Hamburg. Auch Eltern fiebernder Kinder gehen häufig leer aus. Was die Apothekerkammer sagt und was Hamburger Pflegedienste jetzt brauchen.

In Corona-Zeiten ist nicht nur das Desinfektionsmittel knapp, auch bei Medikamenten mit dem Wirkstoff Paracetamol gibt es derzeit Engpässe in Hamburg, außerdem bei Fieberthermometern. Doch Besserung ist in Sicht.

Den Mehrbedarf an Paracetamol bekommen in diesen Tagen viele Hamburger zu spüren, die von ihrem Apotheker keine Paracetamol-Tabletten mehr erhalten oder restriktiv nur eine Packung. Auch Eltern fiebernder Kinder gehen häufig leer aus, wenn sie nach Fiebersaft fragen.

Schmerzmittel: Viele Wirkstoffe werden kaum noch in Europa produziert

„Der Grund dafür ist die extrem hohe Nachfrage“, sagt Kai-Peter Siemsen, Präsident der Apothekerkammer Hamburg. Das werde sich aber in den kommenden ein bis zwei Wochen wieder normalisieren. Das Problem: Viele Wirkstoffe werden kaum noch in Europa produziert, sondern in Indien, China oder Indonesien. Daher komme es auch außerhalb von Corona-Zeiten immer wieder zu Engpässen.

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Seit 2015 beobachtet Kai-Peter Siemsen immer wieder Ausfälle, auch weil die Herstellungsqualität teilweise schlecht ist und ganze Chargen weggefallen. „Das verschlimmert sich von Jahr zu Jahr“, so Siemsen. Betroffen sind davon unter anderem Bluthochdruckmittel oder Psychopharmaka.

Paracetamol: Lieferkette unterbrochen

Was Paracetamol und andere Wirkstoffe derzeit angeht, läuft die Herstellung wieder: „Aber bis die Lieferkette funktioniert, dauert es noch eine Weile“, so Siemsen. Die großen Firmen und Zwischenhändler hätten aber noch genügend Vorräte.

Von einem Lieferengpass spricht man laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, wenn die Auslieferung im üblichen Umfang mehr als zwei Wochen lang unterbrochen wird.

Es liegt, ähnlich wie beim Horten von Klopapier, derzeit vor allem an der steigenden Nachfrage, dass bestimmte Medikamente beziehungsweise Wirkstoffe aus sind. Nach wie vor knapp sind auch Desinfektionsmittel für den Hausgebrauch. „Die Apotheker dürfen das ja jetzt selbst herstellen, wir kriegen das hin“, so Siemsen.

Pflegedienste brauchen dringend Desinfektionsmittel

Die bürokratischen Vorgaben fallen weg, so dass die Apotheker nun mit der Produktion loslegen können. Vorrang hat derzeit die Versorgung von Kliniken und Ärzten. „Die Ärzteschaft ist versorgt. Probleme sehe ich noch bei den ambulanten Pflegediensten und Pflegeheimen. Die brauchen dringend Desinfektionsmittel“, so Siemsen. Die Versorgung würde sich aber von Tag zu Tag verbessern, auch wenn der Zusatzstoff Glycerol noch knapp sei. Dieser pflegt die vom reinen Alkohol austrocknenden Hände.

„Die Produktion von Desinfektionsmittel läuft auf Hochtouren, die Versorgung wird sich bald entspannen“, so Siemsen. Sein Appell: Auf Hamsterkäufe verzichten.