Hamburg. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble würdigte den Unternehmer mit dem Hamburger Bürgerpreis bei einem Festakt im Rathaus.
Der Hamburger Unternehmer Michael Otto hat am Freitagabend im voll besetzten Großen Festsaal des Rathauses den Hamburger Bürgerpreis 2019 für sein Umweltschutz-Engagement erhalten. Die Hamburger CDU verleiht den Preis seit 1982, um „Vorbilder menschlichen und demokratischen Verhaltens sowie Gemeinsinns in Deutschland zu ehren“.
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) hob in seiner Festrede die Bedeutung von zivilgesellschaftlichem Einsatz für die Gesellschaft hervor und lobte das besonders hohe Engagement in der Hansestadt. „36 Prozent der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt engagieren sich“, sagte Schäuble. Die Hansestadt läge in diesem Bereich im bundesweiten Vergleich weit vorn.
Darauf könne Hamburg stolz sein, denn erst eine Balance zwischen staatlichen Pflichtaufgaben und freiwilligem Engagement bringe Menschlichkeit und Wärme in eine freiheitliche Gesellschaft. „Menschen wie Michael Otto wissen das“, sagte Schäuble.
Umweltstiftung Michael Otto gibt es seit 20 Jahren
Wer die Dinge selbst in die Hand nähme, erfahre, wie viel in unserem Land möglich sei. „Patrioten sind amtlich Unzuständige, die sich um das Gemeinwohl kümmern“, zitierte Schäuble Gottfried Wilhelm Leibniz. Es sei das große Versprechen der freiheitlichen Gesellschaft: Der Staat halte uns den Rücken frei. Und jeder Einzelne trage seinen Teil zum Gelingen der Gesellschaft bei.
„Als bekannte und allseits geschätzte Unternehmerpersönlichkeit prägt Prof. Dr. Michael Otto seit Jahrzehnten das Bild des hanseatischen Unternehmers“, sagte der CDU-Landesvorsitzende Roland Heintze. Die Umweltstiftung Michael Otto fördere seit mehr als 20 Jahren Projekte zum Erhalt der Lebensgrundlage Wasser. Die Auszeichnung solle deshalb auch dazu beitragen, auf diese bedeutende Arbeit zum Schutz von Fließgewässern, Mooren und Flusslandschaften aufmerksam zu machen. Heintze: „Herausforderungen wie der Klima- und Umweltschutz sind ohne engagierte Bürger nicht zu bewältigen.“
Eröffnet wurde die Feierstunde vom Vorsitzenden der Zeit-Stiftung: Michael Göring würdigte, dass Otto bereits früh Verantwortung für unseren Planeten übernommen habe. Der 76 Jahre alte Hamburger Ehrenbürger und Aufsichtsratschef der Otto Group (13,4 Milliarden Euro Umsatz) engagiert sich seit Jahrzehnten für den Klimaschutz. „Die feierliche Zeremonie kann möglicherweise ein wenig vom allseits beklatschten Festakt-Charakter verlieren“, sagte Göring. Denn es ginge nicht, Otto für sein Wirken ernsthaft auszuzeichnen und zu loben, „ohne selbst die Aufforderung zu spüren, etwas zu ändern, gewaltiger noch: das eigene Verhalten selbst zu verändern.“
Otto: „Wir können nicht so weitermachen wie bisher“
Heintze und CDU-Bürgerschafts-Fraktionschef André Trepoll übergaben gemeinsam mit Göring den Bürgerpreis. Otto bedankte sich für die „freundlichen Worte“, die ihn sehr bewegt hätten und nahm den Preis auch stellvertretend für seine Mitarbeiter an. Ohne sie sei sein Engagement nicht möglich. „Wir können nicht so weitermachen wie bisher, wenn wir unsere Welt erhalten wollen, wie sie ist – wir müssen handeln“, sagte Otto. Und zu handeln hieße nicht nur, zu sagen, die Politik oder die Industrie müsse etwas tun, sondern selbst etwas zu machen. „Nicht jeder kann die Bundesrepublik beraten, aber vielleicht kann man ja in den Elternrat gehen“, sagte Otto.
Erst im Oktober 2019 hatte der Ehrenbürger im Abendblatt-Interview auch nach einem deutlich höheren CO2-Preis verlangt. „Ein Fehlverhalten beim CO2-Ausstoß muss wehtun, sonst ändern die Menschen ihr Verhalten nicht“, sagte Otto damals. Zur Kompensation schlug er ein Bürgergeld vor. Dem Klimapaket der Bundesregierung gab er nur die Schulnote Vier minus. Der Unternehmer ist Präsident der Stiftung 2 Grad und seit August 2019 einer von weltweit nur 100 Vollmitgliedern im Club of Rome, der sich für nachhaltiges Wirtschaften einsetzt.
Außerdem ist der Familienunternehmer Chef von mehr als 52.000 Mitarbeitern und gehört zu den vermögendsten Bürgern Deutschlands. Zu seinem 50. Geburtstag gründete er bereits 1993 die Michael Otto Stiftung für Umweltschutz, die heute – kürzer – Umweltstiftung Michael Otto heißt.