Hamburg. Schüler erhalten ihr Abschlusszeugnis im Autokino. Polizei muss erneut im Schanzenviertel Abstandsregeln durchsetzen. Der Newsblog.
Trotz niedriger Neuinfektions-Zahlen beeinflusst die Coronavirus-Krise weiterhin das Leben der Menschen in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Noch nicht alle Branchen und Betriebe können von Lockerungen profitieren. Gerade in Tourismus, Gastronomie und Fernverkehr ist die Sorge groß, durch das Coronavirus nachhaltige wirtschaftliche Schäden zu erleiden.
Optimistisch zeigt sich hingegen Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD): Nach einer Fachtagung, zu der Rabe mehrere Kultusminister anderer Bundesländer sowie Experten am Freitag eingeladen hatte, steht mit großer Wahrscheinlichkeit fest: Hamburgs Grundschüler sowie die Fünft- und Sechstklässler an den weiterführenden Schulen der Hansestadt werden nach den Sommerferien wieder im Regelbetrieb unterrichtet.
Der Corona-Newsblog für Norddeutschland am Sonnabend (13. Juni):
- Schüler erhalten ihr Abschlusszeugnis im Autokino
- Polizei muss im Schanzenviertel Abstandsregeln durchsetzen
- Gute Nachrichten: Coronavirus auf dem Rückzug
- Stegner: Sparkurs in Corona-Krise falscher Weg
- Eine neue Corona-Infektion in Schleswig-Holstein
- Corona: Umsatz-Boom bei Schutzmasken
- Dänemark öffnet weiteren Grenzübergang
- Hamburg: Weitere Lockerungen für Bäder und Pflegeheime
Schüler erhalten ihr Abschlusszeugnis im Autokino
Trotz Corona haben die Absolventen der Internationalen Schule in Hannover eine Abschlussfeier bekommen: Im Autokino auf dem Schützenplatz erhielten die etwa 50 Schülerinnen und Schüler am Sonnabend ihre Zeugnisse. Die Jahrgangssprecher aus den USA, aus Australien und Deutschland hatten lange gebangt, ob sie ihre Abschlussrede überhaupt halten könnten – nun sprachen sie auf großer Bühne.
Zum Schluss standen alle Absolventen in dunkelroten Roben mit Abstand zueinander auf der Bühne. Sie durften ihre Hüte nicht hochwerfen, wie es angelsächsische Tradition ist, aber immerhin schwenken. In etwa 120 Autos voller Gäste wurde begeistert gehupt, wie eine Sprecherin sagte. „Auch das Wetter hat gehalten.“
Die Internationale Schule Hannover Region (ISHR) liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schützenplatz, auf dem Hannover Concerts Autokonzerte und Autokino veranstaltet. „Durch die großzügige Unterstützung von Hannover Concerts wurde es uns dann doch noch ermöglicht, eine würdige, und wohl auch sehr außergewöhnliche Graduation Zeremonie für unseren 2020er Jahrgang feiern zu können“, sagte Stefan Handwerker, Business Director der Schule.
Schleswig-Holstein will weiter auf stufenweise Lockerungen setzen
Schleswig-Holstein setzt bei der Lockerung der Corona-Bestimmungen weiter auf ein stufenweises Vorgehen. Nötig seien Einschränkungen insbesondere hygienischer und kapazitätsmäßiger Art bei der weiteren Öffnung, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. Er verwies auf den Mitte Mai von der Landesregierung vollzogenen Systemwechsel weg von generellen Verboten mit Ausnahmen hin zu grundsätzlichen Erlaubnissen mit Auflagen.
Die aktuelle gültige Verordnung gilt bis 28. Juni. Unabhängig davon prüfe die Landesregierung kontinuierlich, ob die Einschränkungen weiter verhältnismäßig sind oder wieder mehr einschränkende Maßnahmen geboten sind, sagte der Sprecher.
In Schleswig-Holstein drohen wie in anderen Bundesländern bei Verstößen Bußgelder. Verstöße gegen das Kontaktverbot oder private Treffen mit mehr als zehn Teilnehmern kosten laut dem Bußgeldkatalog 150 Euro.
