Hamburg. SPD und Grüne einigen sich auf umfangreiche Umgestaltung des Areals. Stadt gründet eigenes Unternehmen für Sportanlagen.

Als Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), vor fünf Jahren erstmals den Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein (OSP) im Stadtteil Dulsberg besuchte, sprach er später von einem „Hinterhof-OSP“. OSP-Leiterin Ingrid Unkelbach hat die Worte bis heute nicht vergessen. Und offensichtlich auch Hamburgs Sportsenator Andy Grote (SPD) nicht, obwohl er damals noch nicht im Amt war.

Geht es nach dem Willen von SPD und Grünen, soll sich das Erscheinungsbild der Einrichtung in den nächsten vier Jahren grundlegend ändern. „Der OSP am Alten Teichweg ist das Herz des olympischen Leistungssports in Hamburg, aber noch nicht dessen Schaufenster“, sagte Grote nach den Koalitionsverhandlungen zum Sport. Beide Parteien einigten sich auf den umfangreichen Aus- und Umbau des Stützpunktes.

Es soll der ganz große Wurf werden: mit einem Haus der Athleten, das mit einem Hotelbetrieb kombiniert wird, darunter eine Tiefgarage, ein Gebäudekomplex mit modernen Kraft- und Di­agnoseräumen, mit bester physiotherapeutischer und sportmedizinischer Ausstattung. Das Beachcenter, die 2019 eingeweihte Handball- und Judohalle sowie die vor sechs Jahren modernisierte Schwimmhalle bleiben erhalten, der Rest wird nach und nach abgerissen, darunter das seit drei Jahren leer stehende Aqua-Sport-Hotel.

Das Sport-Internat an der Nordschleswiger Straße mit Wohnungen für 25 Athleten wird nach Fertigstellung des OSPs geschlossen. Während der Bauphase soll der Sportbetrieb halbwegs ungestört weiterlaufen, was eine erheb­liche logistische Herausforderung darstellt und zusätzliche Kosten verursacht.

Bund beteiligt sich an Millionen-Kosten

„Wir haben zuletzt auf dem Gelände immer nur Teile saniert oder neu errichtet, jetzt soll es zusammen mit der benachbarten Stadtteil- und Eliteschule des Sports und der dortigen Grundschule ein Ensemble aus einem Guss werden, das den Anforderungen des Leistungssports auch in den nächsten Jahrzehnten genügt“, sagt Grote. „Dieses Leuchtturmprojekt ist unser Bekenntnis zum Leistungssport und zum Stadtteil Dulsberg.“

Für die Umsetzung gründet die Stadt unter dem Dach GMH eine neue Sparte, die Gebäudemanagement Hamburg (GMH) Sport GmbH, die sich künftig um den Bau und Betrieb öffentlicher Sportinfrastruktur in Hamburg kümmern soll und vom Schwesterunternehmen Schulbau Hamburg (SBH) profitiert, das bereits jahrelange Erfahrung auf dem Gebiet des Turn- und Sporthallenbaus gesammelt hat.

Ursprünglich war die ebenfalls stadteigene Bäderland GmbH, der das Grundstück zwischen Alter Teichweg und Eulenkamp noch gehört, für die Realisierung dieses Projekts vorgesehen. Das Areal muss jetzt an die GMH Sport übertragen werden.



Das Hamburger Studio Andreas Heller GmbH Architects & Designers hatte im vergangenen Jahr den städtebaulichen Wettbewerb gewonnen, der Siegerentwurf ist in der Grafik oben zu sehen. Aufgabe war es, die fehlende räumliche Verknüpfung zwischen der Eliteschule des Sports, der Grundschule und dem OSP herzustellen, einen gemeinsamen Zugang und Synergien zu schaffen. Bei der Darstellung handele es sich aber nur „um die Richtschnur der baulichen Entwicklung“, deren Details noch diskutiert werden müssen, betonte das Landessportamt auf Abendblatt-Nachfrage.

Bisher kein Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben

Über die Gesamtkosten kann derzeit bloß spekuliert werden, weil bisher kein Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben ist. Ein zweistelliger Millionenbetrag wird es werden, wohl mindestens 40 bis 50 Millionen Euro. Einen Teil der Finanzierung soll der Bund tragen, der die Planungen kennt und begrüßt. Auch wann der Umbau abgeschlossen sein wird, ist offen.

„Ich hoffe, ich werde das in meiner Amtszeit noch erleben“, sagt OSP-Leiterin Unkelbach (60), die zwei Jahre nach dem nächsten Olympiazyklus, der mit den Sommerspielen 2024 in Paris endet, in Rente gehen will. „Auf jeden Fall gibt dieser Beschluss der Koalitionäre dem Stellenwert und Ansehen des Hamburger OSP weiteren Rückenwind“, sagt sie.

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    Sportsenator Grote kann sich für das neue Hotel in Kombination mit dem Haus der Athleten, einer temporären oder dauerhaften Unterbringung für Spitzensportler, auch einen privaten Betreiber vorstellen, der die Einrichtungen für zum Beispiel Managerseminare anbietet. Zu den potenziellen OSP-Gästen könnten – wie schon in der Vergangenheit – ausländische Nationalmannschaften gehören, ebenfalls deutsche Kaderathleten. Kurze Wege zwischen Unterbringung und Sportstätten erhöhen erheblich die Attraktivität des Standortes.

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    Die 13 Olympiastützpunkte in Deutschland sind Serviceeinrichtungen. Sie bieten den Spitzenverbänden vor allem Trainingsmöglichkeiten, trainingswissenschaftliche Expertise, Physiotherapie, medizinische Versorgung und Laufbahnberatung. Am OSP Hamburg/Schleswig-Holstein gibt es aktuell sieben Schwerpunktsportarten: Badminton, Beachvolleyball, Hockey, Rudern, Segeln, Schwimmen und Rollstuhlbasketball als paralympische Disziplin. 35 Mitarbeiter betreuen 300 Kaderathleten. Der Jahresetat beträgt rund zwei Millionen Euro.

    Laura Ludwig (r.) und ihre Partnerin Margareta Kozuch (l.) freuen sich auf ihre neue Trainingsanlage in Dulsberg. In ihrer Seite steht Sportsenator Andy Grote (SPD).
    Laura Ludwig (r.) und ihre Partnerin Margareta Kozuch (l.) freuen sich auf ihre neue Trainingsanlage in Dulsberg. In ihrer Seite steht Sportsenator Andy Grote (SPD). © dpa | Christian Charisius

    Die Investitionen lohnen sich. 48 Sportler des OSP Hamburg/Schleswig-Holstein starteten bei den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro. Die Bilanz: zwei Gold-, drei Silber-, zwei Bronzemedaillen, dazu Bronze für die deutschen Hockeydamen und -herren sowie die Handballer mit Hamburger OSP-Beteiligung. Nach dem Olympiasieg der HSV-Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig/Kira Walkenhorst erhielt die Stadt Ende 2016 den Zuschlag für den Leitstützpunkt Beachvolleyball.

    Und im Zuge der DOSB-Leistungssportreform ist der Hamburger OSP weiter aufgewertet worden und hat als einer der wenigen keine finanziellen Kürzungen hinnehmen müssen, sondern sogar mehr Geld erhalten.

    Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

    • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
    • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
    • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
    • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
    • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden