Hamburg. Mehr als zwei Milliarden Euro für Bildungseinrichtungen: Finanzsenator Dressel zur Kritik von Architekturhistoriker Kähler.
Vor Kurzem hat an dieser Stelle der renommierte Architekturhistoriker Professor Gert Kähler über den Hamburger Schulbau geschrieben. So sehr ich die Arbeit von Professor Kähler auch schätze, sein Beitrag hat mich über weite Strecken doch etwas verständnislos zurückgelassen.
Folgt man den Ausführungen, so entsteht der Eindruck, Hamburg hinke bei der Planung und dem Bau von Schulen erheblich hinterher. Das Gegenteil ist der Fall!
Schon allein der Blick auf die Fakten macht das eindrucksvoll deutlich: Mehr als zwei Milliarden Euro hat Hamburg in den vergangenen Jahren in den Schulbau investiert und mit diesem Geld mehr als 800 kleine und große Neubau- und Sanierungsprojekte abgeschlossen. Davon haben zuallererst die Schulen, die Schülerinnen und Schüler profitiert. Und es profitieren natürlich auch die Architekturbüros sowie die heimische Bauwirtschaft, die diese Schulen planen und bauen.
Nicht der Finanzsenator wählt den besten Entwurf aus
Hamburg hat sich vor einigen Jahren für ein Modell entschieden, das den Schulbau vom Kopf auf die Füße stellt. Schulen bauen in Hamburg übrigens auch nicht die Politikerinnen und Politiker, nicht der Senat. In unserem eigens gegründeten Landesbetrieb Schulbau Hamburg (SBH) und beim stadteigenen Unternehmen Gebäudemanagement Hamburg (GMH) kümmern sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hochengagiert darum, das Schulbauprogramm auf die Straße oder besser gesagt auf den Schulhof zu bringen.
Bei Schulbau Hamburg findet man Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter genauso wie Architektinnen und Architekten, Projektsteuerer, Fachleute für die Bewirtschaftung und solche, die sich im Dschungel des Vergabewesens zurechtfinden. Sie alle haben in den vergangenen Jahren enorm viel geleistet und stehen weiter vor großen Aufgaben.
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Die Anforderungen für ein neues Schulgebäude entwickeln in Hamburg in der Regel diejenigen, die in den kommenden Jahrzehnten darin arbeiten und lernen werden. Noch bevor Planer den ersten Strich zeichnen, fragen wir in Hamburg die Schule nach ihren Anforderungen und Wünschen. In Workshops definiert die Schulgemeinschaft dann, was ihr besonders wichtig ist.
Mit diesen Vorgaben gehen die Fachleute an die Arbeit. Und nicht der Finanz- oder Schulsenator wählt den besten Entwurf aus, sondern ein fachkundiges Gremium aus Architektinnen und Architekten und Pädagoginnen und Pädagogen. So funktioniert konkret und sehr erfolgreich der Schulbau in Hamburg nicht als bloße Idee im Elfenbeinturm oder im Wolkenkuckucksheim.
Günstig zu bauen heißt nicht, billig zu bauen
Worum uns andere Städte beneiden, haben wir uns aber von den privaten Bauherren abgeschaut und in unser Modell übernommen: Wir definieren den Kostenrahmen, bevor wir mit dem Bau beginnen.
Und wie jeder private Bauherr wissen wir, dass wirtschaftlich günstig zu bauen nicht heißt, billig zu bauen. Es geht uns darum, nicht einige wenige Schulgebäude 150-prozentig zu sanieren und den Rest zurückzulassen. Bildungsgerechtigkeit heißt auch, den Anspruch „Gute Räume für gute Bildung“ überall in Hamburg einzulösen.
Schulgebäude werden über viele Jahre genutzt. Entsprechend haltbar müssen die ausgewählten Materialien sein. Der Schulbau, das war und ist der Anspruch, soll solide und langlebige Gebäude hervorbringen.
Preiswürdige Architektur aus Hamburg
Dass dabei auch preiswürdige Architektur herauskommt, zeigen die vielen Prämierungen, die Hamburger Schulbauprojekte in den vergangenen Jahren erhalten haben – zum Beispiel „Bauwerk des Jahres 2016“ für das Gymnasium Hoheluft oder der vom Bund Deutscher Architekten gewürdigte Neubau der Stadtteilschule Bergedorf. Für die gewaltige Ausbauleistung an unseren Schulen, die als Folge des neuen Schulentwicklungsplans bevorsteht, werden noch einmal mehr als vier Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden. 44 neue Schulen werden in den kommenden Jahren neu gebaut werden und unzählige erweitert.
Für die anstehenden Aufgaben brauchen wir auch in den kommenden Jahren engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir brauchen Schulgemeinschaften, die sich Gedanken darüber machen, wie sie in den kommenden Jahren arbeiten und lernen möchten. Und wir brauchen kreative Architekturbüros, die diese Anforderungen professionell – und mit vertretbaren Kosten – umsetzen.
Wie wir das tun, haben wir in der Vergangenheit mit den Fachleuten breit diskutiert, genau das werden wir auch in Zukunft im konstruktiven Dialog fortsetzen. Lassen Sie uns diese Aufgabe gemeinsam anpacken!