Hamburg. Mehr als ein Drittel der Räder können nicht ausgeliehen werden. Damit hält die Bahn den Vertrag mit der Stadt nicht ein.
Beim Fahrradverleih StadtRad läuft es derzeit nicht rund: Weil viele Schlösser der neuen Fahrräder defekt sind, ist etwas mehr als ein Drittel der 2800 Leihräder derzeit nicht fahrbereit. Pikant: Damit hält die Deutsche Bahn ihren Betreibervertrag mit der Stadt nicht ein. Denn der sieht vor, dass im Winter höchstens 20 Prozent der Räder ausfallen dürfen. Tatsächlich sind derzeit lediglich 60 Prozent ausleihbar.
"Der derzeitige Ausfall an Rädern ist im Wesentlichen auf einen Fehler beim Ringschloss zurückzuführen", so eine Bahnsprecherin. Gemeinsam mit dem Lieferanten der Schlosstechnik und dem Hersteller der Schlösser sei eine Lösung entwickelt worden. "Derzeit erhalten alle Räder ein Softwareupdate durch den Lieferanten. Die Nachbesserungen sollen in den nächsten Wochen abgeschlossen werden." NDR 90,3 hatte zuerst darüber berichtet.
2800 StadtRad-Räder in Hamburg
Die Flotte umfasse gemäß Betreibervertrag zum Start des neuen StadtRads 2630 Räder und ist mittlerweile nach entsprechendem Auftrag durch die Stadt Hamburg im Laufe des Jahres 2019 auf rund 2800 Räder angewachsen. "Von diesen Rädern sind derzeit rund 60 Prozent ausleihbar", so die Bahnsprecherin.
"Wir nutzen die saisonal schwächere Nachfrage, um die Räder in unseren Werkstätten erforderlichen Wartungs- und Reparaturarbeiten zu unterziehen." Räder mit Vandalismusschäden werden durch Fahrradmechaniker repariert. Totalschäden und gestohlene Räder werden ersetzt.
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Das neue Fahrradmodell von StadtRad wurde erst Anfang des Jahres eingeführt. Trotz der derzeitigen Panne will die Bahn an dem Modell festhalten und 500 zusätzliche Räder gleichen Typs im kommenden Jahr einführen und die Flotte weiter aufstocken: "Wir sind mit dem aktuellen Modell trotz der aktuellen technischen Herausforderungen beim Schlosssystem zufrieden. Die Rückmeldung unserer Kunden, insbesondere zum Fahrkomfort, sind sehr positiv", so die Sprecherin der Deutschen Bahn.
Martin Bill, Vize-Chef der Bürgerschaftsfraktion der Grünen: "Ich nutze selbst häufig das Stadtradangebot und bin ein wenig verwundert, denn ich habe derzeit keine Probleme beim Ausleihen. Aber es ist ärgerlich, dass die Verfügbarkeit der Räder momentan so viel geringer ist als vereinbart. Die Verfügbarkeit ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Stadtradsystems." Er hofft, dass die Bahn die technischen Probleme schnell in den Griff bekommt, "damit im Frühling wieder alle Räder fahrbereit sind."
Dennis Thering, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion: „Das StadtRad Hamburg ist eine Erfolgsgeschichte. Damit das so bleibt, müssen die Fahrräder eine hohe Zuverlässigkeit aufweisen. Das ist zurzeit leider überhaupt nicht der Fall. Hier muss dringend nachgebessert werden, damit das StadtRad Hamburg nicht seine bisher hohe Attraktivität verliert." Auch müsse das Angebot ausgeweitet und sich verändernden Kundenwünschen angepasst werden. Die Aufnahme von Lastenpedelecs in die StadtRad-Flotte sei ein richtiger Schritt gewesen. "Umso erschreckender ist auch hier die hohe Ausfallquote bei den Pedelecs von 60,9 Prozent seit der Inbetriebnahme. Das kommt einem Totalausfall nahe und ist ein Desaster", so Thering. Der rot-grüne Senat ist hier gefordert, den Betrieb und ein attraktives Angebot sicherzustellen. "Hier müssen jetzt klare Ansagen an die Deutsche Bahn erfolgen, damit das StadtRad Hamburg wieder zu alter Stärke zurück findet.“
Lars Pochnicht, Verkehrsexperte der SPD-Bürgerschaftsfraktion: "Die Deutsche Bahn war beim Stadtrad immer ein verlässlicher Partner. Umso bedauerlicher ist es, dass nun ein Fehler im Ringschloss viele Räder unbrauchbar macht. Es ist jetzt an der Bahn, die bestehenden Fehlfunktionen zeitnah auszuräumen und die Flotte wieder instand zu setzen."
StadtRad-Ausleihe kostet Gebühr
Muss jeder neue Nutzer bislang bei der Registrierung einmalig 5 Euro bezahlen, die als Guthaben „abgefahren“ werden können, werden künftig jedes Jahr 5 Euro fällig – wobei diese nur im ersten Jahr als Guthaben stehen bleiben. Somit müssen auch langjährige Kunden, die bisher nichts bezahlt haben, bald 5 Euro pro Jahr entrichten.