Hamburg. Mehr Patienten mit Covid-19 im Krankenhaus. 1500 Schutzmasken aus Schön Klinik gestohlen. UKE erprobt Nachweis für Antikörper.

Die Zahl der bekannten Coronainfektionen in Hamburg steigt weiter, und immer mehr Infizierte müssen stationär im Krankenhaus behandelt werden. Am Donnerstag meldete die Gesundheitsbehörde 164 neue Fälle, damit sind nun in der Hansestadt bereits 1614 Infizierte registriert.

Die Zahl der in Hamburg wohnhaften Menschen, die derzeit wegen der Erkrankung an Covid-19 in Kliniken behandelt werden, stieg binnen eines Tages um 34 Prozent von 77 auf jetzt 103. Von diesen Patienten werden derzeit laut Gesundheitsbehörde 23 auf Intensivstationen betreut, am Mittwoch waren es noch 19.

Coronavirus: Anstieg geht auf Urlaubsrückkehrer zurück

„Der deutliche Anstieg der Fallzahlen wird weiterhin zu einem hohen Anteil durch Urlaubsrückkehrer verursacht sowie durch Personen, die Kontakt zu den erkrankten Personen hatten“, so die Behörde. „Nach wie vor gehen die berichteten Krankheitsverläufe in der Regel mit leichten bis mittleren grippeähnlichen Symptomen einher.“

Nach der Panne bei der Erhebung der Coronafälle am vergangenen Wochenende kämpfen die Gesundheitsämter offenbar weiter mit Problemen bei der entsprechenden Software zur Erfassung. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) waren zuletzt die aktuellen Zahlen wieder nicht oder stark verspätet übermittelt worden. Die Gesundheitsbehörde bestätigte, dass es erneut zu Problemen gekommen ist – die genutzte Software stamme vom RKI selbst. Inzwischen laufe die Übertragung wieder fehlerfrei.

Keine Zahl der Genesenen in Hamburg

Daten zu bereits wieder genesenen Hamburgern könnten bisher nicht veröffentlicht werden, hieß es am Donnerstag in der Gesundheitsbehörde. „Aktuell wird die Zahl der Genesenen in Hamburg noch nicht statistisch erfasst“, so eine Behördensprecherin. „Wir arbeiten derzeit in Abstimmung mit dem Robert Koch-Institut an einem geeigneten Verfahren, um auch die genaue Zahl der Genesungen in Hamburg zuverlässig erfassen zu können.“

Zudem gibt es bisher keine Daten zur Gesamtzahl der in Hamburg durchgeführten Tests. Laut Gesundheitsbehörde liegen auch keine Zahlen zu allen bereits in Kliniken behandelten (auch den bereits wieder entlassenen) Covid-Patienten vor. Eine Zeitreihe aller Daten zu Infektionen, neuen Fällen und stationär behandelten Patienten seit Beginn der Pandemie in Hamburg sei nicht verfügbar, hieß es auf Abendblatt-Anfrage.

Probleme mit angekündigten Testzentren

Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) hatte bereits am Dienstag mit widersprüchlichen Aussagen zu Testungen für Verwirrung gesorgt. Es würden 3500 Tests pro Tag in Hamburg durchgeführt, sagte sie. 20 Prozent seien positiv. Später wurde diese Aussage korrigiert, die 20 Prozent hätten sich lediglich auf die unter dem Arztruf 116 117 beauftragten Testungen bezogen. Es gebe aber auch private Tests.

Probleme gibt es auch bei der seit Langem von Senatorin Prüfer-Storcks angekündigten Einrichtung neuer Testzentren, in denen eine große Zahl von Hamburgern auf das Virus untersucht werden könnte. Offenbar gibt es dazu noch immer keine genauere Planung. Nach Abendblatt-Informationen hat Prüfer-Storcks mit ihren Aussagen zu den Testzentren teilweise große Verwunderung bei den Kliniken ausgelöst.

Man stehe „in Verhandlungen mit den Krankenhäusern“, hatte die Senatorin am Dienstag gesagt. Derartige intensive Gespräche hätten aber bislang gar nicht stattgefunden, heißt es bei der Hamburger Krankenhausgesellschaft und mehreren Klinikbetreibern. Man wisse nicht, wie sich die federführende Gesundheitsbehörde die Testzentren genau vorstelle und mit welchem Personal sie betrieben werden sollten.

