Hamburg. Erste Klassen kehren zurück. Zahl der Neuinfizierten steigt um 0,5 Prozent. Coronafälle im UKE werden untersucht.

22 Covid-19-Neuinfektionen: Diese Zahl meldete die Hamburger Gesundheitsbehörde am Montag. Es ist ein nur geringfügiger Anstieg von rund 0,5 Prozent. Allerdings empfiehlt sich immer montags wegen des Meldungsverzugs an Wochenenden eine gewisse Vorsicht. Derzeit gibt es demnach 4658 Hamburger, die mit dem Coronavirus infiziert sind oder waren. Rund 3300 von ihnen sind nach Schätzungen des Robert-Koch-lnstituts wieder genesen. Die Zahl der an Covid-19 Gestorbenen liegt nach Angaben des Hamburger Instituts für Rechtsmedizin bei 133 – keine Veränderung gegenüber dem Vortag.

Dennoch ist seit etwa einer Woche eine betrübliche Entwicklung zu beobachten. Die Zahl der Todesfälle steigt stark an. Vor zwei Wochen, am 13. April, wurden 52 Coronatote gezählt, am 20. April waren es 82, also 30 mehr. Vom 20. April bis gestern sind weitere 51 Hamburger gestorben – es ist die Woche mit der bislang höchsten Sterberate. Mediziner erklären das mit dem Verlauf der Krankheit. Es sterben nun diejenigen, die sich vor ein paar Wochen infiziert haben – in der Corona-Hochphase.

Hat das UKE zu spät gehandelt?

Beim Coronaausbruch auf der Krebsstation der Uniklinik Eppendorf (UKE) wurde unter anderem ein Beschäftigter, der im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) auf der Station C5A des Zentrums für Onkologie gearbeitet hat, positiv getestet. Das geht aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage des Linken-Bürgerschaftsabgeordneten Deniz Celik hervor. Die Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) hat demnach schon am 20. März „erste Hinweise auf erste Infektionen“ bekommen. Damals sei das Ausmaß aus Sicht des UKE noch nicht absehbar gewesen.

Die ersten Erkrankungen waren am 18. März aufgefallen. Zwei Patienten wurden positiv getestet. Am 19. März sowie in der weiteren Folge seien mehrere Mitarbeiter ebenfalls positiv getestet worden, heißt es in der Kleinen Anfrage. Dies meldete das UKE auch den Gesundheitsämtern. Nicht aber dem Amt für Arbeitsschutz, das das UKE über seine infizierten Mitarbeiter hätte informieren müssen. Dies geschah erst knapp einen Monat später – am 16. April.

Drei Patienten sind mittlerweile gestorben

Am 5. April wurde der FSJ-Mitarbeiter, der sich am 3. April krankgemeldet hatte, positiv getestet. Noch am selben Tag wurden alle Patienten der Station getestet. Abends war klar: Sieben Patienten waren ebenfalls infiziert. Bei wem sie sich angesteckt haben, ist ungewiss. Am 6. April wurde das Gesundheitsamt Nord über das „Ausbruchsgeschehen“ informiert. Erst am 8. April war die Meldung offenbar vollständig. Am 9. April wurde die Gesundheitsbehörde (Fachreferat Infektionsschutz) informiert. Am 10. April, Karfreitag, führten Mitarbeiter des Gesundheitsamts eine unangemeldete Kontrolle im UKE durch. Die Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks erfuhr erst am 14. April von dem Ausbruch, am Tag nach Ostermontag.

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    Am Ende waren 20 Patienten und 20 Mitarbeiter infiziert. Drei Patienten sind mittlerweile gestorben – zuletzt, gestern, ein Leukämiepatient (47). Gestern wurde auch bekannt, dass die Hamburger Staatsanwaltschaft in dem Fall Ermittlungen aufgenommen hat.

