Hamburg. Notbetreuung ab Montag von 8 bis 16 Uhr. Lehrer halten aus der Ferne Kontakt zu Schülern. Sportvereine stellen Betrieb ein.

Ties Rabe und Melanie Leonhard (beide SPD) war die Schwere der Entscheidung anzusehen – aber beide gingen unterschiedlich damit um. Der Schulsenator Rabe betonte am Freitag im Rathaus energisch, dass Virologen klar dazu geraten hätten, den Schulbetrieb einzustellen: „Und da schwingen wir uns jetzt auch nicht zu Super-Virologen auf“. Die Sozialsenatorin Leonhard wandte sich dagegen an die Eltern, die nun auch Kita-Kinder mindestens bis zum 29. März in der Regel zu Hause betreuen müssen. „Uns ist bewusst, dass wir Ihnen sehr viel zumuten.“

Ab Montag muss der Alltag für insgesamt rund 350.000 Kinder und Jugendlichen in Hamburg neu organisiert werden. Bislang ist nach Senatsangaben zwar kein Corona-Fall in einer bestimmten Schule oder Kita bekannt – nach dem Ende der Ferien bliebe aber keine andere Wahl als diese „höchst vorsorgliche“ Maßnahme, wie Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) formulierte. Ausdrücklich ist nicht ausgeschlossen, dass sie auch im April andauern wird. Für die Zeit der Zwangspause ist der Senat bemüht, sowohl die Kinder weiter zu beschulen, als auch die Eltern in den kommenden Wochen zu unterstützen.

Corona-Quarantäne: Senat organisiert Notbetreuung ab Montag von 8 bis 16 Uhr

Das Notbetreuungsangebot für Kinder unter 14 Jahren werde ab Montag täglich von 8 bis 16 Uhr gelten, sagte der Schulsenator Rabe. Für Schüler mit geistigen oder körperlichen Behinderungen stehe es auch Jugendlichen über dieser Altersgrenze offen. Außerdem könnten nicht nur Eltern, die etwa im medizinischen Bereich arbeiten, ihren Nachwuchs in die Obhut der Sozialpädagogen geben – sondern auch etwa die Mitarbeiter von Versorgungsunternehmen. Rabe betonte auch, dass es darüber hinaus auch andere Gründe geben kann, warum Kinder und Jugendliche nicht zu Hause betreut oder allein gelassen werden könnten. „Es ist so, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt keinem Kind die Betreuung verweigern“, sagte Rabe.

Die Lehrer werden dagegen aufgefordert, am Montag zunächst wie immer in den Schulen zu erscheinen – sofern sie sich in den Ferien nicht in Risikogebieten aufgehalten haben. Es gelte, „geeignetes Unterrichtsmaterial“ zu suchen und den Schülern zur Verfügung zu stellen. „Die Lehrer sollen einen regelmäßigen Kontakt zu den Schülern halten, damit weiterhin ein Lernfortschritt vorhanden sein kann“, so der Schulsenator. So viele Lehrer wie möglich sollen dabei von zu Hause und so wenige wie möglich noch in den Schulen arbeiten. Alle Klausuren und auch die Abiturprüfungen sollten wie geplant stattfinden – möglicherweise müssten aber mehr Nachschreibetermine für von Corona betroffene Schüler eingeplant werden.

Hamburger Schulbetrieb: Lehrer halten aus der Ferne Kontakt zu Schülern

Sozialsenatorin Leonhard sagte, dass auch für alle Eltern von Kita-Kindern im Bedarfsfall eine Betreuung sichergestellt werde. Auf keinen Fall dürften die Kinder tagsüber bei den Großeltern oder den Nachbarn gelassen werden. Leonhard appellierte an das Verantwortungsbewusstsein der Hamburger: Sie sollten so handeln, „wie es die Solidarität mit der Gesamtgesellschaft“ gebiete.

Die Vertreter von Erziehern und Lehrern begrüßten am Freitag den Schritt des Senats. Es gelte auch, etwa ältere Lehrer und Erzieher freizustellen, um das Risiko von schwerwiegend verlaufenden Infektionen zu verringern. Hinter den Kulissen habe man sich für eine Schließung der Schulen eingesetzt, teilte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft mit – dies jedoch nicht öffentlich kommuniziert. „Dem Ernst der Lage entsprechend wollten wir keinen Vorschub für Verunsicherungen oder unnötige Dramatisierungen leisten“.

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Opposition unterstützt die Schulschließlungen

Die GEW richtete einen Appell an die Träger, „den Hinweisen der zuständigen Senatoren und Senatorinnen und des Bürgermeisters zu folgen und die Beschäftigten darin zu bestärken, sehr genau zu sortieren, welche Kinder welcher Eltern von der Notbetreuung Gebrauch machen dürfen“, so die GEW.

Auch die Opposition unterstützt die Schulschließungen. „Es wäre fragwürdig gewesen, wenn gerade Hamburg mit unzähligen Rückkehrern aus dem Skiurlaub den Schulbetrieb wieder aufgenommen hätte“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Birgit Stöver.

Zusätzlich sind auch einzelne Schließungen möglich

Schulsenator Rabe und Bürgermeister Tschentscher sagten am Freitag, dass einzelne Schulen auch für Lehrer und Kinder in der Notbetreuung geschlossen werden könnten, falls sich dort weitere Corona-Fälle ergeben sollten. Die Schul- und die Sozialbehörde wollen auf ihren Internetseiten tagesaktuell informieren. „In diesen bewegten Zeiten stellen wir maximale Transparenz her“, sagte Ties Rabe.

Weitere Regelungen:

  • Peter Tschentscher betonte, dass es keinen Unterschied zwischen einem Einkauf im Supermarkt und auf dem Wochenmarkt gebe. Deshalb werde auch kein Wochenmarkt geschlossen.
  • Wer in einem Risikogebiet Urlaub gemacht hat, muss als Rückkehrer auch ohne Symptome zwei Wochen zu Hause bleiben. "Die Regelung ist Zwang", betonte Tschentscher.
  • Auch im Winternotprogramm gibt es extra eingerichtete Isolationsplätze, um mögliche Corona-Infizierte zunächst unterzubringen.
  • Besuche in Jobcenter und Arbeitsagentur sollen durch Telefonate ersetzt werden. "Fristen werden dort derzeit kulant gehandhabt", sagte Melanie Leonhard.

Jugendliche, die nicht mehr in die Schule gehen dürfen, müssen auch in ihrer Freizeit weitere Einschränkungen hinnehmen. Der Hamburger Sportbund hat allen Vereinen empfohlen, den gesamten Breitensportbetrieb einzustellen. Unter anderem folgte der Eimsbütteler Turnverband (ETV) diesem Rat sofort. „Wir wollen helfen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen“, sagte der ETV-Vorstandschef Frank Fechner.