Hamburg. Tränen, ein Blumenmeer aus roten Rosen, Musik von Deep Purple und bewegende Reden: die große Trauerfeier für Jan Fedder im Michel.
Mein Kind, sei nicht traurig, tut auch der Abschied weh.“ Leichter gesungen als getan. Als Jan Fedders Stimme mit dem Seemannslied „La Paloma“ via Lautsprecher durch das Kirchenschiff hallte, war es der Anfangsakkord für eine ergreifende, außergewöhnliche Trauerfeier im Michel. Mit Gefühl, Sympathie und Respekt nahm die Gemeinde Abschied von einem Mann mit Bodenhaftung.
Einheitlicher Tenor: Diese Zeremonie war von einmaligem Charakter geprägt. Oder auf gut Hamburgisch: So etwas hat der Michel noch nicht erlebt. Die Hansestadt erwies dem populären Volksschauspieler mit Würde und Fantasie die letzte Ehre. „Früh oder spät schlägt jedem von uns die Stunde. Auf, Matrosen, ohe.“ La Paloma, ade. Zeremonienmeister war der Verstorbene selbst.
"Fedder geht's nicht"
Was Jan Fedder lange vor seinem irdischen Abschied detailliert geplant hatte, wurde liebevoll in die Tat umgesetzt – unkonventionell, stilvoll, zu Herzen gehend. Das Motto stand in großen Buchstaben auf einem Schwarz-Weiß-Foto neben dem Eichenholzsarg: „Fedder geht’s nicht.“ Der Nachname war in roter Schrift zu lesen. Marion Fedder, die Witwe, hatte trotz Ergriffenheit und Trauer die Kraft, ihrem Ehemann am Mikrofon im Altarraum eine finale Liebeserklärung mit auf den Weg zu geben: „Mein geliebter Jan.“ Der Platz in ihrem Herzen werde ihm auf ewig gehören.
Trauerfeier für Jan Fedder – Hamburg nimmt Abschied
Schon beim Betreten der Hauptkirche St. Michaelis hatte vielen der geladenen Ehrengäste der Atem gestockt. An der Seite des roten Teppichs und vor den Bänken waren Tausende Rosenblätter aus Stoff verstreut. Auf dem Sarg, der auf rotem Samt gebettet war, lagen langstielige Rosen, prachtvoll drapiert. Daneben hatten Freunde und Weggefährten opulente Kränze platzieren lassen. Gleichfalls aus roten Rosen komponierte Gestecke in Form eines Herzens und eines Ankers waren im Auftrag der Witwe erstellt worden. Abgerundet wurde die Blütenpracht von weißen Lilien, Schneebällen und Rosen hinter dem Sarg.
Musikprogramm war Teil des letzten Willens von Jan Fedder
Die 77-minütige Trauerfeier bestand aus einem kirchlichen und einem weltlichen Teil. Dazwischen erklang Musik – nach Geschmack und Wunsch des Verstorbenen, der gestern seinen 65. Geburtstag begangen hätte. Dabei gab Michel-Kantorist Manuel Gera an der Orgel wunderbar gefühlvoll den Ton an. Die Gemeinde erlebte eine Melange aus sanft rockigen, religiösen und typisch Hamburger Stücken.
Alles über die große Trauerfeier für Jan Fedder im Michel
- So verabschiedete der Michel-Hauptpastor Jan Fedder
- "Jan Fedder war der letzte Volksschauspieler"
- Konvoi für Jan Fedder: als die Tanzenden Türme Trauer trugen
- Die Trauerfeier im Überblick: "Mein geliebter Jan, schlaf gut"
- Das steckt hinter den Musikwünschen von Jan Fedder
Jessy Martens sang „Child in Time“ von Deep Purple sowie „Knockin’ On Heavens Door“ von Bob Dylan. Zwischendurch stimmten die Besucher in der nur im unteren Bereich besetzten Kirche an: „Geh aus, mein Herz, und suche Freud.“ Auch dieses hoffnungsvolle Lied gehörte zum letzten Willen des Schauspielers.
Auch viele Politiker nahmen Abschied von Jan Fedder
Anders als bei den Trauerzeremonien für Loki und Helmut Schmidt, Heidi Kabel oder Siegfried Lenz in den letzten Jahren in St. Michaelis, die jede für sich beeindruckte, überraschte diesmal das Potpourri unterschiedlicher Töne. Weitere Beispiele sind Johann Sebastian Bach und das plattdeutsche Couplet „An de Eck steiht’n Jung mit’n Tüdelband“. Nicht nur bei der Prominenz aus Film, Fernsehen und Politik stellte sich Gänsehaut ein. Viele Polizisten waren erschienen.
