Hamburg. Das Minipferd aus Ton stammt schätzungsweise aus dem 13. oder 14. Jahrhundert. Das Spielzeug hat eine Besonderheit.

Ein bisschen skeptisch schaut Kay-Peter Suchowa schon noch, wenn er nach oben blickt. Er ist natürlich froh, dass das neue Zelt endlich aufgebaut ist und die Archäologen ihre Arbeit wieder aufnehmen können. „Aber die Sturmsaison ist ja noch nicht vorbei“, sagt er. Und auch wenn sie die Konstruktion so gut gesichert haben, wie es eben möglich ist, weiß er, dass das bei einem Orkan alles nichts nützen wird. „Hoffen wir also, dass wir verschont werden.“

Drei Wochen ist es her, seit die Zeltplane weggerissen wurde und der Regen ungehindert das Ausgrabungsfeld in eine Schlammwüste verwandeln konnte. Das Schlimmste war gar nicht einmal der finanzielle Schaden – auch wenn das Budget knapp bemessen ist –, sondern der Zeitverlust. „Im August müssen wir fertig sein, da ist keine Verlängerung möglich“, sagt Ausgrabungsleiter Suchowa. „Ich hoffe, dass wir bis dahin dennoch alles schaffen, was wir uns vorgenommen haben.“

Das Werk eines Profis

Da tut es natürlich gut, wenn ein besonderes Fundstück aufgespürt wird. Und unter all den Keramikscherben, die wie bei fast jeder Grabung in einem Siedlungsbereich auch hier massenhaft zutage gefördert werden, fand sich ein kleines besonderes Stück: ein Minipferd aus Ton. „Es handelt sich ganz sicher um ein Kinderspielzeug“, sagt Suchowa.

Die Besonderheit ist ein Loch an der Unterseite, das angebracht wurde, damit die Kinder einen Stock oder Stab einführen können. „Das Spielzeug dürfte aus dem 13. oder 14. Jahrhundert stammen“, meint Suchowa. Es ist das Werk eines Profis. „So etwas wurde nicht in Heimarbeit hergestellt, sondern von einem Töpfer – einen Markt für Spielzeuge gab es auch damals schon.“ Daraus lässt sich schließen, dass die Menschen, die damals in den Häusern an der Nikolaikirche lebten, keineswegs arm waren. Sonst hätten sie kein Geld für Kinderspielzeug ausgegeben. „Die Leute hier waren zumindest der oberen Mittelschicht zuzuordnen“, glaubt der Archäologe.

Bevor aber weitere Funde entdeckt werden, muss erst einmal nachgearbeitet werden. All die verschiedenen Erdschichten, die mühsam abgesteckt, vermessen und kartografiert wurden, sind wegen des Wassereintritts nicht mehr zu erkennen. Da muss das Team noch einmal von vorne anfangen.