Polizei muss im Schanzenviertel Abstandsregeln durchsetzen
Die Polizei hat in der Nacht zum Sonnabend im Hamburger Schanzenviertel erneut in einer feiernden Menge die Einhaltung der Corona-Abstandsregeln durchgesetzt. Bis zu 600 Menschen hätten sich bei angenehmen Temperaturen am späten Abend an der Kneipenmeile Schulterblatt versammelt, sagte ein Sprecher der Polizei.
Die Abstandsregeln zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie seien vielfach nicht eingehalten worden. „Es waren aber alle friedlich“, sagte der Polizeisprecher. Erst nachdem die Beamten elf Lokalen den Kioskverkauf untersagten, löste sich die Menschenmenge nach Mitternacht auf. „Die Betreiber waren einsichtig“, sagte der Sprecher.
Gute Nachrichten: Coronavirus auf dem Rückzug
Gute Nachrichten für Hamburg: Seit Freitag gibt es keinen neuen Corona-Fall. Damit ist die Zahl der positiv auf das neuartige Coronavirus Getesteten mit 5138 gleich geblieben, wie die Gesundheitsbehörde am Sonnabend auf ihrer Homepage mitteilte. Am Vortag gab es fünf Neuinfektionen. Laut Robert Koch-Institut (RKI) können rund 4800 der seit Beginn der Pandemie nachweislich mit dem Sars-CoV-2-Virus Infizierten inzwischen als genesen betrachtet werden. Demnach gelten noch rund 100 Hamburger als erkrankt.
Das Institut für Rechtsmedizin konnte laut Gesundheitsbehörde unverändert bei 227 Personen eine Sars-CoV-2-Infektion als Todesursache feststellen.
Den Angaben zufolge wurden 29 (minus 2) Corona-Infizierte aus der Stadt und dem Umland stationär in Hamburger Krankenhäusern behandelt, davon 14 (minus 2) auf Intensivstationen.
Mit 1,4 Neuinfizierten pro 100.000 Menschen in Hamburg in den vergangenen sieben Tagen liegt der Wert derzeit weit unter dem Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, ab dem der Senat über erneute Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie beraten müsste. Das wäre bei 900 Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen nötig.
Stegner: Sparkurs in Corona-Krise falscher Weg
Der frühere SPD-Bundesvize Ralf Stegner hat den Umfang der milliardenschweren Finanzpakete in Bund und Ländern zur Abfederung der Corona-Folgen verteidigt. „Das Aufrechterhalten der schwarzen Null würde in der aktuellen Situation eine Schneise der Verwüstung in unsere Daseinsvorsorge schlagen“, sagte Stegner. „Übrigens fast immer auf Kosten derjenigen, die auch in der Krise am stärksten betroffen waren.“
Wenn der Staat aktuell die Lufthansa wegen Systemrelevanz rette, könne dieser Staat auch zwei Milliarden Euro für Familien und jene gesellschaftlichen Gruppen aufbringen, die es jetzt durch die Corona-Krise besonders schwer hätten, sagte Schleswig-Holsteins SPD-Fraktionschef. „Wenn jetzt an der falschen Stelle gespart wird, dann fliegen uns die Folgekosten der Corona-Pandemie erst recht um die Ohren. Und das muss auch allen klar sein, die jetzt mit Verweis auf die Schulden Generationengerechtigkeit anmahnen.“
Stegner verwies auf die Anstrengungen der Bundesregierung, damit Unternehmen trotz der Krise ausbilden. „Es gibt sogar Prämien für Unternehmen, weil wir natürlich wissen: Jeder junge Mensch, der jetzt unverschuldet keine Ausbildung bekommt, wird uns in wenigen Jahren bitter fehlen.“ Der Bruch, den das für viele Lebenswege bedeuten würde, wäre das Gegenteil von Generationengerechtigkeit.
Eine neue Corona-Infektion in Schleswig-Holstein
In Schleswig-Holstein hat sich die Zahl der offiziell bestätigten Infektionen mit dem neuen Coronavirus um einen Fall erhöht. Die Landesregierung gab die Gesamtzahl auf ihrer Webseite am Sonnabend unter Berufung auf das Robert Koch-Institut mit Stand Freitagabend mit 3119 an. Diese Zahl blieb im Vergleich zum Vortag dennoch gleich, weil sich ein Fall aus Segeberg doch nicht bestätigt hat.
