Hamburg. Der Bau des Johann-Kontors startet im März. Mit welchem Asia-Konzept die Familie Truong an den alten Standort zurückkehrt.

Der oberirdische Abriss der vier City-Hochhäuser am Klosterwall ist Anfang April abgeschlossen. Es steht nur noch der Rest eines der vier Gebäude, die anderen drei sind bereits abgebrochen. Unterdessen ist der erste Mietvertrag für das Johann Kontor – so wird der Neubau heißen – unterschrieben worden.

Wie das Abendblatt exklusiv erfuhr, wird der Vinh-Loi-Asia-Markt auf einer rund 1200 Quadratmeter großen Fläche im Erdgeschoss einziehen. Und da weht ein Hauch von Nostalgie mit. Denn Familie Truong hatte 1988 an diesem Standort ihren ersten Asia-Markt – inzwischen haben sie drei Geschäfte in Berlin und eines in Wandsbek – eröffnet und musste diesen 2018 wegen dem bevorstehenden Abriss schließen.

Torwall gewinnt Familie Truong mit neuer Idee zurück

Nun kehren sie an ihren Ursprung zurück. „Wir waren damals wirklich traurig, als wir am Klosterwall ausziehen mussten. Aber nun sind wir glücklich, dass wir im Johann Kontor mit einem modernen Konzept wieder durchstarten können“, sagt To Ngoc Truong.

Das Konzept realisiert Truong gemeinsam mit der Hamburger Aug. Prien Projektentwicklung, die für das rund 250-Millionen-Euro-Bauvorhaben verantwortlich ist. „Die Fläche wird über den Klosterwall und den Johanniswall zugänglich sein. Der Asia-Markt mit einem kleinen Bistro wird wie eine Markthalle aufgebaut sein. Es soll etwas ganz Besonderes werden, sowohl vom Angebot als auch vom Design“, sagt Frank Holst, Geschäftsführer der Aug. Prien Projektentwicklung.

Abriss des City-Hofs fast abgeschlossen – neue Fläche stark nachgefragt

Seit dem Abriss der City-Hof-Hochhäuser am Klosterwall ist schon viel Zeit vergangen. Die Fertigstellung des Gebäudekomplexes ist auch erst für Ende 2023/Anfang 2024 geplant. Ein Vier-Sterne-Novotel mit 228 Zimmern wird hier einziehen. Es sind 150 Mietwohnungen – davon ein Drittel öffentlich gefördert – vorgesehen. Die Bewohner sollen auch eine Gemeinschaftsdachterrasse bekommen, und es wird Hamburgs höchste Kita in der achten Etage betrieben. 16.000 Quadratmeter sind für Büros vorgesehen. „Wir gehen davon aus, dass wir bereits in drei bis vier Monaten einen Mietvertrag mit einem Unternehmen für etwa die Hälfte der Fläche abschließen werden. Die Nachfrage ist groß“, sagt Holst.

Der Abriss der City-Hof-Häuser in 20 Bildern:

