Hamburg. Das Coronavirus verschlechtere laut Initiative die Lage vieler Wohnungsloser. Die Sozialbehörde sieht keinen Bedarf.
Die Gruppe Lampedusa in Hamburg fordert mit ihrer Initiative "Open the Hotels" den Senat auf, Obachlosen und Geflüchteten sowie Menschen ohne Papiere Zimmer anzumieten.
Die prekäre Situation für diese Menschen habe sich durch die Coronakrise noch verschärft. Viele unterstützende Einrichtungen haben in der Coronakrise schließen müssen, teilte das Medibüro, das die Initiative in medizinischen Fragen berät, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz der Initiative mit.
"Open the Hotels" fordert Zimmer für Obdachlose
Auch das Café Exil, Asmaras World sowie Einzelpersonen unterstützen die Initiative. Solidarisch zeigte sich laut den Gründern bisher das Hamburger "Bedpark Hotel" in Stellingen, das sich bereit erklärt hat, Geflüchtete aufzunehmen.
"Wir möchten unsere Türen auch für Menschen öffnen, die gerade nicht die Möglichkeit haben sich zurückzuziehen", sagte Lisa Wobst, die Marketingmanagerin des Hotels. In ihrem Hostel in Altona hätten sie in Zusammenarbeit mit Hinz&Kunzt bereits 20 Obdachlose aufgenommen, so Hotelmanagerin Mylene Delattre. Sie hofft, dass sich weitere Hotels anschließen und die Stadt die neue Initiative finanziell unterstützt. Bisher warteten sie noch auf ein Signal der Sozialbehörde.
"Wir können nicht zu Hause bleiben"
Auch die Gruppe Lampedusa fordert die Stadt und die Behörden auf, Verantwortung zu übernehmen: "Wir haben kein Zuhause, wir können nicht zu Hause bleiben", sagt Ali Ahmed der Gruppe Lampedusa. "Jetzt ist der Zeitpunkt, dass Menschen solidarisch zusammenkommen und Menschenleben retten", so Ahmed.
In Winternotunterkünften könne sich das Virus schneller ausbreiten, die Verbreitung könnte laut der Initiative hingegen eingedämmt werden, wenn Obdachlose beispielsweise in Hotelzimmern, Ferienwohnungen, Jugendherbergen oder Airbnb's untergebracht werden. Viele Obdachlose, die sowieso bereits geschwächt seien, könnten so geschützt werden.
Hotelzimmer für Obdachlose: Sozialbehörde sieht keinen Bedarf
Die Sozialbehörde möchte Einzelinitiativen wie "Open the Hotels" nicht kommentieren. Die Stadt habe wegen der Coronakrise ein Notunterbringungs- und Versorgungsprogramm gestartet, das bis Ende Mai laufe. Im Rahmen dieses Programms stünden "etliche Hundert Plätze" zur Verfügung, so ein Sprecher der Behörde. Diese würden auch anonym vergeben. Die Zimmer würden zudem nur locker belegt. Durchschnittlich teilten sich zwei bis drei Leute ein Zimmer.
Einige Obdachlose haben dennoch bereits ein Hotelzimmer bezogen. Ermöglicht hat das nicht die Initiative, sondern eine großzügige Spende der Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH. Das Hamburger Traditionsunternehmen hatte vergangene Woche insgesamt 300.000 Euro zur Verfügung gestellt, um damit bis zu 250 wohnungslosen Menschen in Hamburg für zunächst rund vier Wochen eine sichere, hygienische und menschenwürdige Einzelunterbringung in Hotels zu ermöglichen.
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