Hamburg. Ergebnis der Evaluation: Fußgänger sind zwei Jahre nach dem Umbau zufriedener, Problem der Zweite-Reihe-Parker bleibt.

Der Umbau der Osterstraße vor zwei Jahren ist größtenteils eine Erfolgsgeschichte: Knapp 70 Prozent der Teilnehmer an einer großen Umfrage gaben an, dass Eimsbüttels Haupteinkaufsstraße besser geworden ist. Das ist das Ergebnis einer großangelegten Evaluation. Aber es gibt auch Knackpunkte, wie das Zweite-Reihe-Parken und die Angst der Radfahrer auf den Schutzstreifen.

Erfolg oder Pleite? Das ist die Frage, die sich nach dem umstrittenen, acht Millionen Euro teuren Umbau der Osterstraße lange nicht beantworten ließ. Jedenfalls nicht objektiv. „Es gab eine kontroverse emotionale Debatte“, sagt Bezirksamtsleiter Kay Gätgens (SPD). Deshalb startete der Bezirk im Sommer eine große Untersuchung mit Passanten-, Gewerbetreibenden- und Anwohnerbefragungen, mit Verkehrszählungen und Auswertungen von Unfallstatistiken seit 2015. Die Ergebnisse sollen auch dazu beitragen, die teils hitzigen Diskussionen über Sinn und Unsinn des Umbaus zu versachlichen.

Umbau der Osterstraße wird von vielen positiv bewertet

Fest steht: Mehr als zwei Drittel der Menschen gefällt die Einkaufsstraße besser als vorher (69 Prozent). Die meisten (76 Prozent) finden zudem, dass die Bauarbeiten die Straße fußgängerfreundlicher gemacht hätten. Gespalten bleiben die Fahrradfahrer: 41 Prozent von ihnen stellen eine Verbesserung fest – weil sie zügiger vorankommen, mehr Stellplätze für ihre Räder finden (von 260 auf 410 erhöht) und mit den Schutzstreifen auf der Fahrbahn zurechtkommen.

Aber 45 Prozent der befragten Radfahrer finden die Osterstraße jetzt schlechter. Sie fühlen sich auf den Schutzstreifen unsicher, vor allem w egen der Nähe zum fließenden Autoverkehr. Zudem bemängeln sie, dass Autofahrer auf dem Radstreifen parken.

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Das Gefühl ist das eine, die Zahlen das andere: Laut Statistik ist das Fahren auf der Osterstraße mit der Verlegung der Radwege auf die Straße sicherer geworden – die Unfallzahlen haben sich fast halbiert. Laut Polizei gab es im Vergleichszeitraum 2015 noch 117 Unfälle, im Jahr 2018 lediglich 60. Davon waren im Jahr 2015 noch 15 Radfahrer betroffen, im vergangenen Jahr waren zehn Radfahrer in einen Unfall verwickelt. Bei den Fußgängern ist die Unfallzahl von acht im Jahr 2015 auf einen Unfall im Jahr 2018 zurückgegangen. „Und die Tendenz in diesem Jahr geht in die gleiche Richtung“ so Gätgens.

Trotz der Vorbehalte vieler Radfahrer ist der Anteil derjenigen, die mit dem Rad auf der Osterstraße unterwegs sind auf derzeit 34 Prozent gestiegen Die meisten kommen zu Fuß (38 Prozent), mit dem Bus oder mit dem Auto kommen jeweils 13 Prozent.

Von Parkplatznot an der Osterstraße könne keine Rede sein

Große Sorge gab es bei den Kritikern des Umbaus auch wegen der Parkplatzvernichtung: Die Zahl der legalen Plätze wurde von 220 auf 110 halbiert. Die Überraschung: „Bei den legalen Parkplätzen liegt die Auslastung bei nicht ganz 100 Prozent“, sagt Markus Weiler, Leiter des Amtes für Management im Öffentlichen Raum. „Die Leute finden Parkplätze, um einkaufen zu gehen.“

Von Parkplatznot könne keine Rede sein, zumal im Karstadt-Parkhaus immer noch Kapazitäten frei seien. Ein Grund des Erfolges sei, dass die Parkplätze an der Osterstraße verstärkt kontrolliert würden. Die Folge: „Die meisten Autofahrer parken nur kurz, so dass eine hohe Fluktuation möglich ist“, so Weiler.

Autofahrer sind oftmals unzufrieden

Mehr als die Hälfte der Autofahrer ist mit der Situation nach dem Umbau unzufrieden (52,1 Prozent) – generell ist der Anteil des Individualverkehrs um bis zu 22 Prozent zurückgegangen. Und: Die Autofahrer sind langsamer unterwegs. Auf der gesamten Osterstraße mit einer Reisegeschwindigkeit von durchschnittlich 23 Stundenkilometern, zwischen einzelnen Abschnitten mit 45 Stundenkilometern.

Laut neuem Koalitionsvertrag zwischen Grünen und CDU im Bezirk soll dort in Zukunft ohnehin Tempo 30 gelten und Parken auf dem Schutzstreifen strenger geahndet werden. Fußgänger und Radfahrer sollen Priorität haben. „Ziel des Umbaus war, die Osterstraße als Einkaufsstraße attraktiver zu machen“, sagt Kay Gätgens. Sein Fazit: „Wir sind auf dem richtigen Weg.“ Ob die Gewerbetreibenden davon profitieren – darüber gibt die Untersuchung keine Auskunft.

Kaum Gewerbetreibende haben an Evaluation teilgenommen

Auch deshalb nicht, weil sich von 200 angeschriebenen Gewerbetreibenden lediglich 35 beteiligt haben. Insgesamt haben 2458 Menschen bei der Befragung mitgemacht. Die wenigen Einzelhändler finden die Erneuerungen des öffentlichen Raumes besser (27 von 35), 16 von ihnen gaben eine Verschlechterung der Geschäfte an.

Am Mittwochabend wurden die Ergebnisse dem zuständigen Ausschuss mitgeteilt. „Mit der Politik und den Experten werden wir unsere Schlüsse ziehen müssen und überlegen, wo wir nachsteuern müssen“, so Bezirksamtsleiter Gätgens.

Grüne: Radfahren entlang der Osterstraße sicher gestalten

Die Grünen-Bezirksfraktion in Eimsbüttel ist über die Ergebnisse der Befragung erfreut. „Das Ergebnis der Untersuchung ist eine Bestätigung grüner Politik", sagte Lisa Kern, Vorsitzende der Grünen-Bezirks­fraktion. Der Um­bau der Osterstraße habe sich in fast allen Bereichen als positiv herausgestellt. "Die Bewohner unseres Stadtteils gehen wieder sehr gerne und vermehrt dort einkaufen", so Kern.

Jedoch rief die Grünen-Politikerin dazu auf, sich jetzt nicht auf diesem Ergebnis auszuruhen, sondern die Situation weiter zu verbessern und das Radfahren entlang der Osterstraße sicher zu gestalten. Kern: "Die extrem gesunkene Anzahl an Unfällen unter Beteiligung von Fußgängern oder Radfahrern bestätigt aber schon mal die Richtigkeit des Umbaus.“