hamburg: Hit an Hit
Nach 15 Minuten tauchte eine Disco-Kugel die Szenerie in Glitzerlicht – und Andreas Voß (Sonnenbrille, grünes Jackett, orangefarbenes Hemd mit breitem Kragen) stimmte die Fans mit dem Jürgen-Marcus-Schlager „Ein Festival der Liebe“ auf den Nachmittag ein. Vier Stunden reihte er auf dem Plattenteller Hit an Hit.
„Ich habe mir vorher genau überlegt, wann ich welches Lied spielen werde“, sagte Voß am Sonntag dem Abendblatt. Jeden der 55 Trucks, die aus Archivaufnahmen eingespielt wurden, begrüßte Voß mit dem passenden Lied.
Schlagerfans feiern im Wohnzimmer oder Garten
Als der Wagen von Dieter-Thomas Kuhn („Die singende Föhnwelle“) erschien, spielte Voß dessen Version des Reinhard-Mey-Klassikers „Über den Wolken“. Den Truck des Schmidt Tivoli feierte er mit dem Marianne-Rosenberg-Hit „Er gehört zu mir“. Es war ein Zeichen der Solidarität für die „Pride“-Bewegung der Schwulen und Lesben: Denn auch die Christopher-Street-Day-Parade, geplant als großes Straßenfest im August, fällt den Corona-Auflagen zum Opfer.
Die Schlagerfans verlegten ihre Party am Sonnabend kurzerhand ins Wohnzimmer oder in den Garten. Über einen Chat schickten Hunderte Fans Fotos und begeisterte Grüße. Der Livestream hatte 50.000 Aufrufe. Mit Erfolg warben die Organisatoren um Spenden, um beim nächsten realen Schlagermove für mehr Sauberkeit zu sorgen. Am Sonntagnachmittag waren die erhoffen 4720 Euro zusammen. Dieses Ziel, angelehnt an das Datum 4.7.20, hatte sich der Förderverein Schlagermove gesetzt.
Schlagermove: 2021 wieder auf der Reeperbahn
Dieser nächste Termin steht: Am 3. Juli 2021 sollen die echten Trucks wieder über die Reeperbahn rollen. „An der Resonanz auf den virtuellen Schlagermove haben wir gemerkt, wie groß die Begeisterung ist“, sagt Voß. Der Schlagermove sei wie ein Familientreffen.
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An dem will auch der Sänger Peter Sebastian im kommenden Jahr wieder teilnehmen. Sebastian organisiert jedes Jahr einen Inklusion-Truck, der speziell für Fans mit Behinderung ausgelegt ist. Auf Facebook zeigte der Musiker ein Video des Wagens. Und versprach: „2021 sind wir wieder dabei.“