    Mehr Leben in den Klassenzimmern

    Am Montag hat es erstmals seit den Schulschließungen wieder ein bisschen mehr Leben in den Klassenzimmern gegeben. Zwar sind die Abiturienten schon seit einer Woche vor Ort. Aber nun ging es auch für 23.900 Neunt- und Zehntklässler wieder los. Viele Schulen hatten Wege gefunden, um ein Gedränge auf den Fluren zu vermeiden. Am Wilhelm-Gymnasium in Harvestehude wurden die Schüler durch zwei unterschiedliche Eingänge in die Schule hineingelassen. In der Pausenhalle standen Trennwände. In die eine Richtung ging es auf der einen Seite, auf der anderen in die entgegengesetzte. Für die Toiletten galt die Regel, dass sich dort immer nur eine Person zur selben Zeit aufhalten sollte.

    Laut Schulbehörde geht es zunächst nicht um reguläre Schulstunden, sondern um die Vorbereitung auf die Prüfungen, Treffen von Tutorengruppen und letzte Absprachen für den Prüfungsablauf. Neben dem Abitur stehen vor den Sommerferien auch der erste und der mittlere Schulabschluss an. Insgesamt sind rund 17.000 Schüler der Klassen 9 und 10 sowie gut 3600 Abiturienten an staatlichen und privaten Stadtteilschulen sowie 6900 Zehntklässler und 5800 Abiturienten an Gymnasien betroffen. Und wie war die Stimmung?

    Abiturprüfungen sind bisher problemlos verlaufen

    Manchmal erstaunlich gelöst. An einigen Schulen begrüßten sich die Schülerinnen und Schüler, die sich seit Wochen nicht gesehen hatten, erst einmal mit Umarmung. Viele kamen zunächst ohne Maske in die Schule. Lehrer schritten ein und erinnerten an die Maskenpflicht. Sie gilt an vielen Schulen zwar nicht im Unterricht, wohl aber in Fluren, Pausenhallen und auf Schulhöfen.

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    Die Abiturprüfungen, die seit einer Woche stattfinden, sind bisher problemlos verlaufen. „Die krankheitsbedingte Fehlquote ist praktisch unverändert gegenüber anderen Jahren“, sagte Peter Albrecht, Sprecher der Schulbehörde.

    Maskenpflicht wird eingehalten

    Neu war am Montag auch die Pflicht zum Tragen einer Maske. Laut HVV-Sprecher Rainer Vohl verlief der Start problemlos. „Wir hatten schon vermutet, dass es gut laufen würde, aber dass sich im Grunde 100 Prozent an die Maskenpflicht halten würden, damit haben wir nicht gerechnet.“ Das gelte in Hamburg sowohl für die Hochbahn, die S-Bahn und die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH). Für die Kontrolle seien je nach Verkehrsmittel die DB-Sicherheit oder die Hochbahnwache zuständig.

    „Aber am Montag gab es bisher nichts, was hätte beanstandet werden können“, so Vohl weiter. In den Bussen ist es laut Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum so geregelt, dass die Busfahrer Fahrgäste ohne Maske gezielt ansprechen sollen. „Das geht über vorgespeicherte Durchsagen, aber auch durch eine gezielte Ansprache über das Mikro“, so Kreienbaum. Derzeit sehe es aber danach aus, dass sich die Fahrgäste an die Maskenpflicht hielten.

    Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

    • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
    • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
    • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
    • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
    • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden

    Unterdessen plant das Uniklinikum Eppendorf (UKE) dem Vernehmen nach, seine große Langzeitstudie HCHS zur Gesundheit der Hamburger um Analysen zu Covid-19-Erkrankungen zu erweitern. Bis Ende 2021 soll zusätzlich zu den bisher vorgesehenen Tests anhand von Blutproben untersucht werden, ob Studienteilnehmer zwischen 45 und 75 Jahren Antikörper gegen das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 gebildet haben. Außerdem sollen die Kinder und Enkel der Teilnehmer zu Antikörper-Tests eingeladen werden. Bisher ist unklar, wie anfällig Kinder für eine Infektion mit Sars-CoV-2 sind und in welchem Maße sie das Virus übertragen können.