Die Zahl der Toten im Zusammenhang mit dem Coronavirus stieg im nördlichsten Bundesland um zwei weitere Fälle auf 150. Rund 2900 Infizierte gelten als wieder gesund. In Krankenhäusern wurden nach dem jüngsten Stand aktuell acht an Covid-19 Erkrankte behandelt.
Corona: Umsatz-Boom bei Schutzmasken
Das Geschäft mit Schutzmasken in der Corona-Kise boomt. Von Januar bis Ende Mai sind Umsätze und Preise von Atem- und Mundschutz rasant gestiegen, wie aus Daten des Marktforschungsunternehmens Nielsen hervorgeht. Den stärksten Umsatzzuwachs mit nahezu 14.200 Prozent gab es demnach beim Verkauf im Großhandel.
Der Preis pro Schutzmaske erhöhte sich dort im Schnitt um rund 509 Prozent. Auch die Lebensmittel- und Drogeriemärkte verzeichneten mit knapp 8000 Prozent ein starkes Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei Preiserhöhungen um etwa 254 Prozent.
Die Bilder zur Corona-Krise:
„Schutzmasken sind in Windeseile aus der Nische für spezielle Anwendungsfälle zum neuen Alltagsprodukt geworden“, sagte Bettina Arleth, Handels-Expertin bei Nielsen. Grund für das enorme Plus sei die Verfügbarkeit im April, aber auch der Preisanstieg durch die hohe Nachfrage. Der Mundschutz sei bis zur Corona-Pandemie vor allem von staubgeplagten Handwerkern oder im medizinischen Bereich genutzt worden – heute sehe die Welt ganz anders aus, sagte Arleth.
Dänemark öffnet weiteren Grenzübergang
Dänemark hat am Sonnabendmorgen einen weiteren Grenzübergang geöffnet, um die anderen drei bislang geöffneten Kontrollstellen wegen des ab Montag zu erwartenden Touristenansturms zu entlasten. Der Übergang bei Padborg sei nun täglich von 7 bis 23 Uhr offen, teilte die dänische Polizei mit. Sie wies darauf hin, dass immer noch vollständig kontrolliert werde, obwohl von Montag an mehr Menschen das Recht haben, nach Dänemark einzureisen. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass es zu Warteschlagen kommen könne.
Ab Montag dürfen deutsche, norwegische sowie isländische Urlauber wieder nach Dänemark, sofern sie mindestens sechs Übernachtungen außerhalb Kopenhagens gebucht haben. Es werden deutsche Gäste in rund 14.000 gebuchten Ferienhäusern erwartet, darunter allein 5300 in Südjütland, wie der dänische Rundfunksender DR vor einigen Tagen unter Verweis auf Zahlen des zuständigen Branchenverbandes berichtete. Einwohner Schleswig-Holsteins dürfen von Montag an nach Angaben des dänischen Justizministerium zudem ohne triftigen Grund wieder nach Dänemark einreisen.
Hamburg: Weitere Lockerungen für Bäder und Pflegeheime
Ab Montag werden die Besuchseinschränkungen in den Hamburger Pflegeheimen weiter gelockert. Pünktlich zum warmen Wetter dürfen auch die Außenbereiche der Kombibäder wieder öffnen. Das hatte der Senat in der vergangenen Woche angesichts weiter niedriger Neuinfektionen mit dem Coronavirus in der Stadt beschlossen. Am Donnerstag sollen dann auch die Kitas wieder in einen eingeschränkten Regelbetrieb gehen.
Pflegeheimbewohner dürfen pro Woche jetzt drei statt bisher eine Stunde Besuch empfangen. Außerdem können drei statt bisher nur ein Besucher pro Woche nach vorheriger Anmeldung und Terminvergabe in die Einrichtung kommen. Möglich wurde die Lockerung durch ein deutlich geringeres Infektionsgeschehen in den Einrichtungen. So war die Zahl der Pflegeheime mit positiv getesteten Bewohnern in den vergangenen Wochen bis zum Dienstag von 40 auf zwei zurückgegangen, in denen drei Infizierte lebten. In Hochzeiten waren es knapp 500.
Von Montag an darf auch in den Außenbereichen der sogenannten Kombibäder wieder gebadet werden. Die Bäder mit einem Hallenbereich und einem oder mehreren Außenbecken – wie etwa im Kaifu-Bad in Eimsbüttel – waren bislang wie auch die reinen Hallenbäder geschlossen.