Hamburg. Seit Montag gelten neue Regeln für Rückkehrer. Wer darf sich noch testen lassen? Antworten auf wichtige Fragen.

Schleswig-Holstein nullt. Hamburg zählt am Montag drei Corona-Neuinfektionen. Obwohl die Zahl der Corona-Patienten niedrig bleibt, testet die Hansestadt 6000 Menschen pro Tag, wie Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks mitteilte.

„Wir müssen eine zweite Corona-Welle vermeiden und können jetzt mehr testen als zu Beginn“, sagt Hausarzt Björn Parey. Er entnimmt Corona-Proben aus dem Rachenraum seiner Patienten in der Hausarztpraxis Volksdorf und für den Arztruf. Das Gros der Tests würden allerdings die Gesundheitsämter, Krankenhäuser, Labore und Pflegeheime übernehmen, sagt der Mediziner. Gemeinsam mit dem Abendblatt entknotet er das Corona-Wirrwarr um Testungen, Quarantäne-Pflicht und Corona-Zahlen.

Wer muss auf Corona getestet werden? Wer darf?
„Wer Symptome zeigt, sollte den Kinder- oder Hausarzt anrufen“, sagt Parey. Dazu zählen grippale Symptome wie Husten, Fieber, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen, aber auch Durchfall oder eine Geruchs- oder Geschmacksstörung. „Die Wahrscheinlichkeit, dass der Arzt dann testet, ist hoch“, sagt er. Der Rachenabstrich erfolgt noch dringlicher, wenn der Patient mit vielen Menschen Kontakt hatte, zum Beispiel während einer Demonstration.

Auch symptomfreie Rückkehrer aus Risikogebieten sollten sich testen lassen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) fasst darunter zwölf Länder: Armenien, Bahrain, Brasilien, Chile, Katar, Kuweit, Oman, Panama, Peru, Saudi-Arabien, Schweden und Weißrussland. Risikogebiete überschreiten den Grenzwert von 50 Corona-Infizierten pro 100.000 Einwohner.

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Wer weder Symptome zeigt, noch aus einem Risikogebiet einreist, darf sich auch testen lassen – allerdings nicht auf Kosten der Krankenkassen, sondern für rund 60 Euro zuzüglich Arztkosten aus dem eigenen Portemonnaie. Ein Service, den Parey zufolge vor allem Urlauber und Arbeitnehmer auf Wunsch des Arbeitgebers in Anspruch nehmen würden. Der Allgemeinmediziner entnimmt täglich Abstriche aus dem Rachenraum seiner Patienten und rät dringend, zu Hause auf das Ergebnis zu warten. Das Gleiche empfiehlt er Angehörigen und Mitbewohnern.

Hamburg und Schleswig-Holstein: Wer steht wann unter Quarantäne?
Seit Montag gelten neue Quarantäne-Bedingungen. In Hamburg sind davon zwei Gruppen betroffen: Wer Symptome zeigt oder aus Risikogebieten anreist, muss 14 Tage in Quarantäne. Besuch ist verboten, solange er nicht zum eigenen Hausstand gehört. Das würde auch für Rückkehrer aus Bundesländern gelten, die den genannten Grenzwert überschreiten – derzeit ist das aber in keinem Bundesland der Fall. Rückkehrer melden sich unverzüglich bei der Gesundheitsbehörde (zukünftig dann bei der Sozialbehörde). Sollten Symptome auftreten, müssen Betroffene wieder anrufen. Quarantäne-Ausnahmen gelten für ausgewählte Berufsgruppen sowie Auslandsaufenthalte und zwingende Reisen von bis zu fünf Tagen.

Anders als in Hamburg wenden sich Rückkehrer in Schleswig-Holstein beim Gesundheitsamt und informieren bei Symptomen die Gesundheitsbehörden. Die pauschale Quarantäne-Pflicht von Einreisenden aus Drittstaaten wird fallen gelassen. Wer einreisen will, begibt sich eigenverantwortlich für 14 Tage in Quarantäne, sofern man sich nicht auf der Durchreise befindet oder sich weniger als 48 Stunden im Ausland aufgehalten hat. Wer sich aus beruflichen oder medizinischen Gründen in Schleswig-Holstein aufhält, ist auch ausgenommen, falls der Aufenthalt nicht länger als 48 Stunden andauert. Aufgrund der zugespitzten Lage in Schweden empfiehlt die Landesregierung allen Reiserückkehrern, sich testen zu lassen.

Wie entwickeln sich die Corona-Zahlen in Hamburg und Schleswig-Holstein?
In Schleswig-Holstein ist die Ansteckungsrate am niedrigsten. Gerechnet auf 100.000 Einwohner haben die Gesundheitsämter dort in den vergangenen sieben Tagen lediglich 0,3 Neuinfektionen registriert. Hamburg kommt auf einen Wert von 1,7. Beide Bundesländer liegen zurzeit deutlich unter dem Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.

Würde der Grenzwert überschritten, müssten die Landesregierungen über neue Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie beraten. Dafür müssten sich knapp 1400 Schleswig-Holsteiner oder mehr als 900 Hamburger binnen einer Woche anstecken. Seit März haben sich nachweislich 5146 Menschen in Hamburg infiziert – davon sind rund 4800 genesen, teilten die Gesundheitsbehörde und das Robert-Koch-Institut (RKI) mit. 29 Corona-Infizierte werden noch stationär behandeln, davon 14 auf Intensivstationen. Das Institut für Rechtsmedizin zählt unverändert 227 Covid-19-Todesfälle.

In Schleswig-Holstein wurden 3120 Personen positiv auf das Virus getestet, teilte die Landesregierung mit – 2900 Menschen sind laut RKI wieder genesen. Acht Personen werden noch im Krankenhaus behandelt, teilte das Gesundheitsministerium mit. Insgesamt zählt das RKI 151 Covid-19-Todesfälle.

Wenn gute Nachrichten verpuffen: Was passiert, wenn Corona an die Substanz geht?
Kontaktbeschränkungen können psychische Belastungen und Depressionen fördern. „Wer an einzelnen schlechten Tagen eine depressive Stimmung oder Bedrücktheit erlebt, hat aber noch lange keine Depression im psychiatrischen Sinn“, sagt UKE-Professor Jürgen Gallinat.

Betroffene können sich unter anderem an Hausärzte, die Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKE sowie angegliederte Ambulanzen wenden.