Hamburg. Ihre Geschäfte sind geschlossen, sie kämpfen um das finanzielle Überleben. Verband: Stadtbild wird sich verändern.
Jetzt ist sie ganz allein in ihrem Laden. Normalerweise sind Laura Blöckl und ihre fünf Mitarbeiter von frühmorgens bis abends im Blumenladen „Das Kleine Grüne“ an der Bismarckstaße in Hoheluft-West am Wirbeln. Sie stellen Pflanzen vors Geschäft, dekorieren und verschönern so auch das Stadtbild. Sie gehören einfach zum Alltag so vieler Menschen, jeder im Viertel kennt die Frauen und Heiko, den Mann im Team. Doch wegen des Coronavirus muss Laura Blöckl ihren Laden wie viele andere Einzelhändler auch seit Dienstag für mindestens vier Wochen schließen. Die kleinen Geschäfte – sie fehlen jetzt schon. Die Inhaber lassen sich trotz der Dramatik nicht unterkriegen und versuchen, auch in der Krise wenigstens ein wenig Umsatz zu machen. Denn: Es muss unbedingt weitergehen.
Ihre Mitarbeiter hat Laura Blöckl in den Urlaub geschickt. Bis zum Ende des Monats gibt es noch das normale Gehalt, gleichzeitig hat sie Kurzarbeitergeld beantragt. Erst vor gut einem Jahr hat sie das Geschäft übernommen. Haupteinnahmequelle sind Aufträge von Firmen. „Davon zahle ich die Gehälter“, sagt sie. Noch fährt sie zwei- bis dreimal die Woche zum Blumengroßmarkt. „Ich passe den Einkauf den Bestellungen an.“ Kunden können sich nun ihre Pflanzen an die Tür des Blumenladens liefern lassen und zahlen dann per Überweisung. Die Übergabe wird zeitlich abgesprochen. „Momentan trudeln noch Bestellungen ein. Die Leute nutzen die Zeit, um ihre Balkone zu bepflanzen“, sagt die Floristin und hofft, dass das noch lange so bleibt. Bestellungen unter Telefon 42102152.
Corona-Krise durch innovative Ideen meistern
So konspirativ wie bei Drogengeschäften und ohne jeden Kundenkontakt geht der Verkauf auch im Bekleidungsgeschäft Liv am Eppendorfer Weg weiter. Dort versuchen alle gemeinsam, die Krise durch innovative Ideen zu meistern. So läuft der Verkauf derzeit über Instagram. „Wir fotografieren die Ware und posten sie“, sagt Verkäuferin Klara Schorer. Eigentlich wollte Chefin Mareike Reimers nie einen Onlineshop, aber nun muss sie diesen Weg gehen, um wirtschaftlich zu überleben. Überall im Laden stehen Kartons, fertig für den Versand auf der einen Seite.
Und Papiertüten auf der anderen Seite. Sie sind für die Hamburger, die ihre Ware an der Tür abholen – natürlich ohne jeglichen Kontakt. Die Hälfte der Bestellungen kommt von Hamburgern, der Rest wird bundesweit verschickt. „Wir arbeiten von Tag zu Tag“, sagt Klara Schorer. Wie es weitergeht, ist ungewiss. „Wir hoffen, auf diese Weise wenigstens unsere Fixkosten decken zu können.“ Infos unter instagram: liv_instasale.
Auch Buchhandlungen gehen verstärkt ins Onlinegeschäft
Auch Buchhandlungen gehen nun verstärkt ins Onlinegeschäft – so wie Stories am Straßenbahnring in Hoheluft-Ost. „Unsere Geschichten erzählen wir unverdrossen weiter“, heißt es in einer Rundmail an die Kunden. Die Beratung findet telefonisch statt (040/43 27 59 43), und Wünsche werden per Mail entgegengenommen. Das Versprechen: „Wir versenden Ihre Bestellung portofrei oder liefern sie an Ihrer Haustür ab!“
Coronavirus: So können Sie sich vor Ansteckung schützen
- Niesen oder husten Sie am besten in ein Einwegtaschentuch, das Sie danach wegwerfen. Ist keins griffbereit, halten Sie die Armbeuge vor Mund und Nase. Danach: Händewaschen
- Regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen
- Das Gesicht nicht mit den Händen berühren, weil die Erreger des Coronavirus über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen können
- Ein bis zwei Meter Abstand zu Menschen halten, die Infektionssymptome zeigen
- Schutzmasken und Desinfektionsmittel sind überflüssig – sie können sogar umgekehrt zu Nachlässigkeit in wichtigeren Bereichen führen
Um den Einzelhändlern das wirtschaftliche Überleben zu erleichtern, appelliert Brigitte Nolte vom Handelsverband Nord an die in letzter Zeit so häufig erwähnte Solidarität. Sie fordert: „Vermieter sollten den betroffenen Händlern die Miete erlassen. Eine Stundung nützt wenig, da kaum jemand genug Rücklagen gebildet hat, um diese zurückzuzahlen.“
Was die Einzelhändler bräuchten, seien keine Kredite, die sie nicht zurückzahlen können, sondern kreditfreie Hilfen. Die Sorgen seien enorm. „Gerade die kleinen Händler haben gar keine Rücklagen. Die brauchen schnell Liquidität“, so Nolte. Es könne nicht sein, dass Gewerbetreibende diese Krise allein meistern müssten. „Es gibt gerade in Hamburg viele Gründer. Wir werden hinterher sehen, wie viele überlebt haben.“ Sicher sei: „Das Stadtbild wird sich verändern.“
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Einen Überblick darüber, wie der Einzelhändler im Geschäft bleibt, welche Ideen es gibt, bietet auf Facebook die Gruppe „Support your local business“. Ein Tipp lautet zum Beispiel, Gutscheine als Unterstützung bei dem inhabergeführten Geschäft zu kaufen.