Hamburg. Klimaschutz-Aktivisten setzten wegen Corona auf eine kleine Aktion auf dem Rathausmarkt und eine Liveübertragung im Netz.
Das Spruchbanner „fight every crisis“ („Bekämpfe jede Krise“) lag mitten auf dem Rathausmarkt. Um 9.45 Uhr hatten Aktivisten der Klimaschutzbewegung Fridays for Future am Freitag mit dem Aufbau begonnen, 75 Minuten später war alles vorbei.
Corona verändert auch politische Aktionen. Noch vor zwei Monaten hatte Fridays for Future Zehntausende in Hamburg mobilisiert, am 21. Februar sprach Greta Thunberg, die Ikone der Bewegung, die Hip-Hop-Band Fettes Brot sang Lieder wie „Du driftest nach rechts“ und „Schwule Mädchen“.
Aktivisten legen 600 Schilder auf den Rathausmarkt
Diesmal hatte Fridays for Future die Demonstration vor allem ins Netz verlegt. Auf einer Internetseite konnten sich Streikende mit einem Foto eintragen, beim Livestream sprachen Wissenschaftler, zugeschaltet wurden Musiker wie Bosse mit Wohnzimmer-Auftritten. Allerdings gab es bei dem Livestream große technische Probleme. Selbst 30 Minuten nach dem für 12 Uhr geplanten Start war nur der Hinweis zu sehen: „Dieser Livestream läuft immer noch besser als die Klimapolitik der GroKo.“ Auch später gab es Probleme bei der Bild-und Tonqualität.
Infos rund um Fridays for Future:
- Fridays for Future (Kurzform FFF) ist eine globale Bewegung, die von Schülern und Studenten initiiert wird, die sich für einen schnelleren und effizienteren Klimaschutz einsetzen
- Die Gründerin der Bewegung ist Greta Thunberg. Sie rief Fridays for Future im August 2018 ins Leben
- Jeden Freitag bestreiken Schüler auf der ganzen Welt den Schulunterricht und gehen für ein besseres Klima auf die Straße
- In Hamburg ist Luisa Neubauer das Gesicht von Fridays for Future
- Am 20. September 2019 beteiligten sich in Hamburg mindestens 70.000 Menschen an dem Protest und setzten ein Zeichen für den Klimaschutz
Für die Aktion auf dem Rathausmarkt hatte die Bewegung aufgerufen, Plakate zu malen, diese holten die Aktivisten am Donnerstagabend an mehreren Übergabestellen ab und verpackten sie in einen Transporter. Mit Flatterband markierten sie dann am Freitag auf dem Rathausmarkt ein Rechteck und legten die mit Schnüren verbundenen Plakate auf das Pflaster. Auf den rund 600 Schildern standen Sprüche wie „Opa, was ist ein Schneemann?“, „Energiewende jetzt“ und „Es stinkt bis zum Himmel“.
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Fridays for Future setzt weiter auf Aktionen im Netz
Arnaud Boehmann, einer der Sprecher von Fridays for Future appellierte mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen an SPD und Grüne, „die Klimakrise trotz der Pandemie im Blick zu behalten“. Es gehe jetzt um die Weichenstellung für Klimaschutz. Zwei Polizeibeamte statteten der Demonstration nur einen kurzen Besuch ab, überzeugten sich, dass die Abstandsregeln eingehalten wurden, alle Aktivisten trugen Atemschutzmasken. Es waren nur wenige Passanten unterwegs, auf Schildern stand zudem: „Bitte lesen Sie diesen Text allein und gehen Sie zügig weiter.“
Wann wieder eine große Aktion auf der Straße steigen wird, hängt von den weiteren Entwicklungen der Pandemie ab. Die Macher versicherten, dass sie angesichts der Ansteckungsgefahr erst wieder zu großen Demonstrationen aufrufen werden, wenn Wissenschaftler dies für unbedenklich halten. Die Erlaubnis der Politiker allein werde ihnen nicht reichen. Bis dahin wird die Bewegung weiter auf Aktionen im Netz setzen.