In Eintracht versammelte sich, was in Fedders Heimatstadt Rang und Namen hat. Der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher mit Ehefrau Eva-Maria sowie die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank, dazu der halbe Senat, Ehrenbürger Michael Otto und namhafte Schauspielkollegen. Vor dem Gotteshaus verfolgten fast 1500 Zuschauer die Übertragung des Festaktes auf einem Monitor.
Lutz Marmor: "Jan war für viele wie ein guter Freund"
„Jan Fedder war ein Sympathieträger, eben weil er nicht makellos war und nicht glatt und geschliffen redete“, sagte Hauptpastor Alexander Röder in seiner Predigt. Der Verstorbene habe wie ein „guter Kumpel“ gewirkt – gerade auch für Menschen, die ihm nicht persönlich begegnet waren. Nach Jans Taufe und Konfirmation im Michel, seiner Hochzeit dort schloss sich nun der Kreis. Zum Vaterunser und dem Segen erhob sich die Gemeinde.
Das war Jan Fedder:
- Jan Fedder wurde am 14. Januar 1955 in Hamburg geboren
- Seinem Vater Adolf Fedder gehörte auf St. Pauli eine Kneipe, seine Mutter Gisela war Tänzerin
- Erste Erfahrungen im Rampenlicht machte Jan Fedder im Alter von sieben Jahren als Knabensopran im Michel
- Als 13-Jähriger hatte Jan Fedder seinen ersten Auftritt auf der Bühne und vor der Kamera
- Seinen Durchbruch als Schauspieler erlangte er im Kinohit "Das Boot" (1981) als Bootsmann Pilgrim
- In der ARD-Serie "Großstadtrevier" spielte Jan Fedder von 1992 bis 2019 den Polizeioberkommissar Dirk Matthies
- Beliebtheit erreichte Jan Fedder auch als "Kurt Brakelmann" in der NDR-Serie "Neues aus Büttenwarder"
- Jan Fedder trug zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Titel "Ehrenkommissar der Hamburger Polizei"
- Am 15. Juli 2000 heiratete Jan Fedder im Michel die Werberin Marion Kurth
- Am 30. Dezember 2019 erlag Jan Fedder in seiner Wohnung auf St. Pauli einem langjährigen Krebsleiden
Ebenfalls wunschgemäß folgten Ansprachen von Vertretern des NDR, des Haussenders Fedders, sowie der Polizei. NDR-Programmdirektor Volker Herres sagte, Glaubwürdigkeit sei das Geheimnis von Fedders Beliebtheit gewesen. Er habe seine Rollen „aus dem Bauch heraus“ gespielt. Der just ausgeschiedene NDR-Intendant Lutz Marmor stellte fest: „Jan war für viele wie ein guter Freund.“ Er sei in jeder Beziehung „ganz, ganz besonders gewesen“. Und Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer sagte in Bezug auf seinen „lieben Janni“, dass dieser wie kein Zweiter „den Nerv der Leute“ getroffen habe.
"Mein geliebter Jan, schlaf gut"
Bei diesen drei Reden zog hin und wieder ein Lächeln über das Gesicht der Witwe in Reihe eins. Und dann erhob sich Marion Fedder, schritt langsam in den Altarraum, trat ans Mikrofon. Ganz ruhig sprach sie von glücklichen Zeiten, Zusammenstehen, unverbrüchlich und ewig, von Träumen und Glück. „Dann heißt es schlafen, eine lange, lange Zeit“, sagte sie. Ihr Schlusswort im Michel: „Mein geliebter Jan, schlaf gut.“
Derweil die Titelmelodie der Sendung „Großstadtrevier“ erklang, trugen sechs Polizeibeamte den Sarg Richtung Ausgang. Anfangs hatte die Witwe 23 rote Rosen daraufgelegt – für jedes Jahr ihrer gemeinsamen Zeit eine. Auf der Elbe, nicht weit entfernt vom Michel, waren die Hörner der Schiffe unüberhörbar. Das Tuten tönte bis Finkenwerder und Teufelsbrück – und noch viel weiter.