Hamburg. Fragen wie “Schmeckt es Ihnen“ könnten weggfallen. Dehoga schlägt Lokalen und Hotels Regeln vor. Kritik von Steffen Henssler.

Nach den wochenlangen Schließungen wegen der Corona-Pandemie gibt es in immer mehr Bundesländern konkrete Termine, zu denen Hotels und Gastronomie – zumindest eingeschränkt – wieder öffnen dürfen. In Schleswig-Holstein nannte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Donnerstag den 18. Mai als Termin, auch Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) stellte für die Hansestadt diesen Tag in Aussicht.

Wie ernst die wirtschaftliche und emotionale Lage für die Gastronomen inzwischen ist, zeigen mehrere Hamburger Beispiele: Das Restaurant Die Bank hat bereits Insolvenz beantragt, und Tim Mälzer schilderte am Dienstag – noch vor dem Bund-Länder-Gipfel und den konkreten Lockerungsterminen – sichtlich berührt bei Markus Lanz, dass er zwar die Bullerei durch die Krise führen könne: "Ich habe aber auch Läden, die für mich rein faktisch jetzt geschlossen werden müssten, weil mir jegliche unternehmerische Vision fehlt, in irgendeiner Form aktiv zu bleiben." Er stütze diese Projekte bereits aus seinem Privatvermögen, aber angesichts der "Perspektivlosigkeit" ginge ihm die positive Einstellung langsam verloren.

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Der Hamburger Koch Steffen Henssler zeigte sich ebenfalls dünnhäutig. In einem Facebook-Post wetterte er gegen die Hygiene-Vorschläge des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) und behauptete, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes habe "null Nutzen" (selbst eine einfache Stoffmaske hilft beim Fremdschutz, weil sie Tröpfchen auffängt, die sich sonst im Raum verteilen würden).

Die Ideensammlung des Dehoga für die Wiedereröffnung

Der Dehoga hat auf Bundesebene eine sogenannte Ideensammlung veröffentlicht, in der die Mitglieder Tipps und Hinweise finden, unter welchen veränderten Bedingungen sie ihre Betriebe wieder öffnen können. Dort heißt es: "Der Schutz von Gästen und Mitarbeitern vor Ansteckung wird weiter und noch für längere Zeit eine extrem wichtige Rolle spielen. Denn weder das Coronavirus noch die Angst vor Infektionen werden verschwunden sein. Ganz unabhängig von den Bestimmungen der Corona-Verordnungen der Bundesländer und der amtlichen Vorgaben des Arbeitsschutzes gilt es also, sich im Betrieb vorzubereiten."

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Das siebenseitige Papier listet eine lange Reihe von Vorschlägen zur Minimierung des Infektionsrisikos und zur Verbesserung der Hygiene in Restaurants und Hotels auf.

Dehoga betont: Vorschläge, keine Vorgaben

Diese seien aber nicht als Handlungsaufforderung zu verstehen: "Einzelne Maßnahmen mögen für einzelne Betriebe sogar zu oberflächlich, unangemessen oder sogar ungeeignet sein. Die Übersicht will denjenigen, die das betriebliche Sicherheits- und Hygienekonzept planen, festlegen und umsetzen müssen, Anregungen geben. Diese können und müssen individuell entschieden, angepasst oder ergänzt werden. Der Unternehmer entscheidet und verantwortet, was in seinen Betrieb passt."

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Neben naheliegenden Anregungen wie der konsequenten Einhaltung der Abstandsregeln, der Einhaltung der Hust- und Nies-Etikette und der Bereitstellung von Desinfektionsmitteln am Eingang und dem Zugang zu den Toiletten sind auch sehr detaillierte Vorschläge zum Umgang mit Geschirr, Servietten und Speisekarten zu finden.

