Hamburg. Behörden suchen Kontaktpersonen nach Ausbrüchen. Infektiologe plädiert für Schule ohne Abstandsregeln. Der Corona-Newsblog.

Das Coronavirus ist noch nicht verschwunden. Während viele Menschen nach den Lockerungen die Pfingsttage an Nord- und Ostsee genießen, suchen die Behörden in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen nach mehreren kleinen Corona-Ausbrüchen im Landkreis Leer, in Göttingen und in Bremerhaven weiter nach Kontaktpersonen.

Die täglichen Neuinfektionen in Hamburg bewegen sich weiter im einstelligen Bereich. Am Montag hat die Gesundheitsbehörde acht neue Covid-19-Fälle in der Hansestadt gemeldet.

Die Corona-News für Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen:

Polizei Hamburg zählt 650 Verstöße gegen Corona-Regeln

Am sonnigen, warmen und langen Pfingstwochenende haben sich tausende Hamburger draußen aufgehalten – und längst nicht immer an die weiterhin geltenden Corona-Regeln gedacht. Die Polizei Hamburg hat bis zum frühen Montagabend rund 650 Verstöße erfasst. Zum überwiegenden Teil, so der Lagedienst der Polizei, habe es sich um Verstöße gegen die Abstandsregeln gehandelt, besonders gravierende Fälle von Regelverstößen seien bisher nicht bekannt.

Zahl der Neuinfektionen in Hamburg bleibt niedrig

Am Montag meldet die Hamburger Gesundheitsbehörde acht weitere Neuinfektionen in Hamburg. Damit steigt die Gesamtzahl der Corona-Infizierten in der Hansestadt seit Beginn der Pandemie auf 5096. 4700 davon gelten laut Robert-Koch-Institut als bereits genesen.

Einen neuen Todesfall hat es seit der Meldung vom Sonntag nicht gegeben. Das Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf hat bislang bei 225 Personen eine Sars-CoV-2-Infektion als Todesursache festgestellt. Stationär behandelt werden 43 Patienten (Stand 29.5.), davon 21 auf einer Intensivstation.

Damit bewegt sich das Infektionsgeschehen in der Hansestadt weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Am Vortag hatte die Gesundheitsbehörde sieben neue Fälle gemeldet, am Sonnabend waren es sechs.

Niedersachsen zahlt 825 Millionen Euro Corona-Soforthilfen

Niedersachsen hat seit März mehr als 825 Millionen Euro an Corona-Soforthilfen für Unternehmen und Selbstständige ausgezahlt. Das teilte Landeswirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) am Sonntag zum Ende des Förderprogramms mit. Die Hilfen seien von der NBank auf Basis von mehr als 148.000 Anträgen ausgezahlt worden, sagte der Minister. Hinzu kommen demzufolge etwa 6400 Anträge auf Liquiditätskredite in Höhe von rund 270 Millionen Euro.

Ab Juni solle es ein neues Programm der Bundesregierung geben. „Dass das neue Programm des Bundes auf Unternehmen mit bis zu 249 Mitarbeitern ausgeweitet werden soll, begrüße ich sehr, da zunehmend auch größere mittelständische Betriebe durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie in existenzielle Schwierigkeiten geraten“, sagte Althusmann. Das Land wolle einen zweiten Nachtragshaushalt vorschlagen, um die Wirtschaft weiter zu unterstützen.

Viel weniger Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten in Notaufnahmen

Seit Beginn der Corona-Pandemie sind aus Sorge vor einer Ansteckung deutlich weniger Patienten mit einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt in den Hamburger Notaufnahmen gekommen. „Das dominierende Phänomen, das wir erlebt haben, war einfach das Thema Angst. Die Leute waren und sind immer noch extrem verunsichert“, sagte Stephan Willems, Chefarzt Kardiologie an der Asklepios-Klinik in St. Georg, der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Die Angst, sich anzustecken sei so groß gewesen, dass Betroffene das Krankenhaus lieber gemieden hätten. Sie hätten das Krankenhaus gleichgesetzt mit einer Covid-19-Infektion.

