Hamburg. Sieben Städte präsentierten ihr Konzept – drei konnten überzeugen. Verband der Automobilindustrie hat hohe Erwartungen.
Wird Hamburg der Austragungsort einer der bedeutendsten Automobilfachmesse der Welt? Die Chancen für die Stadt stehen zumindest nicht schlecht. Sieben deutsche Städte haben in der vergangenen Woche ihre Konzepte für die nächste Internationale Automobilausstellung (IAA) vorgestellt. Drei Bewerber konnten den Verband der Automobilindustrie (VDA) überzeugen.
Neben Hamburg sind Berlin und München weiter im Rennen um die IAA im September 2021. Nicht mehr dabei sind Frankfurt, Hannover, Stuttgart und Köln. Die Entscheidung soll laut VDA in den Monaten fallen.
Mobilitätskonzept einer Stadt muss zur IAA passen
Der Veranstalter verlangt umfassende Organisationskonzepte und Investitionen. „Natürlich werden das Automobil und nachhaltige individuelle Mobilität auf der IAA eine tragende Rolle spielen. Aber die neue IAA wird sich grundlegend wandeln", sagt VDA-Geschäftsführer Martin Koers undfügt hinzu: "Sie wird zur Mobilitätsplattform, die auch außerhalb der Messehallen stattfindet und direkt zu den Menschen kommt.“
Die IAA solle für die austragende Stadt Impulsgeber für ein neues Mobilitätskonzept sein. "IAA-Besucher sollen bereits bei der Ankunft am Flughafen oder Bahnhof erleben können, wie Smart Mobility in einer Smart City funktioniert. Deshalb ist es entscheidend, dass das Konzept der neuen IAA mit dem der austragenden Stadt optimal ineinandergreift und kompatibel ist“, so der VDA-Geschäftsführer.
Hamburger Messe erwartet Rekordjahr
Hamburg reklamiert den Titel der deutschen Mobilitätsstadt Nummer eins für sich. Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) verweist dabei auf den Weltkongress für Intelligente Transportsysteme (ITS) im Oktober 2021. Dabei geht es um Sharing-Konzepte sowie um autonomes Fahren und E-Mobilität. Auf der Tagesordnung sollen auch digitale Verkehrslösungen wie um selbstfahrende Fahrzeuge im öffentlichen Nahverkehr oder die Kommunikation zwischen Ampeln und Autos stehen.
„Mobilität ist so, dass du alle Verkehrsteilnehmer einbeziehen musst“, sagte Westhagemann. Messechef Bernd Aufderheide verspricht ein „Reallabor für digitale Mobilität“.
Für die Hamburger Messegesellschaft würde die alle zwei Jahre stattfindende Internationale Automobilausstellung 2021 an ein erfolgreiches Messejahr 2020 anknüfen. Mit einem Mix aus neuen und traditionellen Veranstaltungen und der Wiedereröffnung des Kongresszentrums CCH steuert die Hamburger Messegesellschaft nämlich auf ein Rekordjahr zu.
CCH nimmt Ende August Betrieb wieder auf
In diesem Jahr sei ein Umsatz von 114 Millionen Euro zu erwarten, so die Prognose der Messegesellschaft. Für 2020 sind rund 60 Veranstaltungen geplant, darunter zwölf eigene Messen, so Bernd Aufderheide und fügt hinzu: „Das Messewesen entwickelt sich weiter zu neuen Formen der Veranstaltungen.“ Ein Beispiel sei die Veranstaltung der Online-Marketing Rockstars; eine Mischung aus Ausstellung und Festival, mit Bühnenpräsentationen und umfangreichem Begleitprogramm, die im vergangenen Jahr 50.000 Besucher anzog.
„Wir haben für solche Gastveranstaltungen die idealen Hallen, weil sie sehr flexibel sind und sich für die unterschiedlichsten Gegebenheiten herrichten lassen“, sagt Aufderheide. Allerdings fehle eine Halle, deren Errichtung mit dem Bau der neuen Messe aufgeschoben worden sei. Nun sei der Bedarf da und müsse erfüllt werden.
Die Flexibilität des Messegeländes habe auch sehr geholfen, um etliche Großveranstaltungen abzuhalten, die unter normalen Umständen ihren Platz im Kongresszentrum CCH gehabt hätten. „Wir können es kaum erwarten, dass das CCH wieder an den Start geht.“ Nach mehreren Umbau-Jahren und einer grundlegenden Erneuerung, die fast einem Neubau gleichkommt, geht das CCH Ende August wieder in Betrieb. Den Auftakt macht ein Welt-Urologenkongress, gefolgt vom Deutschen Juristentag.
Messe sorgt für 4000 Arbeitsplätze in der Stadt
Im abgelaufenen ungeraden Jahr 2019, das wegen des Messe-Rhythmus stets umsatzschwächer ist, hat die Messegesellschaft mit 67,3 Millionen Euro einen um 7,6 Prozent niedrigeren Umsatz erzielt als im Vergleichsjahr 2017. Das sei aber veränderten Berechnungsmethoden bei Auslandsengagements geschuldet.
Ohne diese rein rechnerischen Veränderungen wäre der Umsatz um acht Prozent gestiegen. Das Jahresergebnis lag einschließlich der Baumaßnahmen bei minus 32,2 Millionen Euro. Für die Stadt rechnet sich der Messe- und Kongressbetrieb vor allem durch die zusätzlichen Besucher in Hamburg, die einen Umsatz von mehreren Hundert Millionen Euro bei Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel generieren und so mehr als 4000 Arbeitsplätze sichern.