Der Landesverband Hamburg hat noch keine eigene Handreichung veröffentlicht. Auf Abendblatt-Anfrage sagte Dehoga-Geschäftsführerin Ulrike von Albedyll: „Eine Checkliste für Gastronomen und Hoteliers ist beim Dehoga Hamburg derzeit in Vorbereitung. Wir werden unsere Mitglieder informieren, sobald die genauen rechtlichen Voraussetzungen für eine Wiedereröffnung bekannt sind.“

Der Dehoga macht unter anderem folgende Vorschläge für Restaurants:

  • Trockene Luft vermeiden, häufig lüften oder Luftbefeuchter nutzen
  • Gläser und Tassen nie am Trinkbereich, sondern möglichst weit unten anfassen
  • Verzicht auf Salz- und Pfefferstreuer auf den Tischen
  • Verzicht auf Besteckkörbe, an denen sich die Gäste bedienen
  • Verzicht auf Speisekarten zum Blättern, stattdessen digitale Speisekarten zum Download anbieten
  • Papier- statt Stoffservietten
  • Verzicht auf Tischwäsche oder häufigeres Wechseln und Reinigen
  • Buffet-Angebote aussetzen
  • Tragen von Mund- und Nasenschutz für ThekenmitarbeiterInnen und auch für Service-Personal (dies stört die Übertragungswege, verhindert dass man sich selbst ins Gesicht fasst und schützt somit Mitarbeiter und Gäste gleichermaßen)
  • Mund- und Nasenschutz sowie Einmalhandschuhe für Küchenpersonal
  • Wo möglich kontaktlos bezahlen mit digitaler EC-Karte auf dem Smartphone (auch bei regulären EC-Karten soll der Betrag, bis zu dem man keinen PIN eingeben muss, von aktuell 25€ auf 50€ angehoben werden).
  • Kassenoberfläche und EC-Geräte regelmäßig und vor allem bei Schichtwechsel desinfizieren.
  • Mögliche Beschränkung der Aufenthaltsdauer zur Verringerung des Infektionsrisikos sowie Gewährleistung einer höheren Frequenz

Für Hotels gibt es weitere Anregungen:

  • Häufigeres Lüften der Zimmer, insbesondere nach bei Gästewechsel und nach der Reinigung
  • Keine Besprechungen in engen Räumen
  • Saubere und schmutzige Wäsche konsequent voneinander trennen
  • Reinigungslappen und -Tücher nach jedem Zimmer gründlich waschen oder austauschen
  • Mund- und Nasenschutz tragen
  • Minibar schließen bzw. leeren
  • Personenaufzüge sollten gleichzeitig maximal mit einer Person bzw. Personen des gleichen Haushalts gefahren werden
  • Die Tasten im Aufzug sollten in regelmäßigen Abständen desinfiziert werden

Auch für den persönlichen Umgang mit Gästen gibt es Vorschläge:

  • Kein Körperkontakt, kein Händeschütteln, kein Schulterklopfen im Vorbeigehen
  • Kommuniziert wird mit einem Abstand von mindestens anderthalb Metern
  • Beim Servieren und Abräumen nicht sprechen
  • Verhaltensregeln kommunizieren durch Aushang am Eingang
  • Aktiv mit dem Gast via Newsletter, Anrufe, über die Homepage und über die betrieblichen Social Media-Kanäle kommunizieren und ihn transparent über die eingeleiteten Maßnahmen informieren
  • Ebenso über diese Wege das verbesserte Reinigungs- und Sicherheitskonzept ansprechen, um ein Gefühl der Sicherheit zu verkörpern.

Auch für den Umgang mit den Mitarbeitern gibt es Tipps:

  • Mit den Mitarbeitern ganz offen den Ernst der Lage und die getroffenen Schutzmaßnahmen für sie und die Gäste kommunizieren. Nur wenn die Mitarbeiter diese akzeptieren, werden sie korrekt umgesetzt.
  • Sensibilisieren, dass sie sich bei ersten Anzeichen einer Infektion melden und gegebenenfalls zu Hause bleiben sollen.
  • Verständnis zeigen, wenn die Mitarbeiter auf ihrem Arbeitsweg auf die Nutzung des ÖPNV oder bestehender Fahrgemeinschaften verzichten und dadurch leichte Anpassungen der Arbeitszeit / Bereitstellung eines Parkplatzes erforderlich sind.
  • Häufigeres Händewaschen und der Verzicht, sich ins Gesicht zu fassen, trainieren.
  • Keine gemeinsamen Pausen mehr machen, Raucherbereiche nicht mit anderen Personen zusammen nutzen oder Abstand halten.
  • Genügend Schutzausrüstung wie Mund-Nasen-Schutz, Handschuhe und ausreichend Waschgelegenheiten mit Flüssigseife und Desinfektionsmittel zur Verfügung stellen.
  • In den Umkleidekabinen Arbeitskleidung von privater Kleidung trennen, auf Abstand achten.