Hamburg. Fünf Hamburger Freibäder sind unter Auflagen wieder geöffnet. Halten sich alle an die Regeln, könnten Hallen- und Kombibäder folgen.
Es ist ein besonderer Zauber, der an diesem Vormittag im Freibad Aschberg in Hamm herrscht. Ruhe und Freude liegen in der Luft. Dass es so leise ist, liegt auch an der Tageszeit. Am Nachmittag, als die Jugendlichen ausgeschlafen haben, ist sie dann wieder da, die Freibad-Geräuschkulisse mit dem üblichen Gekreische.
Nur die Sprünge vom Drei- oder Fünfmeterturm fallen weg, weil die Türme und die Wasserrutschen gesperrt sind. Der erste Freibadbesuch in Corona-Zeiten ist anders und hat seine Vorteile.
1,50 Meter sind vorgeschrieben, doch der Abstand der Gäste zueinander auf der Grünfläche ist meist größer. Knapp 800 Besucher haben sich auf der Grünfläche im Freibad Aschberg verteilt. Hier das sonnenhungrige Paar, das auf mitgebrachten Campingstühlen Zeitung liest und nicht so aussieht, als würde einer von beiden noch ins Wasser gehen. Dort der Muskelmann in Badeshorts, der auf sein Handy blickt und sich sonnt. Hier die Frau, die ihr Buch liest und den Sonnenschein auf dem Rücken genießt.
Schwimmbäder geöffnet – Nadelöhr Toiletten
Seit fast drei Monaten sind Hamburgs Schwimmbäder bereits geschlossen, am Dienstag öffneten die Freibäder erstmals nach der coronabedingten Pause. Bei Sonnenschein und Temperaturen um die 26 Grad waren die fünf reinen Sommerfreibäder an ihrem ersten Öffnungstag gut besucht.
„Hier läuft alles so, wie wir es uns erhofft haben“, sagte Bäderland-Sprecher Michael Dietel. Das bedeutet: Es wurde weder auf den Wiesen noch im Wasser zu voll. Nach Rechnung der Experten sind ohnehin zwei Drittel der Schwimmbadbesucher auf der Wiese und lediglich ein Drittel im Wasser. Das Nadelöhr sind die Eingänge, Umkleidekabinen und die Toiletten. Daher sind Toiletten und Umkleiden in einigen Bädern geschlossen. In Aschberg beispielsweise müssen sich die Gäste auf der Wiese umziehen und auf mobile Toiletten gehen.
In einigen Bädern war das zur Verfügung stehende Kontingent an Eintrittskarten am Mittag bereits ausgeschöpft. Geöffnet haben die Sommerfreibäder Aschberg, Marienhöhe, Osdorfer Born, Neugraben und Rahlstedt. Natur-, Hallen- und Kombibäder wie das Kaifu-Bad in Eimsbüttel bleiben noch geschlossen.
Besucher können vormittags oder nachmittags kommen
Zwei Zeitfenster stehen Besuchern zur Auswahl, sodass im Schnitt 600 Gäste gleichzeitig im Bad sind, in den größeren Bädern sogar bis zu 800. Sie können von 10 bis 14 Uhr oder von 15 bis 19 Uhr ins Freibad, also jeweils bis zu vier Stunden lang. Die Eintrittskarten müssen derzeit online mit persönlichen Angaben bei Bäderland gekauft werden. Spontan an der Kasse zu bezahlen, ist nicht möglich.
Die Kartenbestellung für eine Erwachsene und die drei Mädels, die an diesem Dienstagvormittag keinen der zwei Präsenztage an ihrer Schule haben, ging am Vortag völlig unkompliziert. An der Kasse noch Hände desinfizieren, den QR-Code vorzeigen und rauf auf die Wiese. An Land, im Wasser und am Beckenrand gilt: 1,50 Meter Abstand halten. Kennt man schon, ist nicht mehr neu.
Die zwölf Jahre alten Freundinnen Alva, Emmie und Lizz aus Eimsbüttel wollen sofort ins Wasser. Die kalte Dusche vorab entfällt, weil die Duschen teilweise abgestellt sind. Im Einbahnstraßensystem geht es durch das leere Fußbecken zu den großen Schwimmbecken.
Einfach rein und Rücksicht nehmen
Wie lange waren wir nicht mehr schwimmen? Gefühlte Ewigkeiten ist das her. Als Erwachsener ist man ein wenig unsicher: Wie darf man hier die Bahnen schwimmen? Im Kreis? Auf einer Spur? Groß ist die Sorge, etwas in Corona-Zeiten falsch zu machen. Bademeister Attila Yilmaz gibt Entwarnung: Einfach rein und Rücksicht nehmen, Abstand halten. So wie immer eigentlich. 19 Grad fühlen sich an wie 15 Grad, eine Bahn, dann ist der Kältereiz nicht mehr auszuhalten. „Auf die richtige Atmung kommt es an“, sagt Yilmaz. Nein, bloß raus. Kein Wunder, dass so wenig Gäste im Wasser sind bei diesen Temperaturen! Der viele Platz auf der Wiese und im Schwimmbecken ist jedenfalls eine angenehme Corona-Begleiterscheinung.
Am Kiosk hat sich inzwischen eine Schlange gebildet. Ein normaler Mittag im Freibad. Die Pommes gibt es für 2,80 Euro. Um 14 Uhr müssen alle raus, dann wird die Anlage bis um 15 Uhr desinfiziert. Und die zweite Besucherschicht kann kommen. Der Sicherheitsdienst hat auch erst am Nachmittag gut zu tun, als sich eine 50 Meter lange Schlange vor dem Eingang bildet.
Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde
- Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum, und halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen
- Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
- Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
- Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
- Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden
Wenn es weiter so gut läuft und sich alle an die Regeln halten, hofft Bäderland-Sprecher Michael Dietel, könnten die Hallenbäder auch wieder öffnen für den Schwimmunterricht und den Vereinssport. Wann die Hallen- und Kombibäder geöffnet werden, steht noch nicht fest. In der kommenden Woche wird eine erste Bilanz gezogen.