Hamburg. Erstmals seit Langem geht eine deutsche Behörde gegen Internet-Casinos vor. Die Firmen aber sehen sich im Recht.
Glücksspiele im Internet sind in Deutschland illegal, dennoch operieren Anbieter wie Tipico, Bwin und Bet3000 auch hierzulande. Bisher haben Aufsichtsbehörden die Verbote kaum durchgesetzt. Doch nun hat die Hamburger Innenbehörde Strafanzeige gegen die drei Anbieter gestellt, wie der NDR und die „Süddeutsche Zeitung“ berichten.
Die Staatsanwaltschaft Hamburg bestätigte, dass sie die Anzeigen gegen die drei Unternehmen derzeit prüfe. Der Vorwurf lautet auf unerlaubte Veranstaltung eines Glücksspiels. Hintergrund sind die Online-Casino-Angebote auf den Webseiten der Unternehmen.
Strafrechtliche Verfolgung von Online-Casinos sei erforderlich
Die Innenbehörde selbst habe sich zu den konkreten Unternehmen nicht äußern wollen. Sie bestätigte lediglich allgemein, dass sie „Anzeige gegen illegale Anbieter von Sportwetten und Online-Casinos“ erstattet habe. Eine strafrechtliche Verfolgung sei erforderlich, da den Unternehmen schon vor einiger Zeit das Angebot von Online-Casinos untersagt worden sei, diese sich allerdings nicht daran gehalten hätten.
Die Glücksspielanbieter besitzen meist Lizenzen aus Malta, Gibraltar oder von der Isle of Man und berufen sich darauf, damit auch in der gesamten EU Spiele anbieten zu dürfen. Doch im Februar hat der Bundesgerichtshof geurteilt, dass in Deutschland nur Glücksspiel anbieten darf, wer hier eine Lizenz dafür besitzt. Mit den Hamburger Anzeigen versucht nun erstmals seit vielen Jahren eine deutsche Innenbehörde strafrechtlich gegen unerlaubte Glücksspiele im Internet vorzugehen.
Glücksspiele: Tipico und Bwin gelten als Marktführer
Tipico, Bwin und Bet3000 sind vor allem als Sportwetten-Anbieter bekannt. Alle drei Unternehmen betreiben aber auch umfangreiche Online-Casino-Spiele. Experten gehen davon aus, dass Tipico und Bwin gemeinsam Marktführer für Online-Glücksspiel-Angebote sind. Alle drei Firmen haben ihren Hauptsitz offiziell im Ausland, werben aber aktiv um deutsche Kunden.
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Die Glücksspiel-Anbieter haben große Werbepartner: Tipico ist etwa offizieller Partner der Deutschen Fußball Liga und sogenannter Platin-Partner des FC Bayern München. Der TSV 1860 wiederum trägt das Logo von Bet3000 auf dem Trikot. Für Bwin wirbt neben dem Deutschen Fußball-Bund unter anderem Borussia Dortmund.
Das sorgte bereits in der Vergangenheit mehrfach für Ärger. Die Bundesliga-Vereine und der DFB betonten dabei stets, lediglich für das Sportwettangebot der Glücksspielfirmen zu werben, nicht aber für die Online-Casinos.
Glücksspiel-Anbieter verteidigen sich
Auf Anfrage zu dem jetzigen Vorgehen der Hamburger Behörde teilte Bwin dem Rechercheteam aus NDR und "Süddeutscher Zeitung" mit, dass die Anzeige dort nicht bekannt sei. Das Unternehmen verfüge aber über eine Lizenz aus Gibraltar, die auch das Angebot in Deutschland erlaube. Das „deutsche Verbot zur Veranstaltung von Online-Casino-Spielen“ finde daher bei Bwin „keine Anwendung“, so ein Sprecher.
Tipico erklärte, dass man sich zu „einzelnen angeblichen Schreiben oder Verfügungen grundsätzlich nicht äußern“ wolle. Das eigene Angebot sei legal. „Dass der bisherige Glücksspielstaatsvertrag dieses verbietet, ändert daran nichts, denn das Online-Casino-Verbot verstößt gegen Europarecht“, sagte ein Sprecher. Bet3000 ließ eine Anfrage unbeantwortet.
Bundesländer uneins bei Online-Glücksspielen
Die Strafanzeige gegen Bwin, Tipico und Bet3000 könnte den Streit zwischen den Bundesländern zum Umgang mit Online-Casinos weiter befeuern. Einige Bundesländer, allen voran Hessen, fordern eine Art Duldung dieser Angebote, mit dem Argument, dass sie in Zukunft möglicherweise lizenziert werden könnten. Andere Länder – darunter Hamburg – sind strikt gegen eine solche Duldung und wollen die Anbieter weiterhin verfolgen.