Hamburg. Senator Ties Rabe will die Beschränkungen in der Bildung schrittweise lockern. Einige Schüler haben Vorrang. Die Details.

Schulleitungen, Lehrer und Behörde werden in der kommenden Woche alle Hände voll zu tun haben, um alles bereit und sicher zu machen, wenn vom 27. April an die ersten Schüler der Abschlussklassen wieder in der Schule unterrichtet werden. Denn es gibt noch viel zu klären: Wie kann der Stundenplan gestaltet werden? Werden sich die Schüler in ihren kleinen Lerngruppen jeweils wochenweise abwechseln, vielleicht tageweise – oder haben gar die einen vormittags und die anderen nachmittags Unterricht? Wie kann das Abstandsgebot in den Schulräumen eingehalten werden? Wie muss das Hygienekonzept aussehen, damit sich möglichst niemand im Unterricht ansteckt?

Aber zumindest die Eckpunkte stehen jetzt fest, und der Senat hat es am Freitag spannend gemacht. Es war bereits später Nachmittag, als Schulsenator Ties Rabe zusammen mit Bürgermeister Peter Tschentscher (beide SPD) und anderen Kabinettsmitgliedern im Kaisersaal des Rathauses vor die Presse trat, um Hamburgs Schülern, Lehrern und Eltern zu erklären, wie es nun für sie weitergeht.

Am 27. April also sollen die Abschlussklassen wieder zur Schule kommen, um sich auf anstehende Prüfungen vorbereiten zu können. Wenn es um die Prüfungen gehe, sei jeder Schultag wichtig, heißt es aus der Schulbehörde. Da gebe es keine Zeit zu verlieren. Zu den Abschlussklassen zählt die Behörde die Klassenstufen 9, 10 und 13 der Stadtteilschule, 10 und 12 der Gymnasien, die Klassenstufen 9 und 10 der Regionalen Bildungs- und Beratungszentren sowie die Abschlussklassen der berufsbildenden Schulen. Sie bekommen, wie Rabe es sagt, „erste Präsenzangebote“. Das werde den Lernerfolg deutlich verbessern „und gleichzeitig bei der Vorbereitung auf einen guten Schulabschluss helfen“.

Unterricht abwechselnd zu Hause und in der Schule

Eine Woche später, am 4. Mai, beginnt nicht nur für die Viertklässler an den Grundschulen der Unterricht, sondern auch für die sechsten Klassen an Gymnasien sowie die vorletzten Jahrgänge vor dem Abitur an Gymnasien und Stadtteilschulen. Das wären dann rund 25 Prozent der Schüler an den Grundschulen und 45 Prozent der Schüler an den Gymnasien und Stadtteilschulen, die wieder vor Ort unterrichtet werden, rechnete Rabe vor.

Auch wenn die Aufgabe, den Schulbetrieb sicher zu organisieren, groß und schwierig sei, sei er persönlich froh über die Entscheidung. „Nach mehr als sechs Wochen Fernunterricht ist es an der Zeit, den Schülern gerade der Abschlussklassen eine Perspektive zu bieten.“

Schüler sollen sich kaum begegnen

Vom normalen Schulalltag wie vor den Coronazeiten kann allerdings noch längst keine Rede sein. Alle Klassen werden zunächst in zwei kleine Lerngruppen aufgeteilt. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hatte maximal 15 Schüler in Lerngruppen empfohlen. Die Schulbehörde erwartet für Hamburg Gruppen von elf bis 13 Kindern im Durchschnitt. Hinzu kommt: Jede Lerngruppe erhält Unterricht abwechselnd in der Schule und wie bisher zu Hause. Die Zahl der Schulstunden im Klassenraum sinkt also deutlich. Motto: Immer nur die Hälfte der Kinder, immer nur die Hälfte der Zeit.

So soll sichergestellt werden, dass möglichst wenig Schüler gleichzeitig im Schulgebäude sind. „Dadurch können die Schülerinnen und Schüler sichere Abstände einhalten und die Zahl der möglichen Kontakte in der Schule und auf dem Schulweg deutlich reduzieren“, sagte Rabe.

Hamburg will Eltern entgegenkommen

Eine größere Ansteckungsgefahr sieht der SPD-Politiker auch an den Grundschulen nicht, selbst wenn es den jüngeren Kindern schwerer fallen dürfte, die Abstandsregeln zu beachten. Er machte folgende Rechnung auf: Eine durchschnittliche Hamburger Grundschule habe 300 Schüler inklusive Vorschüler.

