Hamburg. Jan Fedders letzter Wunsch: ein Trauerkonvoi durch St. Pauli. Die Hamburger nahmen auf dem Kiez Abschied.
Noch einmal über die Reeperbahn – das war Jan Fedders letzter Wunsch. Und so setzt sich bei trübem Januarwetter und tiefem Michel-Glockenklang die Polizei-Eskorte in Bewegung. Ihr folgt der mit Blumen geschmückte Leichenwagen, ein Mercedes-Oldtimer W126. Darin ruht, hinter Chrom und Glas, der hölzerne Sarg.
Damit startet nach dem Trauergottesdienst der gut 45 Minuten lange Konvoi. Er führt vom Vorplatz des Michels über die Reeperbahn, die Holsten- und Stresemannstraße an der Lerchenstraße vorbei. Dort, in der Nähe der Schilleroper, wohnte der beliebte Schauspieler. Schließlich endet die öffentliche Fahrt vor dem Zwick, wo Freunde und Promis seines 65. Geburtstages gedenken.
"Es ist schön, dass Jan Fedder nicht so einfach war"
Dem Konvoi aus Polizeifahrzeugen schließen sich immer mehr Menschen an, die dem Trauergottesdienst auf dem Michelvorplatz beiwohnen wollten. Sie waren mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist und an der Statue der „Zitronenjette“ vorbeigekommen. Das Denkmal erinnert an das Hamburger Original Johanne Marie Müller aus dem 19. Jahrhundert. Der Zuspruch, den Jan Fedder an diesem Tag erhält, lässt ahnen, dass sein Nachruhm mindestens ebenso lange währen wird.
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Die Hamburgerin Gabriele Albers gehört zu jenen Menschen, die den Straßenrand säumen. „Es ist schön, dass Jan Fedder nicht so einfach war“, sagt sie, „weder in seiner Rolle noch im Leben. Wir haben genug Leute, die Hamburg schmeicheln. Er hat mir mit seiner Art sehr imponiert.“
Jan Fedders Kondolenzbuch umfasst acht Bände
Um 15.26 Uhr fährt der Konvoi die Ludwig-Erhard-Straße entlang und erreicht wenig später die Reeperbahn. Obwohl der Leichenwagen längst die 930 Meter lange Kiez-Meile erreicht hat, folgen ihm noch immer Trauergäste vom Michelvorplatz. Ein Mann in Military-Look mit der Aufschrift „Ruhrpott“ auf der Weste sagt: „Heute ist ein Trauertag für St. Pauli.“
Und tatsächlich scheint es zu dieser Stunde, da der Sarg die Davidwache und damit Deutschlands kleinstes Polizeikommissariat passiert, dass selbst die „Tanzenden Türme“ in der Nähe Trauer tragen. Im Kondolenzbuch der Davidwache füllen die 3000 Unterschriften insgesamt acht Bände.
Ein Bier auf Jan Fedder
Marion und Henrik Penshorn sind aus dem Landkreis Gifhorn angereist, weil sie dem Schauspieler besonders verbunden sind. „Es ist nett, auf diese Weise ,Auf Wiedersehen‘ zu sagen. Fedder war so menschlich, so volksnah. Man konnte sich mit ihm identifizieren, weil er Schwäche zeigen konnte.“
Der Autokonvoi führt ins Lebenszentrum des Verstorbenen. Rund 50 Jahre hat Jan Fedder auf St. Pauli gelebt. Für Christopher Bahl, der auf den Trauerzug wartet, sei Fedder neben Udo Lindenberg und Kalle Schwensen der einzige Hamburger Jung gewesen. Ein Bier auf ihn wollten sie jetzt trinken, sagen etliche Gäste, als der Konvoi sein Ende am Zwick erreicht hat.