Hamburg. Drei Tage lang darf Kreuzfahrtschiff in Chile nicht anlegen. Jetzt geht die Irrfahrt weiter. Ein Hamburger Passagier berichtet.

„Reisen im Einklang mit den Elementen zum weißen Kontinent“ entlang den „wilden, natürlichen Wundern“ am „Ende der Welt“: Mit wohlklingenden Worten wirbt Hurtigruten für seine „Entdeckungsreise Antarktis, Falklandinseln, chilenische Fjorde“. Doch was der Hamburger Wolfram Velten (54) in diesen Tagen an Bord von MS „Roald Amundsen“ erlebt, ist eher eine Odyssee.

Drei Tage lang lag das Kreuzfahrtschiff zuletzt vor seinem Zielhafen Punta Arenas vor Anker. Um eine weitere Verbreitung des neuartigen Coronavirus zu verhindern, hatte die chilenische Regierung allen Kreuzfahrtschiffen bis September das Anlegen untersagt.

Interaktive Karte: Verbreitung des Coronavirus:

„Dabei gibt es auf dem Schiff mit ziemlicher Sicherheit keinen Fall“, sagt Velten dem Abendblatt am. Seit bald drei Wochen sind die 380 Passagiere und die 165 Besatzungsmitglieder praktisch unter sich. Einzig beim Landgang auf den Falklandinseln wäre eine Infektion möglich gewesen, doch die Inseln gelten offiziell als Corona-frei, Anzeichen einer Erkrankung gab es an Bord nicht.

Eine Ausnahmegenehmigung, um die das norwegische Kreuzfahrtunternehmen Hurtigruten tagelang gerungen hat, verweigerten die Behörden letztlich trotzddem. Sogar die Bewohner von Punta Arenas haben aus Sorge vor dem Virus dagegen protestiert, die Insassen, die aus 17 Nationen stammen, von Bord zu lassen. Auch in Argentinien sind alle Häfen abgeriegelt.

Coronavirus: "Roald Amundsen" wieder auf Kurs Falklandinseln

Am Mittwoch hat die „Roald Amundsen“, frisch mit Treibstoff und Versorgungsgütern befüllt, wieder Kurs auf die Falklandinseln vor Argentinien genommen. Auf der unter britischer Hoheit stehenden Inselgruppe hofft die Crew unter Quarantäne-Bedingungen anlanden zu können. Noch sei die Stimmung an Bord gut, berichtet Velten, Hurtigruten tue alles, um die Passagiere bei Laune zu halten und ihnen die Rückkehr in die Heimat zu ermöglichen. Allein 80 australische Ärzte, die an Bord eine Fachkonferenz abgehalten haben, werden in der Heimat sehnlich zurückerwartet.

Auch Velten empfindet die Irrfahrt der „Roald Amundsen“ keineswegs als verlängerten Urlaub: „Ich bin eigentlich dringend darauf angewiesen, meinen Bürobetrieb aufrechtzuerhalten.“ Seine Arbeit als Fachanwalt für Familienrecht kann er mit den technischen Bordmitteln nur unzureichend erledigen. Schon bei einer E-Mail mit Anhang geht das Datennetz in die Knie.

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Drei Seetage sind für die Fahrt nach Falkland angesetzt. Für eine schnellere Route müsste ein Lotse an Bord, aber dann könnte der Quarantäne-Countdown von Neuem beginnen. Spätestens Ende des Monats hofft Velten wieder in seiner Bahrenfelder Kanzlei zu sitzen.

Hurtigruten ließ eine Abendblatt-Anfrage zur weiteren Planung der der Reise der "Roald Amundsen" bis zum Donnerstagnachmittag unbeantwortet. Einer allgemeinen Mitteilung vom Mittwochabend zufolge werde der Kreuzfahrtbetrieb von Hurtigruten insgesamt bis zum 19. April eingestellt: "Engagierte Teams arbeiten rund um die Uhr, um der begrenzten Anzahl von Gästen, die sich noch an Bord der Hurtigruten Schiffe befinden, bei der Rückkehr in ihre Heimat zu helfen."