Hamburg. Grabungstagebuch, Teil 11: Wochenlange Verzögerung – das eingelaufene Wasser muss per Hand abgeschöpft werden.

Verdammte "Sabine"! Das hat Kay-Peter Suchowa mehr als einmal gedacht in den vergangenen Tagen – denn der heftige Wintersturm hat auch die Ausgrabungsstätte an der Hamburger Nikolaikirche arg in Mitleidenschaft gezogen. „Das Zelt ist weggeflogen und völlig zerstört worden“, sagt der deprimierte Archäologe. „Und das ist eine ziemliche Katastrophe für uns. Aber – und das ist das wichtigste – es ist glücklicherweise niemand zu Schaden gekommen.“

Der Sachschaden ist enorm, denn auch Teile des Gestänges sind beschädigt worden. „Wir konnten aber mit spontanen Sicherungsmaßnahmen verhindern, dass es völlig zerstört wurde“, sagt Suchowa. Diverse Spanngurte wurden angebracht, um die Konstruktion stabil zu halten.

Neuer Sturm bedroht das Ausgrabungsprojekt

Hamburgs Ursprünge (Teil 11): Sturmschäden

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    Eine neue Plane kann vermutlich erst Anfang kommender Woche angebracht werden. „Es jetzt schon zu tun, wäre viel zu riskant, denn es soll ja am Sonntag einen weiteren Sturm geben.“ Und der Grabungsleiter will auf keinen Fall riskieren, auch das (einzige) Ersatzzelt zu verlieren.

    Viel gravierender als der materielle ist ohnehin der Zeitverlust. Nicht nur, dass die Ausgrabungen nicht weitergeführt werden können – Suchowa rechnet mit mindestens zwei Wochen Unterbrechung – ein Teil der Arbeit ist auch zunichte gemacht worden. Denn viel Wasser ist in die Gruben eingedrungen, das mühsam per Hand abgeschöpft werden muss, sobald das neue Zelt steht.

    Ausgrabung: Es muss neu vermessen und kartographiert werden

    „Vor allem aber hat der Regen alles ausgewaschen“, sagt Suchowa. In aufwendiger Kleinarbeit waren Dutzende Erdschichten lokalisiert, abgegrenzt, kartographiert und mit einzelnen Nummern versehen worden. Wo eben noch zentimetergenaue feine Linien und Flächen waren, ist jetzt eine ausgewaschene, feuchte Masse.

    „Es nützt nichts, da müssen wir von vorne anfangen“, sagt Suchowa. Das feuchte Erdreich wird also ein Stück weiter abgetragen, dann müssen die Archäologen alles neu vermessen und kartographieren. Und das nun unter Zeitdruck, denn das Ende der Ausgrabung kann nicht verschoben werden: Im August ist definitiv Schluss. So hofft das ganze Team, dass der Erfolg der Kampagne nicht unter dem Zeitverlust leidet.