Hamburg. Im N-Klub in der St. Pauli-Kirche erzählte der Grünen-Chef auch, warum er sich Weihnachten aufs Diele schrubben freut.

Die meisten Menschen freuen sich auf den nächsten Dienstag. Manche auf das Beschenktwerden, manche auf das Schenken; auf die Familie und Freunde, das Essen, den Kirchgang, eine ruhige Zeit oder von allem ein bisschen. Einer aber freut sich darauf, die Diele zu wischen: Robert Habeck. So zumindest hat es der Bundesvorsitzende der Grünen im N-Klub in der rappelvollen St. Pauli-Kirche erzählt. Einem "nachhaltigen Netzwerk", organisiert von Lars Meier, Chef der Agentur Gute Leude Fabrik, der dieses Mal gemeinsam mit der Grünen-Bürgerschaftsfraktion zum "N-Klub fragt nach" eingeladen hatte.

Habecks Spruch von der Diele hatte natürlich einen Vorlauf, Meier hatte ihn gefragt, wie sehr sein Leben durch seine Popularität mittlerweile eingeschränkt sei. Und ob er eigentlich noch selbst einkaufen gehe. „Ja, nächsten Samstag zum Beispiel, wenn der Großeinkauf zu den Feiertagen ansteht“, erzählte er.

Habeck genießt heute auch, das Klo zu schrubben

Großeinkauf ist nicht übertrieben, Habeck hat eine Frau und vier Kinder. „Eigentlich“, sagte er, „habe ich das immer gern gemacht“. Aber mittlerweile sei er schon Tage vorher genervt, denn fast jeder glotze in seinen Einkaufswagen. „Ich gehe ja in den Biomarkt, aber alles kriegt man da eben auch nicht. Und dann ist im Wagen eben auch mal eine Nicht-Bio-Tonic-Flasche, womöglich aus Plastik“, erzählte er. Und wenn es dann ganz blöd laufe, mache jemand ein Foto und poste es: Der Grünen-Chef kauft Plastik.

„Manche meinen, wir Politiker dürften kein Auto haben, nicht fliegen, ausnahmslos nachhaltig einkaufen… die dürfen sich dann aber auch nicht wundern, wenn Politiker Beschlüsse weit weg von der Lebenswirklichkeit fassen“, sagte er. Und weil er eben ein manchmal surreal anmutendes Leben führe mit all der Medienpräsenz, genieße er die Normalitäten des Alltags zu Hause in Flensburg. „Selbst die Sachen, die ich früher wirklich furchtbar fand, genieße ich jetzt.“ Das Klo zu schrubben etwa, oder den Abwasch zu machen – und eben die Diele zu wischen.

Gespräch mit Habeck nicht Friday-for-future-frei

All die Nachteile im Dasein eines öffentlichen Menschen wollte Habeck nicht als Gejammer verstanden wissen, er habe sich ja bewusst dafür entschieden. Manchmal habe er aber das Gefühl, es gebe da wohl einen anderen Menschen, der so aussehe und so heiße wie er.

Ja, das Persönliche stand klar im Mittelpunkt des einstündigen Gesprächs, und das offensichtlich grünen-affine Publikum goutierte es. Politikfrei war das Gespräch natürlich aber nicht. Und Friday-for-future-frei erst recht nicht. „Ich mache mir Sorgen um die Bewegung“, sagte Habeck. „Nach einem irren Jahr stellt sich jetzt die Frage, ob wirklich etwas erreicht wird.“ Anderenfalls würde sich der große Teil der Bewegung frustriert zurückziehen und möglicherweise den Eindruck gewinnen, innerhalb einer Demokratie lasse sich nichts Essentielles ändern. „Das kann zur Radikalisierung führen und wir hätten eine Generation verloren. Das darf nicht passieren.“

Infos zu Fridays for Future

  • Fridays for Future (Kurzform FFF) ist eine globale Bewegung, die von Schülern und Studenten initiiert wird, die sich für einen schnelleren und effizienteren Klimaschutz einsetzen
  • Die Gründerin der Bewegung ist Greta Thunberg. Sie rief Fridays for Future im August 2018 íns Leben
  • Jeden Freitag bestreiken Schüler auf der ganzen Welt den Schulunterricht und gehen für ein besseres Klima auf die Straße
  • In Hamburg ist Annika Rittmann das Gesicht von Fridays for Future
  • Am 29. November 2019 beteiligten sich in Hamburg laut Polizei mindestens 30.000 Menschen an dem Protest und setzten ein Zeichen für den Klimaschutz

Feucht-fröhliche Zugfahrt mit Katharina Fegebank

Und weil er in Hamburg war, ging es natürlich um die Wahl und Katharina Fegebank. Wobei Habeck schon eine spezielle Geschichte erzählte, um Fegebanks Vorzüge zu erklären. „Vor 20 Jahren hatte ich mit Katha mal eine längere Bahnfahrt – so betrunken bin ich nie wieder aus einen Zug gestiegen.“

Natürlich seien beide älter und seriöser geworden, aber er wolle damit sagen, dass Fegebank mit beiden Beinen voll auf dem Boden und mitten im Leben stehe und eben nicht eine abgehobene Persönlichkeit sei. Ob Fegebank gern Dielen wischt? Darüber hat Habeck an diesem unterhaltsamen Abend nichts erwähnt.