Werden zunächst nur die Viertklässler unterrichtet, wären das 60 Kinder, von denen immer nur die Hälfte zur gleichen Zeit an der Schule ist. „Wenn sich nur 30 Schüler in einem großen Schulgebäude aufhalten, muss es mit Aufsichten und dem Einüben der Regeln möglich sein sicherzustellen, dass diese auch eingehalten werden.“

Die Eltern, die dennoch in großer Sorge sind, können ihre Kinder mit einer Entschuldigung befreien, wenn es dafür triftige Gründe gibt. Das wäre beispielsweise der Fall, wenn ein Angehöriger zu Hause zu den Risikogruppen gehört, also durch eine Infektion in besonderer Weise gefährdet wäre. „Wir werden den Eltern hier weit entgegenkommen“, kündigte Rabe an.

Auch Lehrer, die besonders gefährdet sind, müssten nicht in die Schule. Hier sei man dabei, sich mit den anderen Bundesländern abzustimmen in der Frage, welche Lehrer wieder unmittelbar im Klassenraum unterrichten müssen. Rabe versicherte: „Es wird Regelungen geben, die den Lehrern auch in ihren Bedenken entgegenkommen.“ Derzeit sind 24 Hamburger Lehrkräfte mit Sars-CoV-2 infiziert, weitere sind bereits genesen.

Schulen in Hambugr: „Sorgfalt vor Geschwindigkeit"

In welchem Wechsel die Lerngruppen in die Schule kommen und wie Schul- und Fernunterricht der jeweiligen Gruppen zeitlich aufgeteilt werden, will die Behörde mit den einzelnen Standorten individuell vereinbaren. „Hier werden die Schulen viele Freiheiten bekommen, sich ein Modell auszusuchen“, so Rabe. Denkbar sei, dass sich die Kinder wochenweise oder tageweise abwechseln.

Möglich sind aber auch andere Modelle, beispielsweise die Aufteilung der Lerngruppen auf den Vor- und den Nachmittag. „Es ist ein vorsichtiger erster Schritt, aber noch nicht vergleichbar mit dem vollen Unterrichtsprogramm vor der Coronakrise“, sagte der Senator. Die Schulbehörde nehme den Infektionsschutz sehr ernst. „Für uns gilt: Sorgfalt vor Geschwindigkeit.“

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So wird das schulische Angebot auch nicht gleich zu Beginn komplett stehen, sondern soll in den kommenden vier Wochen aufgebaut werden. „Es wird nicht von Anfang an in der vollen Ausbaustufe bereitstehen. Die Schulen haben Zeit bis zu den Maiferien, um es aufzubauen. Die beginnen am 18. Mai.

Hygienekonzept für Schulen in Hamburg

Bevor es aber überhaupt in der übernächsten Woche losgeht, müssen neue Stundenpläne für diese komplizierte Lage aufgestellt werden, ebenso wie geänderte – also gestaffelte – Pausenzeiten. Vielerorts dürften die einzelnen Lerngruppen auf den Pausenhöfen abgetrennte Bereiche bekommen. Vor allem aber werde derzeit in der Behörde ein Hygienekonzept erarbeitet.

Es soll in der kommenden Woche mit den Schulen auf die einzelnen Standorte heruntergebrochen und spezifiziert werden. In diesem Punkt legte sich Rabe fest: „In Hamburg wird kein Unterricht beginnen, ehe nicht in jeder Schule ein Hygienekonzept vorliegt.“

Jede Gruppe lernt immer in demselben Klassenraum

Klar ist auch: Jede Lerngruppe hat ihren Unterricht immer in ein und demselben Klassenraum, damit Schüler nicht durch das Gebäude laufen und einander begegnen. Auch soll jeder Schüler an einem festen Arbeitsplatz lernen, der nicht wechselt. Gruppentische und Gruppenarbeit sind aufgrund der Infektionsgefahr verboten. Die WC-Anlagen sollen zweimal täglich gereinigt werden, Seifenspender und Desinfektionsmittel stets gefüllt bereitstehen.

Seifenspender gebe es ausreichend; man arbeite daran, in jedem Klassenzimmer Desinfektionsmittel bereitzustellen, sagte Rabe. Die Bestellungen seien raus. Die Desinfektionsmittel würden aber womöglich nicht von Anfang an in jedem Klassenraum zur Verfügung stehen.

Die Gestaltung des Schulweges bleibt den Schülern und ihren Eltern indes selbst überlassen. In Hamburg seien die Wege zu den Schulen nicht so weit, sagte Rabe. Er gehe davon aus, dass Kinder wie bisher meist zu Fuß, mit dem Rad oder im Auto ihrer Eltern in die Schule kämen. Auch der öffentliche Personennahverkehr sei hier normal einzuplanen.

