Hamburg. Die „Fridtjof Nansen“ nimmt Kurs auf Norwegen, die Hygieneregeln sind streng. Nur 160 Gäste sind an Bord – möglich wären 530.

Am Freitagnachmittag herrschte im Cruise Terminal HafenCity in Hamburg vergleichsweise Hochbetrieb. Wo in normalen Zeiten Hunderte Passagiere ein- und auschecken, gab es in den Zeiten von Corona Leere. Gestern nun stiegen immerhin 160 Passagiere nacheinander und erwartungsfroh die steile Gangway hinauf an Bord eines nagelneuen Schiffes, das maximal 530 Gäste beherbergen kann: die MS „Fridtjof Nansen“ der norwegischen Traditionsreederei Hurtigruten.

Am Abend startete das Expeditionsschiff im Hamburger Grasbrook-Hafen die weltweit erste Hochsee-Kreuzfahrt nach dem noch immer andauernden Lockdown in dieser Branche. Die 15-tägige Reise mit 161 Crewmitgliedern an Bord führt entlang der norwegischen Küste in die spektakulären Fjorde über den Polarkreis bis zum Nordkap. Voraussetzung für den Start war ein umfangreiches hygienisches Sicherheitskonzept.

Erste Hochsee-Kreuzfahrt wird von Wissenschaftlern begleitet

„Wir freuen uns, dass es wieder loslegen kann und nunmehr die verspätete Premierenfahrt der ,Fridtjof Nansen‘ stattfindet“, sagte Heiko Jensen, Deutschland-Geschäftsführer von Hurtigruten und Europa-Vertriebschef. Die Reise wird von einem wissenschaftlichen Expertenteam begleitet. Geplant sind zahlreiche Zodiac-Fahrten; Landgänge sind auf der ersten Tour noch nicht vorgesehen. Nach der Rückkehr am 10. Juli sind fünf weitere Fahrten zu den Fjorden ab Hamburg geplant. Dann wird die maximale Passagierzahl bei 350 liegen. Die 15-tägige Norwegen-Tour von und nach Hamburg kostet ab 4790 Euro.

Am Freitagvormittag warteten Crewmitglieder und wissenschaftliche Mitarbeiter im Cruise Terminal auf den Check-in, inklusive Messung der Körpertemperatur. Sabine Barth aus Köln arbeitet an Bord als Lektorin und hält Vorträge zur Landeskunde. „Toll, dass wir wieder fahren können. Aber ich bin angesichts der Pandemie ein bisschen skeptisch, ob das alles gut gehen wird“, sagte sie. Mit dabei sind auch Elena Stautzebach, die 14 Monate in der Neumayer-III-Forschungsstation des Alfred-Wegener-Instituts in der Antarktis verbracht hat, und Julia Waibel, eine Anthropologin aus Norwegen. „Mega!“, freuten sich die jungen Frauen über den lang ersehnten Neustart.

Bislang gibt es keinen Fall von Covid-19 auf den Postschiffen

Wie Expeditionsleiter Steffen Biersack sagte, gehören Expertenvorträge zum Standardprogramm. Zudem verfügt das Schiff über ein Science Center. Dort könnten die Passagiere ihre Kenntnisse etwa durch Arbeiten mit dem Mikroskop vertiefen. Für viele der Passagiere ist das wissenschaftlich fundierte Profil ein Grund für die Reise mit Hurtigruten. „Wir lernen in den Vorträgen und Präsentationen immer sehr viel“, sagte ein Gast. „Und an die Hygieneregeln werden wir uns selbstverständlich halten.“

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Mit Beginn der Pandemie hat Hurtigruten strenge Maßnahmen zur Bekämpfung der Ausbreitung des Virus umgesetzt. Bislang gab es keinen Fall von Covid-19 auf den Postschiffen. Vorsorglich werden die Reinigungsintervalle an Bord erhöht, UV-Licht gegen Mikroben auf Oberflächen eingesetzt und regelmäßig die Temperatur der Crewmitglieder gemessen. Es gilt darüber hinaus – nach norwegischen Regeln – der Sicherheitsabstand von einem Meter. An Bord befinden sich ausschließlich deutsche Gäste, die individuell angereist sind.

„Fridtjof Nansen“ ist umweltfreundlicher als andere Schiffe

Die gerade erst in den Dienst gestellte, 140 Meter lange „Fridtjof Nansen“ ist ein hybridbetriebenes Schiff und damit umweltfreundlicher als andere Mitbewerber auf dem Markt. „Der Effekt dieses Batteriebetriebs ist, dass dadurch der Verbrauch in Spitzenzeiten um bis zu 20 Prozent reduziert werden kann. Wir müssen dann keine zweite Maschine einschalten, wie es bei konventionellen Schiffen üblich ist“, sagt Heiko Jensen.

Im kommenden Jahr plant Hurtigruten, ständig ein Schiff im Hamburger Hafen zu stationieren. Von dort sollen ab 26. Januar 2021 regelmäßige Fahrten der „Otto Sverdrup“ nach Norwegen angeboten werden – im Winter 17 und im Sommer 13 Abfahrten. Vor seinem Umbau hieß das Schiff MS „Finnmarken“. Alle Kabinen und Suiten wurden modernisiert. Zudem kommt eine neue Antriebstechnik zum Einsatz. Dadurch kann das neue Hybrid-Expeditionsschiff auch zum Teil mit Biodiesel betrieben werden.

Viele Kreuzfahrtschiffe liegen noch in Hamburg fest

Unterdessen arbeiten weitere Reedereien an einem begrenzten Neustart. Der Vorstandsvorsitzende der TUI AG, Friedrich Joussen, hatte vor einigen Wochen von Hochsee-Kreuzfahrten mit ausschließlich deutschen Passagieren und deutlich reduzierter Gästezahl gesprochen. Der Branchendienst Cruise Industry News meldete, es seien Drei- und Vier-Nächte-Kreuzfahrten in der Nord- und Ostsee geplant. Derzeit liegen im Hamburger Hafen Schiffe von Aida Cruises (Steinwerder) und von Hapag-Lloyd Cruises während des Lockdowns. Crewmitglieder sorgen für Minimalbetrieb und Instandsetzungen.

Wissenswertes zum Hamburger Hafen:

  • Der Hamburger Hafen ist der größte Seehafen Deutschlands und der drittgrößte Europas
  • Der Hamburger Hafen wird von der Hamburg Port Authority (HPA) verwaltet
  • Im Hamburger Hafen werden 13 Hafenbecken und Kaianlagen für den Warenumschlag oder spezifische Zwecke genutzt
  • Der Hamburger Hafen hat rund 320 Liegeplätze für Seeschiffe an 43 Kilometer Kaimauer