Hamburg. Das Stoppen der U-Bahnen erzeugt Strom, der nun für Aufzüge, Beleuchtung und Rolltreppen genutzt wird.

Der unscheinbare 50er-Jahre Flachbau steht unweit der U-Bahn-Station Rauhes Haus. Bei dem gelb geklinkerten Gebäude handelt es sich um ein Unterwerk der Hochbahn. 34 davon gibt es im Streckennetz – sie sind für die Stromversorgung der U-Bahnen verantwortlich.

Arne Peters, Leiter Energieversorgung, und Projektleiter Ingo Jonassen stehen in einem Raum vor einem großen orangen Stahlschrank mit Kabeln und Leitungen im Inneren. „Das ist ein Energie-Konverter. Wir werden mit dieser Technik, die beim Bremsen von U-Bahnen erzeugte Energie, noch effizienter nutzen“, kündigt Jonassen an. Künftig soll diese Energie auch dafür mit verwendet werden, um Aufzüge, Rolltreppen und die Beleuchtung in den U-Bahnhöfen vom Berliner Tor bis Billstedt – hier fahren die Linien U 2 und U 4 – mit Strom zu versorgen.

Pilotprojekt macht Bremsenergie nutzbar

„Das ist eine Deutschlandpremiere. Wir setzen dieses Pilotprojekt gemeinsam mit dem Hersteller Alstom um “, sagt Jonassen. Insgesamt kostet das Energie-Konverter-Projekt 750.000 Euro. Durch die Technik sollen 600.000 Kilowattstunden Bremsenergie nutzbar gemacht werden, was dem Jahresenergiebedarf von etwa 120 vierköpfigen Haushalten entspricht. „Bei dem neuen Konverter-System kann die Bremsenergie auf eine Spannung gebracht werden, die auch von anderen Verbrauchern genutzt werden kann.

„Die Umwandlung erfolgt im Unterwerk nahe dem Rauhen Haus“, sagt Jonassen. Dort werde die durch das Bremsen erzeugte Energie von Gleichspannung durch das Konverter-System gewandelt und in das hochbahneigene Wechselspannungsnetz gespeist. So könne die Bremsenergie zum Beispiel auch Aufzüge oder Rolltreppen versorgen, die sich in Reichweite des entsprechenden Unterwerks befinden oder auch ins Hamburger Stromnetz geleitet werden.

Energie wird zwischengespeichert

Die U-Bahn-Fahrzeuge der Baureihen DT 4 und DT 5 erzeugen beim Bremsen Energie. Diese Energie wird nahezu komplett in die Stromschiene eingespeist und kann direkt von anderen Fahrzeugen genutzt werden. „Wenn die elektrische Energie nicht zeitgleich andere Fahrzeuge als Abnehmer findet, würde diese in nicht nutzbare Wärme an die Umwelt abgegeben werden“, sagt Jonassen. Das sei vor allem an den äußeren Linien des U-Bahn-Netzes der Fall, wo der U-Bahn-Verkehr geringer sei.

Das könnte Sie auch noch interessieren:

„An bisher zwei Unterwerken in Fuhlsbüttel und Ochsenzoll setzen wir deshalb auf Zwischenspeicher. Hier wird die Energie in Speichern zwischengelagert, und sobald eine U-Bahn den Strom zum Beispiel zur Beschleunigung benötigt, gibt dieser Speicher die Energie wieder an das Fahrzeug ab“, sagt Jonassen. Im Vergleich zu dem bisher eingesetzten System habe der neue Energiekonverter einen deutlich höheren Wirkungsgrad. Bei erfolgreicher Erprobung könne er laut Hochbahn auch auf der neuen U-Bahn-Linie U 5 angewendet werden.