Hamburg. Jahrzehnte, nachdem der letzte Güterzug durch Finkenwerder rumpelte, wird die Hafenbahn bis Juni umgebaut.

Am Schotter kann es nicht liegen, dass jahrzehntelang nicht klar war, was mit der alten Finkenwerder Hafenbahntrasse passieren soll und vor allem: Wann? Schotter gibt es hier nämlich immer noch zur Genüge. Jetzt konnten Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte Falko Droßmann und der Vorsitzende des Regionalausschusses Finkenwerder, Ralf Neubauer (SPD) verkünden: Noch in diesem Sommer wird der erste Abschnitt der Trasse als breiter Fuß- und Radweg eröffnet. Die Grünschnittarbeiten haben begonnen. Im März kommen die Tiefbauer mit schwerem Gerät und legen los.

Vom Osterfelddeich bis zum Wochenmarkt wird drei Meter breit Asphalt auf den alten Bahndamm aufgebracht. „Kurzfristig, bis Mitte Juni, wollen wir damit für die Seniorenwohnanlage, das Bodemannheim, die Schulen und die „Inselperle“ eine bessere Anbindung an den Ortskern schaffen“, sagt Ralf Neubauer, „langfristig soll die Trasse Teil eines Radschnellwegs zwischen Neugraben und Finkenwerder werden.“

Hafenbahn wurde schon in den 70er-Jahren bedeutungslos

Das kann sich heute kaum noch jemand vorstellen, der sich nicht erinnert: Mitten durch Finkenwerder rumpelten einst schwere Güterzüge – direkt neben dem Marktplatz. Die Deutsche Werft auf der Rüsch-Halbinsel und der Hamburger Flugzeugbau wurden von der Hafenbahn mit Material versorgt. In den 1930er-Jahren wurde ein Bahndamm quer über die Insel aufgeschüttet und die Trasse gelegt. 1937 fuhr der erste Zug über die eingleisige Strecke. Seit Jahren ist das Gleis tot. Die Bahnstrecke war eigentlich schon mit der Schließung der Deutschen Werft 1976 bedeutungslos geworden. Airbus setzt mittlerweile auf Luft- und Wassertransport sowie auf die Versorgung per Lastwagen.

Die alte Hafenbahnstrecke hat keine Gleise und Schwellen mehr, nur noch Schotter.
Die alte Hafenbahnstrecke hat keine Gleise und Schwellen mehr, nur noch Schotter. © xl | Lars Hansen

Allerdings hatten die Hamburger Hafenbehörden – seinerzeit das Amt für Strom- und Hafenbau, seit 2005 die Hamburg Port Authority (HPA) schon immer eine Abneigung dagegen, Besitz aufzugeben, auch wenn er längst obsolet ist.

Deshalb wurde bei Airbus-Zulieferbetrieben angefragt, ob diese nicht einen Gleisanschluss wollten. Einige wollten dieses Angebot gern annehmen – bis klar wurde, dass sie sich an den Kosten beteiligen sollten. Erst seit 2012 ist die Strecke offiziell nicht mehr dem Eisenbahnverkehr gewidmet.

Ein bisschen New York auf Finkenwerder

In einem weiteren Schritt soll die Trasse vom Osterfelddeich in Richtung Aue ebenfalls als Radweg ausgebaut werden. Letztendlich soll dieser als untergeordnete Veloroute in Neugraben an den Radschnellweg Stade-Hamburg anschließen, der ebenfalls noch im Planungsstadium ist.

„Finkenwerder bekommt so sein Äquivalent zur New Yorker High Line“, scherzt Ralf Neubauer. „Mit diesem ersten Abschnitt wird ein Wunsch erfüllt, den vor allem die Bewohner der Seniorenwohnanlage am Uhlenhoffweg und des benachbarten Bodemann-Altenheims lange gehegt hatten: Ihr bisheriger Weg in den Ortskern führt derzeit noch beschwerlich und relativ steil über den Norderschulweg auf den Neßdeich. Der Bahndamm, der direkt an beiden Anlagen verläuft, hat die Deichhöhe bereits.“

Wie aus der Hafenbahn eine Veloroute wird

Wenn tatsächlich der Anschluss an den Radschnellweg hergestellt ist, wird wohl auch der erste Abschnitt noch einmal verändert werden müssen. „Dann müssen wir auf fünf Meter verbreitern, damit Radfahrer und Fußgänger die Strecke parallel nutzen können“, sagt Ralf Neubauer.

Auch Bezirksamtsleiter Droßmann freut sich über die neue Strecke. Vor allem freut ihn, dass sie für ihn etatneutral verwirklicht wird: „Der Bau wird aus dem Veloroutenprogramm der Verkehrsbehörde finanziert“, sagt er.

Schiffbau von 1918 bis 1976. Heute ein Park

Die Deutsche Werft war eine 1918 auf Initiative des Reeders Albert Ballin gegründete Werft in Hamburg-Finkenwerder. Ballin – wie auch andere Reeder – mussten nach dem ersten Weltkrieg die Passagier- und Handelsschiffe ersetzen, die im kaiserlichen Krieg verloren gegangen waren. Deshalb war Ballins HAPAG auch Gesellschafter der Werft, ebenso, wie industrielle Schwergewichte beispielsweise die AEG und die Gutehoffnungshütte.

Ende der 1960er-Jahre fusionierte die Deutsche Werft mit den Howaldtswerken. 1976 stellte die Finkenwerder Werft den Betrieb ein. An ihrer Stelle entstand ein Park.