Coronavirus: Interaktive Karte

Testzentren in Bundeswehrzelten oder Containerbauten?

Einzelne Stimmen stellen auch den Plan infrage, die Zentren direkt vor Krankenhäusern aufzubauen: „Auf den Parkplätzen sind ja ohnehin immer auch viele immungeschwächte Personen unterwegs.“

Ein Sprecher der Gesundheitsbehörde betonte, dass sehr wohl bereits vielfach über die Testzentren gesprochen worden sei. Sie seien auch in der „Taskforce“ der Stadt immer wieder Thema. Für Details sei es aber weiterhin zu früh.

Als wahrscheinlich gilt, dass die Zentren entweder in großen Bundeswehrzelten oder Containerbauten eingerichtet werden. Auch innerhalb der Behörde wurde kontrovers diskutiert, ob die Zentren für alle Hamburger oder nur für Menschen mit Symptomen offen sein sollen.

UKE bereitet sich auf Antikörpertests vor

Kritische Stimmen warnten, dass Testzentren auch neue Ansteckungsrisiken bergen würden. Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) entschied nach widersprüchlichen Meldungen aus der Behörde aber, an den Testzentren festzuhalten. Ob tatsächlich sieben Einrichtungen – eine pro Bezirk – entstehen, ist aber ungewiss. Ursprünglich war angekündigt worden, die Testzentren spätestens zum Anfang dieser Woche zu eröffnen.

Das UKE berichtet, dass man sich auf die Anwendung von sogenannten Antikörpertests vorbereite. Diese weisen nicht das Virus selbst nach, sondern die Immunantwort des Körpers. Sie können damit auch bereits durchgemachte Infektionen belegen – oder noch laufende Infektionen in einem Stadium, in dem der Körper bereits mit einer Immunantwort reagiert hat.

„Der Antikörpertest ist hier am UKE angekommen, er muss allerdings validiert werden“, hatte UKE-Virologe Prof. Johannes K.-M. Knobloch bereits am Mittwoch gesagt. Dazu müsse man feststellen, wie empfindlich er reagiere, und ihn dafür an bekannt positiven und negativen Patienten testen. Das werde voraussichtlich noch in dieser Woche geschehen.

Unterdessen hat Hamburg sich ebenso wie andere Bundesländer bereit erklärt, schwer erkrankte Covid-Patienten aus Italien zu behandeln, da es noch ausreichend Kapazitäten gibt – ganz anders als im besonders hart von der Pandemie getroffenen Italien.

Polizei ermittelt im Diebstahl von Schutzmasken

Die Polizei hat allein von Montag bis Mittwoch in Hamburg im Zusammenhang mit der Allgemeinverfügung nach Abendblatt-Informationen schon rund 600 Menschen überprüft. In 158 Fällen wurden Platzverweise erteilt. In einem Fall wurde eine Person in Gewahrsam genommen.

Die Polizei ermittelt auch im Fall eines größeren Diebstahls von Schutzmasken. Aus der Schön-Klinik in Eilbek wurden rund 1500 Masken aus einem Depot entwendet. Der Diebstahl fiel erst jetzt auf. Der Schaden wird mit 15.000 Euro beziffert. Es handelte sich um Masken, die mehrfach und über einen längeren Zeitraum benutzt werden können.

Ermittler gehen davon aus, dass der oder die Täter Insiderkenntnisse hatten. Der Personenkreis, der Zugang zu den gut verwahrten Masken hatte, soll begrenzt gewesen sein. Das Landeskriminalamt hat den Fall übernommen.

Corona-Krise in Hamburg: Viele Rettungsaktionen laufen

Viele Solidaritäts- und Rettungs­aktionen in der Stadt laufen bereits auf Hochtouren. Die am Sonntag von vier Gastronomen ins Leben gerufene Aktion #PayNowEatLater hat über ihre Plattform nach eigenen Angaben bereits 4000 Gutscheine im Wert von insgesamt 100.000 Euro verkauft. Es beteiligen sich bereits 230 Restaurants.

Die Gutscheine über 25, 50, 100 oder 200 Euro können auf der Internetseite paynoweatlater.de gekauft und nach der Coronakrise eingelöst werden. Die Erlöse kommen bereits jetzt den Gastronomen zugute, damit diese ihre laufenden Kosten während der Schließungen decken können.