Der Abriss der Cityhöfe im Zeitraffer

Der 1958 erbaute City-Hof mit den vier Hochhausscheiben.
Der 1958 erbaute City-Hof mit den vier Hochhausscheiben. © HA
10. September. 2019: Die Häuser sind eingerüstet und entkernt.
10. September. 2019: Die Häuser sind eingerüstet und entkernt. © HA | Thorsten Ahlf
4. November 2019: „Longfront“ reißt den ersten Turm ein.
4. November 2019: „Longfront“ reißt den ersten Turm ein. © HA | Thorsten Ahlf
11. November 2019: Der größte Teil des nördlichen Turm ist weg.
11. November 2019: Der größte Teil des nördlichen Turm ist weg. © HA | Thorsten Ahlf
18. November 2019: „Longfront“ hat den zweiten Turm angeknabbert.
18. November 2019: „Longfront“ hat den zweiten Turm angeknabbert. © HA | Thorsten Ahlf
25. November 2019: Im Norden stehen nur noch zwei Stümpfe.
25. November 2019: Im Norden stehen nur noch zwei Stümpfe. © HA | Michael Rauhe
2. Dezember 2019: Hinten werden die oberen Etagen abgetragen.
2. Dezember 2019: Hinten werden die oberen Etagen abgetragen. © HA | Thorsten Ahlf
9. Dezember 2019: Am dritten Turm geht es sichtbar voran.
9. Dezember 2019: Am dritten Turm geht es sichtbar voran. © HA | Michael Rauhe
16. Dezember 2019: Der Blick auf den Hafen ist wieder frei.
16. Dezember 2019: Der Blick auf den Hafen ist wieder frei. © HA | Thorsten Ahlf
30. Dezember 2019: „Longfront“ steht am ersten Turm bereit.
30. Dezember 2019: „Longfront“ steht am ersten Turm bereit. © HA | Thorsten Ahlf
7. Januar 2020: Ein weiterer Teil des Hauses vorn ist weg.
7. Januar 2020: Ein weiterer Teil des Hauses vorn ist weg. © HA | Thorsten Ahlf
13. Januar 2020: Das nördliche Hochhaus ist verschwunden.
13. Januar 2020: Das nördliche Hochhaus ist verschwunden. © HA | Thorsten Ahlf
15. Januar 2020: „Longfront“ knabbert an Turm zwei weiter.
15. Januar 2020: „Longfront“ knabbert an Turm zwei weiter. © HA | Thorsten Ahlf
20. Januar 2020: Das zweite Hochhaus ist verschwunden.
20. Januar 2020: Das zweite Hochhaus ist verschwunden. © HA | Michael Rauhe
27. Januar 2020: Der Bagger rückt Turm drei zu Leibe.
27. Januar 2020: Der Bagger rückt Turm drei zu Leibe. © HA | Thorsten Ahlf
3. Februar 2020: Vom dritten Turm steht nur noch ein Rest.
3. Februar 2020: Vom dritten Turm steht nur noch ein Rest. © HA | Michael Rauhe
10. Februar. 2020: Das dritte Hochhaus ist verschwunden.
10. Februar. 2020: Das dritte Hochhaus ist verschwunden. © HA | Thorsten Ahlf
17. Februar 2020: Erdbewegungen im Norden der Baustelle.
17. Februar 2020: Erdbewegungen im Norden der Baustelle. © HA | Thorsten Ahlf
24. Februar 2020: Der obere Teil von Turm vier ist abgetragen.
24. Februar 2020: Der obere Teil von Turm vier ist abgetragen. © HA | Thorsten Ahlf
2. März 2020. Nur ein Rest steht noch – bis Ende März.
2. März 2020. Nur ein Rest steht noch – bis Ende März. © HA | Thorsten Ahlf
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Im Erdgeschoss wird es weitere Flächen – etwa 1000 Quadratmeter- für Handel und Gastronomie geben. „Wir setzen auf individuelle Konzepte“, sagt Holst. Für eine kulturelle Nutzung stehen 650 Quadratmeter zur Verfügung.

Truong-Geschwister und Partner halten auch geschäftlich zusammen

Aber zurück zu To Ngoc Truong: In dem Familienunternehmen arbeitet die 51-Jährige gemeinsam mit ihren sechs Geschwistern – und auch fünf Schwägerinnen sind mit an Bord. Ein weiteres Standbein ist die Asropa Food GmbH, die Im- und Export asiatischer Lebensmittel betreibt. Insgesamt haben sie 100 Mitarbeiter. „Ich kümmere mich vor allem um die Finanzen und die Buchhaltung und mit meiner Schwester auch um das neue Geschäft am Klosterwall“, sagt To Ngoc Truong.

Die Familie ist vor 40 Jahren aus Vietnam geflüchtet. „Meine Eltern waren dort schon selbstständig. Als wir nach Deutschland kamen, wollten sie unbedingt wieder als Unternehmer arbeiten. Zunächst hatten sie einen Imbiss in Harburg“, erzählt To Ngoc Truong. Ende der 80er-Jahre standen die Eltern vor einer schweren Entscheidung – die sie damals gemeinsam mit ihren sieben Kindern getroffen haben. „Es gab zwei Optionen: ein Restaurant zu eröffnen oder einen Asia-Markt. Wofür wir uns entschieden haben, ist ja bekannt“, sagt Truong lächelnd.

Im März 2021 startet der Johann-Kontor-Bau am Klosterwall

Die Lebensmittel für ihre Märkte „importieren wir aus dem gesamten asiatischen Raum. Die meisten Produkte kommen aus China und Vietnam. Bei uns gibt es all das, was es in einem gewöhnlichen Supermarkt nicht gibt“, sagt die umtriebige Geschäftsfrau. Zum Beispiel den 18,5-Kilogramm-Sack Reis, Froschschenkel, Hühnerfüße, frischen Thymian und Basilikum oder Fischsauce. „Unsere Kunden kommen aus aller Herren Länder. Auch viele gebürtige Hamburger gehören dazu, weil sie durch Urlaubsreisen ihre Liebe zu asiatischen Produkten entdeckt haben“, sagt Truong.

Unterdessen beschäftigt sich Projektentwickler Holst mit der weiteren Bautätigkeit. „Die Abrissarbeiten im Untergrund sollen bis März 2021 abgeschlossen sein, parallel heben wir die Baugrube aus und dann kann mit dem Hochbau begonnen werden.“ To Ngoc Truong freut sich auf den Neustart am Alten Standort. „Ich kann es kaum erwarten, unsere treuen Kunden hier zu begrüßen.“