Hamburg. Das Uni-Gebäude gilt wegen der Verzögerungen als zweite Elbphilharmonie. Vier Jahre nach Baubeginn fehlt fester Zeitplan.

Es wird teurer, dauert länger, und viele Fragen sind offen: Das sogenannte Haus der Erde der Universität Hamburg, das derzeit auf dem Campus an der Bundesstraße entsteht, wird immer mehr zum Sorgenkind. Eigentlich sollten hier schon längst Studenten der Klimaforschung und Geowissenschaften lernen. Doch das ist bisher nicht in Sicht.

Das Haus der Erde zählt mit den ursprünglich veranschlagten Baukosten von 176 Millionen Euro zu den größten Investitionsprojekten der Stadt. Doch so richtig lag von Anfang an kein Segen auf dem Vorhaben. Das fängt schon damit an, dass das markante Eckgebäude eigentlich im Herbst 2019 fertiggestellt werden sollte. Doch schnell wurde klar, dass das nicht klappen würde. Als neues Datum wurde schließlich Dezember 2020 avisiert, aber auch das Datum ist wieder hinfällig. Und einen neuen Termin kann derzeit keiner der Verantwortlichen nennen.

Im vergangenen Jahr waren Probleme und Baumängel bekannt geworden, als es hieß, dass ein Teil der Gebäudetechnik neu geplant werden müsse. Der Senat erklärte, die Leistungsverweigerung des Auftragnehmers für die Gewerke Sanitär, Lüftung und Kälte sei der Grund für die Verzögerung gewesen. Schließlich hatte man ein neues Büro für die Planung der Gebäudetechnik beauftragt. Der Umfang der zu überarbeitenden Planungen sei „erheblich“.

Keine neuen konkreten Pläne, sondern nur neue Probleme

Schließlich hieß es, im ersten Quartal dieses Jahres solle ein neuer Zeitplan bekannt gegeben werden. Doch davon kann derzeit keine Rede sein. Laut der Antwort des Senats auf eine schriftliche Kleine Anfrage des CDU-Abgeordneten Thilo Kleibauer gibt es derzeit keine neuen konkreten Pläne – sondern nur neue Probleme. So teilte der Senat mit, dass sich die Arbeit mit dem Architekten und dem mit der Planungskoordination und technischen Ausrüstung beauftragten Büro als „zunehmend schwierig“ erwiesen habe.

So ist von einer „qualitativen und quantitativen Reduzierung der Personalkapazitäten“ die Rede. Probleme, die der Realisierungsträger, in diesem Fall die städtische GMH (Gebäudemanagement Hamburg GmbH), nicht habe kompensieren können. Kurz: Die Zusammenarbeit wurde aufgekündigt. Bereits zum zweiten Mal ist es damit zu einem derartigen Zerwürfnis gekommen, das Folgen haben dürfte.

So müssten laut Senat die Leistungen nun kurzfristig neu vergeben werden: „Erst nach Vergabe und Einarbeitung des neuen Planungspartners ist es möglich, die Gesamtplanung abzuschließen.“ Welche Folgen das für die Mehrkosten und den Zeitplan hat, ist derzeit noch völlig ungewiss. Klar ist nur: Für große Teile der anstehenden Arbeiten sind die entsprechenden Gewerke noch nicht vergeben. Konkret geht es um Ausbauarbeiten, Dachdichtungsarbeiten und die Hüllen der Dachzentralen, die Lüftungs- und Kälteanlagen, sämtliche Leistungen für eine dritte Lüftungszentrale sowie die Außenanlagen. Laut Finanzbehörde werde die Planungsüberarbeitung noch weitere Zeit in Anspruch nehmen. „Die erforderliche Koordination zwischen den Gewerken ist derzeit nur eingeschränkt möglich.“ Auch die Ermittlung der Gesamtkosten dauere noch an.

Für die Uni ist die Verzögerung mit großen Problemen verbunden

Für die Universität ist die Verzögerung mit großen Problemen verbunden. „Es ist davon auszugehen, dass Forschungsprojekte teilweise nur in eingeschränkter Form durchgeführt werden können“, erklärte die Uni auf Nachfrage.

Dazu der CDU-Abgeordnete Kleibauer: „Das Ganze erinnert tatsächlich an die Probleme, die es einst bei der Elbphilharmonie gab. Auch beim Haus der Erde läuft vieles aus dem Ruder.“ Erschreckend sei, dass vier Jahre nach Baubeginn keine Planungen vorliegen und dass die Planungsbüros ausgetauscht worden seien. Seine Befürchtung: „Da drohen gewaltige Mehrkosten für die Stadt. Und das ist ein schlechtes Zeichen, auch, weil es sich hier ja nicht um das einzige Bauprojekt der Uni handelt.“

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In der Tat ist das Haus der Erde nur eines von vielen Bauvorhaben der Universität. In den beiden kommenden Jahrzehnten sollen laut Finanzsenator Andreas Dressel 2,6 Milliarden Euro in den Hochschulbau investiert werden, „um auch baulich unsere Hochschulen in den Zustand zu versetzen, dass exzellente Lehre und Forschung auch in exzellenten Gebäuden“ stattfinden könne.

Neben dem Haus der Erde entsteht auf dem Campus an der Bundesstraße auch das MIN-Forum. Die Baugrube wurde ausgehoben, die Übergabe ist für 2023 geplant. „Vorbehaltlich der noch zu bewertenden Corona-Krise halten wir die Kosten- und Terminziele derzeit noch für möglich“, so die Finanzbehörde. Ausstehend ist die Modernisierung des Geomatikums. Diese könne erst folgen, wenn die anderen Bauvorhaben an der Bundesstraße abgeschlossen seien. Einen Bauauftrag gibt es noch nicht.