Das Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE) hat im Vergleich zum Vorjahreszeitraum teilweise einen drastischen Rückgang der Patientenzahlen registriert. „Wir haben am UKE wochenweise die Schlaganfallzahlen aufgearbeitet und dabei ist deutlich geworden, dass wir etwa ab dem 18.3. bis zu 50 Prozent weniger Patienten mit Schlaganfällen auf unserer Stroke Unit hatten“, sagte Christian Gerloff, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie am UKE.

Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

  • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum, und halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen
  • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
  • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
  • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
  • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden

Dieser Trend habe sich bis Mitte April fortgesetzt. Auch bei den Asklepios-Kliniken sind die Zahlen spürbar gesunken. So seien – basierend auf gemittelten Zahlen aus den Jahren 2018 und 2019 – vom 23. März bis zum 26. April 115 Herzinfarktpatienten weniger eingeliefert worden. Das entspricht einem Rückgang um 37,4 Prozent.

Patienten sollen mit Beschwerden in die Notaufnahmen gehen

Kardiologe Willems appellierte deshalb eindringlich an Betroffene und ihre Angehörigen: „Es ist extrem wichtig, dass die Patienten wissen, dass sie auch in einer Situation, in der sich Infektionskrankheiten ausgebreitet haben, mit ihren herz- und schlaganfallartigen Beschwerden sicher in die Notaufnahmen gehen können.“ Man könne sich zudem überall anstecken.

„Aber es gibt kein erhöhtes Risiko in den Notaufnahmen, weil die sofort die Patienten trennen.“ In beiden Hamburger Häusern ist seit Anfang Mai ein Trend zur Normalisierung erkennbar. UKE-Klinikdirektor Gerloff: „Insofern sind wir nun wieder zuversichtlich, dass die Notfallversorgung sich stabilisiert und Patienten wieder unverzüglich den Rettungsdienst anrufen, wenn es ihnen schlecht geht.“

Mehr als 1000 Verstöße gegen Corona-Auflagen im Norden

Polizei und Ordnungsämter in Schleswig-Holstein erfassen täglich im Land durchschnittlich rund 15 Verstöße gegen die Corona-Auflagen. Das geht aus Angaben des Landeskriminalamtes hervor. Wie das LKA der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, wurden seit März 1148 Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz registriert. Davon waren 717 Ordnungswidrigkeiten und 431 Straftaten.

Touristen am vergangenen Sonnabend am Timmendorfer Strand.
Touristen am vergangenen Sonnabend am Timmendorfer Strand. © picture alliance/Axel Heimken/dpa

In den meisten Fällen wurde der Mindestabstand nicht eingehalten. In wenigen Fällen wurde laut LKA im gewerblichen Bereich gegen die Auflagen verstoßen oder eine angeordnete Quarantäne nicht eingehalten. Die meisten Verstöße gab es an Wochenenden und Feiertagen. Angaben zur Zahl der betroffenen Personen und ihrer Altersstruktur sowie zur Summe der Bußgelder sind laut LKA nicht möglich.

570 Millionen Euro Finanzhilfen für Betriebe im Norden

Der Bund und das Land Schleswig-Holstein haben notleidende Betriebe in der Corona-Krise bisher mit rund 570 Millionen Euro unterstützt. Der größte Anteil entfällt mit 365 Millionen auf Soforthilfen des Bundes für Betriebe bis zehn Mitarbeitern. Das geht aus einer Übersicht des Wirtschaftsministeriums in Kiel hervor. Demnach hat jeder zweite dazu berechtigte Betrieb einen Antrag gestellt. Dieses Programm war bis zum 31. Mai befristet.

