Hamburg. Statt nur über Intensivbetten müsse viel mehr über die Situation beim Pflegepersonal gesprochen werden, kritisiert die Initiative.
Die Hamburger Krankenhausbewegung, in der sich rund 300 Beschäftigte aller Berufsgruppen aus zwölf Kliniken der Hansestadt organisiert haben, sieht Hamburg für die Corona-Pandemie nicht gerüstet. In einem Offenen Brief an Bürgermeister Peter Tschentscher beklagt die Organisation, dass viel zu viel über die Aufstockung der Zahl von Intensivbetten geredet werde: „Technik alleine versorgt keine Menschen. Die Krise trifft auf absoluten Personalmangel in allen Bereichen, der schon im Normalzustand zu gefährlichen Situationen führt.“
In einer Video-Pressekonferenz berichteten am Freitag zwei Intensivkrankenpflegekräfte aus ihrem Alltag. „Wir fühlen uns allein gelassen“, sagte eine Pflegerin. Der Personalmangel führe auf den Covid-19-Stationen schon jetzt dazu, dass zu wenig Zeit für Pausen sei. „Wenn wir etwas trinken wollen, müssen wir auf Ablösung warten, da wir dafür unsere Masken abnehmen müssen.“ Zudem sei die Verteilung von Schutzkleidung chaotisch: „Selbst Asklepios-Kliniken konkurrieren untereinander.“
Stadt soll Koordinierung in der Coronakrise übernehmen
Die Organisation appellierte an Tschentscher, dass die Stadt „unter Beteiligung von Beschäftigten aller Berufsgruppen aus den Krankenhäusern eine vollumfassende Koordinierung und Kontrolle des Gesundheitswesens übernehmen müsse“. Die Organisation in den Kliniken sei „in vielen Häusern mehr auf Gewinnmaximierung als auf fachlich sinnvolles Handeln zum Wohle der Patienten ausgerichtet“. Die Stadt müsse nun Krisenstäbe schaffen, die auch die Verteilung von Schutzkleidung koordinieren sollen.
Die Krankenhausbewegung fordert zudem tägliche Tests bei allen Klinikbeschäftigten und Patienten: „Sie ermöglichen, dass wir bis zum Moment der Ansteckungsgefahr in unseren Teams arbeiten und dann mit entsprechenden Quarantänemaßnahmen unsere Umgebung schützen können.“
"Personal muss sofort aufgestockt werden"
Eine weitere Forderung betrifft die aus Sicht der Organisation unzureichende Reinigung in den Kliniken: „Das Personal muss sofort aufgestockt werden, koste es, was es wolle.“ In der Video-Konferenz berichteten die Pflegekräfte zudem, dass frühere Kolleginnen und Kollegen, die angesichts der Pandemie ihre Hilfe angeboten hätten, keine Rückmeldung bekommen würden: „Die Gesundheitsbehörde muss eine tatsächliche Melde- und Koordinationsstelle einrichten.“
Eine willkürliche Weiterleitung von Kontakten an einzelne Krankenhäuser sei keine Lösung. Dies gelte auch für den derzeit praktizierten unbezahlten ehrenamtlichen Einsatz: „Für die absehbare Dauer der Einsätze braucht es Regelungen, die den Freiwilligen ermöglichen mit voller Lohnfortzahlung in den derzeit ausgeübten Berufen freigestellt oder entsprechend bezahlt zu werden.“