Verkürzung der Sommerferien? Rabe wird deutlich

Von einer Verkürzung oder Verschiebung der Sommerferien, damit die Schüler den verpassten Stoff aufholen können, hält Rabe nichts. Auch Sonderregeln für den Fall, dass sie das Klassenziel nicht erreichen, wird es nach seinen Worten nicht geben.

Lehrer könnten trotz des vorübergehenden Fernunterrichts über das ganze Schuljahr hinweg eine „vernünftige und belastbare Leistungseinschätzung geben“ und würden vermutlich im Zweifelsfall zugunsten der Schüler entscheiden. „Ich halte aber viel davon, freiwillige Lernangebote in den Ferien zu machen“, sagte Rabe. „Diese werden bereits erarbeitet.“

Corona-Lockerung in Hamburg: Schulen öffnen schrittweise

Für einen weiteren Teil der Schüler beginnt der Unterricht eine Woche später, am 4. Mai. Dann sollen an den Grundschulen zunächst die Viertklässler wieder zur Schule gehen. Auch für die Klassenstufen 6 der Gymnasien sowie die Oberstufen von Gymnasien und Stadtteilschulen geht es dann wieder los.

Die Zwölftklässler an den Gymnasien schreiben bereits vom kommenden Dienstag an die Abiturprüfungen. Insgesamt erhielten somit rund 20 Prozent der Schüler an den Grundschulen sowie 45 Prozent der Schüler an den Gymnasien und Stadtteilschulen wieder vor Ort Unterrichtsangebote, hat die Schulbehörde errechnet.

Vom normalen Schulalltag wie vor den Coronazeiten kann allerdings noch keine Rede sein. Alle Klassen werden – den Empfehlungen der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina folgend – zunächst in kleinen Lerngruppen mit höchstens 15 Schülern unterrichtet. Hinzu kommt: Jede Lerngruppe erhält die Hälfte des Unterrichts in der Schule, die andere Hälfte weiterhin als Fernunterricht zu Hause. Die Zahl der Schulstunden werden also reduziert.

Motto: Immer nur die Hälfte der Kinder, immer nur die Hälfte der Zeit. So soll sichergestellt werden, dass möglichst wenig Schüler gleichzeitig in der Schule sind. „Dadurch können die Schülerinnen und Schüler sichere Abstände einhalten und die Zahl der möglichen Kontakte in der Schule und auf dem Schulweg deutlich reduzieren“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD).

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Lerngruppen kommen im Wechsel in Hamburger Schulen

In welchem Wechsel sich die Lerngruppen in der Schule aufhalten und wie Schul- und Fernunterricht der jeweiligen Lerngruppen zeitlich aufgeteilt werden, muss noch zwischen Schulen und Behörden geklärt werden. Denkbar ist, dass sich die Lerngruppen wochenweise oder tageweise abwechseln.

Möglich sind aber auch andere Modelle, beispielsweise die Aufteilung der Lerngruppen auf den Vor- und den Nachmittag. „Es ist ein vorsichtiger erster Schritt, aber noch nicht vergleichbar mit dem vollen Unterrichtsprogramm vor der Coronakrise“, sagte Schulsenator Rabe. Die Schulbehörde nehme den Infektionsschutz sehr ernst. „Für uns gilt: Sorgfalt vor Geschwindigkeit.“

Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

  • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
  • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
  • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
  • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
  • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden

WC-Anlagen sollen zwei Mal täglich gereinigt werden

Das schulische Angebot soll in den kommenden vier Wochen aufgebaut werden. Es sind viele Fragen zu klären: Neue Stundenpläne müssen erarbeitet, neue Pausenzeiten und Schulabläufe organisiert werden. Zwar sollen die ersten Klassen am 27. April beziehungsweise 4. Mai starten, aber die Schulen hätten bis zu den Maiferien Zeit, das komplette Unterrichtsangebot aufzubauen, heißt es.

Klar ist: Der Unterricht einer Lerngruppe wird immer in demselben Klassenraum stattfinden, damit Schüler nicht durch das Gebäude laufen und der Klassenraum jeden Tag gezielt und verlässlich gereinigt werden kann. Gruppentische und Gruppenarbeit sind aufgrund der Infektionsgefahr verboten.

Die WC-Anlagen sollen zwei Mal täglich gereinigt werden, Seifenspender und Desinfektionsmittel stets gefüllt bereitstehen. Gestaffelte Pausenzeiten oder getrennte Areale für die verschiedenen Lerngruppen auf dem Schulgelände oder im Schulgebäude sollen ebenfalls helfen, die Infektionsgefahr zu bannen. Alle Schulen sollen nun zusammen mit der Behörde ein Hygienekonzept erarbeiten.

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