Der zweite große „Brocken“ ist der mit 300 Millionen Euro Landesgeld ausgestattete Mittelstandssicherungsfonds für nahezu zinslose und lange Zeit tilgungsfreie Kredite an Hotels und Gaststätten. Hier sind bisher 155 Millionen Euro geflossen. In diesem Segment hat gut jeder zehnte Betrieb diese Hilfe beantragt. Nach jüngstem Stand liefen die bisherigen Anträge auf eine Ausschöpfung der zur Verfügung stehenden Mittel von 58 Prozent hinaus.

Über ein Soforthilfeprogramm des Landes für Betriebe mit 10 bis 50 Beschäftigten flossen bisher gut 50 Millionen Euro und ein Drittel der bereitstehenden Summe. Hier zeichnet sich mit den bisher eingegangen Anträgen eine Ausschöpfungsquote von rund 50 Prozent ab.

Laut Wirtschaftsministerium wurden 1400 Anträge zum Soforthilfeprogramm des Bundes abgelehnt und 700 zurückgezogen. 1,7 Millionen Euro seien zurückgezahlt worden.

Infektionsmediziner: Schule ohne Abstandsregeln jetzt vertretbar

Die Wiedereinführung von Schulunterricht ohne Abstandsregeln in der Corona-Krise ist nach Auffassung des Kieler Infektionsmediziners Helmut Fickenscher gerade vor den Sommerferien ein guter Zeitpunkt. „Die bisher erfolgreiche Eindämmung des Virus macht dies vertretbar und man kann in den wenigen Wochen bis zu den Ferien Erfahrungen sammeln, bei Gefahrensituationen gegensteuern und hat die langen Ferien als zeitlichen Sicherheitspuffer“ sagte Fickenscher.

„Das ist besser, als nach den Ferien ohne eine solche Erprobungsphase ins neue Schuljahr ohne Abstandsregeln zu starten und dann möglicherweise in schwierige Situationen zu kommen.“ Fickenscher ist Direktor des Instituts für Infektionsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten.

In Schleswig-Holstein sollen vom 8. Juni an alle Grundschüler wieder in ihren Klassen ohne Abstandsregeln unterrichtet werden. Noch vor den dort am 29. Juni beginnenden Sommerferien sollen zudem alle Schüler aller Schularten zumindest tageweise zusammen kommen. Ab Mitte Juni peilt auch Sachsen-Anhalt für Grundschüler einen Betrieb in voller Klassenstärke an. In Baden-Württemberg ist das ab Ende Juni geplant.

Drei neue Corona-Infektionen in Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein hat sich die Zahl der offiziell bestätigten Infektionen mit dem Coronavirus nach Angaben der Landesregierung innerhalb eines Tages um drei auf 3095 erhöht. Wie die Landesregierung auf ihrer Website unter Berufung auf das Robert Koch-Institut mit Stand Sonntagabend weiter mitteilte, gab es keine neuen Gestorbenen im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Bisher gibt es 145 Tote in Schleswig-Holstein. Rund 2900 Infizierte gelten inzwischen wieder als gesund. 18 Covid-19-Erkrankte werden noch in Krankenhäusern behandelt.

Corona-Ausbruch in Göttingen: 310 Kontaktpersonen identifiziert

Nach dem Corona-Ausbruch im Zusammenhang mit mehreren Feiern in Göttingen arbeiten die Behörden weiterhin mit Hochdruck daran, Kontaktpersonen ausfindig zu machen. Mit Stand Sonntagabend waren 170 Kontaktpersonen ersten Grades in Stadt und Kreis Göttingen identifiziert, darunter Dutzende Kinder und Jugendliche. Bislang sind 36 Personen positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden.

Etwa 140 weitere Kontaktpersonen fallen in die Zuständigkeit anderer Gesundheitsämter, die umgehend informiert worden seien, teilte die Stadt Sonntagabend mit. Außerdem hieß es am Sonntagabend, der Stadt lägen Hinweise vor, nach denen das Infektionsgeschehen unter anderem in einer Shisha-Bar erfolgt sein könnte.

Lesen Sie hier den Newsblog von Sonntag, 31. Mai