Hamburg. Alle drei Sieger des 7. Bülau-Wettbewerbs wollen in dem Gebäude Wohnen, Kultur und Gewerbe unterbringen – und es neu in Szene setzen.

Anfang Dezember lernten sie bei einem Rundgang das Wettbewerbsgebiet kennen. Dann entwickelten die 90 Masterstudenten aus dem In- und Ausland Ideen zur Aufwertung von Rödingsmarkt und Alsterfleet. Jetzt hat eine Jury die besten Arbeiten des 7. Bülau-Wettbewerbs ausgewählt – und wird bei der Preisverleihung am 22. September gleich drei erste Preise vergeben. Alle Siegerentwürfe sehen den Erhalt des Parkhauses am Rödingsmarkt vor.

Das 1965 errichtete Gebäude ist von außen schlicht und funktional, hat es aber in sich: Die Parkgeschosse werden über eine grafisch wirkende spindelförmige Rampe von einem Lichthof aus erschlossen, in dessen flacher Kuppel runde Glasbausteine eingelassen sind. Wegen der besonderen Atmosphäre haben hier schon etliche Konzerte stattgefunden. Christine Feistl und Lisa Schmidt von der Technischen Universität Berlin wollen das Parkhaus zum „Kultur- und Bildungszentrum Neue Herrlichkeit“ umbauen: mit einer Bibliothek sowie einem Theater- und Konzertsaal als zentrale Nutzungsflächen, ergänzt um Sport- und Gastronomieflächen.

Lob von der Jury

Das Äußere des Parkhauses und die Rotunden bleiben erhalten, eine gläserne Fassade umschließt die Geschosse und bildet eine Art Laubengangzone. Im Inneren wird die tragende Konstruktion offengelegt. Die Jury lobt, dass der Entwurf die „baulich bemerkenswerte Struktur“ erhalte und durch geschickte Ergänzungen Platz schaffe für neue Nutzungskonzepte. Es fehlten allerdings die Freiraumgestaltung sowie ein Verkehrskonzept.

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Der Entwurf von Leonie Hohmann, Studentin der Technischen Universität Braunschweig, heißt „Ruhende Reserve“. Hier wird nur das Betonskelett des Bestandsbaus erhalten. Im südlichen Teil wird über alle Geschosse ein Innenhof eingeschnitten und schafft ebenfalls Laubengänge im Inneren des Gebäudes. Da in jedem zweiten Geschoss die austragenden Deckenteile weggenommen werden, entstehen von außen zweigeschossige Loggien, vor denen verschiebbare Glaselemente installiert werden. Die spindelförmige Rampe behält ihre Funktion als vertikale Erschließung, der Lichthof der Rotunde wird zum Foyer. Das Konzept sieht in den oberen drei Geschossen Wohnungen, in den unteren einen Nahversorger, Gastronomie, Theater, Büros und Werkstätten vor. Urteil der Jury: „Ein gelungener Vorschlag für das Thema Wohnen in der Stadt in einem gemischt genutzten Gebäude.“ Aber für die Rotunde sei keine angemessene Bedeutung gefunden worden.

Preisträgerinnen des Ideenwettbewerbs erhalten jeweils 3000 Euro

„Von Parkhaus zum Hauspark“ hat Ina Weiler von der Technischen Hochschule Aachen ihren Entwurf genannt. Sie will an dem Gebäude nur so viele bauliche Veränderungen wie nötig sind, um es zu einem gemischten Wohn-, Kultur- und Gewerbestandort umzugestalten. 86 Prozent des Stahlbetons sollen erhalten bleiben. Sie sieht in den oberen Geschossen einen Innenhof zur Belichtung der Wohnungen vor, zur Fleetseite Gastronomie, ein Repair-Café, eine Bäckerei und einen SB-Markt. Die Rampe soll als Galerie genutzt werden, zur Verknüpfung der Quartiere wird eine Fußgängerbrücke über das Herrengrabenfleet vorgeschlagen. „Unspektakulär spektakulär“, lobte die Jury, und hob den maximalen Substanzerhalt vor.

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Die Preisträgerinnen des Ideenwettbewerbs erhalten jeweils 3000 Euro, die drei Anerkennungen werden mit jeweils 500 Euro gewürdigt. Willfried Maier, Vorsitzender der Patriotischen Gesellschaft, die den Wettbewerb ausgelobt hat: „Die vielfältigen, unkonventionellen und fantasievollen Lösungsvorschläge werden sicherlich den Diskurs über innovative Gestaltungs- und Nutzungsperspektiven des Ortes anstoßen und als Impulse für die weitere Entwicklung diese Gebietes wirken.“ Einen Schließungstermin für das von der städtischen Sprinkenhof AG betriebene Parkhaus gibt es jedoch nicht.