Hamburg. Katharina Fegebank stellte zusammen mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche und weiteren Gästen das Bündnis vor.
Wenige Rettungsschiffe privater Hilfsorganisationen sind im Mittelmeer wieder im Einsatz, andere, wie die bekannte "Sea-Watch 3", liegen weiter an der Kette. In Deutschland formiert sich aktuell ein breites Bündnis mit dem Ziel, die Arbeit der Retter aktiv zu fördern und sie gegen Anfeindungen zu verteidigen. Der Vorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, ist ein Mann klarer Worte: „Einfach nur zuzuschauen, wie Menschen ertrinken, ist keine Option“, betont der Kirchenmann mit Blick auf Tausende Flüchtlinge, die im Mittelmeer zu Tode gekommen sind, weil Europa seine Grenzen nicht nur an Land, sondern schon auf dem Wasser abschottet.
Unter maßgeblicher Mitwirkung der EKD, Asyl in der Kirche, verschiedenen Rettungsorganisationen, darunter Sea-Watch, ist „Gemeinsam Retten e.V.“ gegründet worden. Der Verein will weit mehr tun, als nur Kräfte zu bündeln. Am Dienstag haben Bedford-Strohm, der Bürgermeister der sizilianischen Metropole Palermo Leoluca Orlando und Katharina Fegebank als Zweite Bürgermeisterin Hamburgs in der Flussschifferkirche in Hamburg die Gründung eines breit aufgestellten Bündnisses verkündet und eine Spendensammlung begonnen.
Geld für weiteres Rettungsschiff
Unter „United4Rescue“ beziehungsweise dem Hashtag #WirschickeneinSchiff startet die Sammlung. Das Geld soll dazu dienen, ein weiteres Rettungsschiff zu beschaffen und möglichst schnell ins Mittelmeer zu entsenden. „Wir wollen zugleich Rettungsorganisationen in ihrem Einsatz unterstützen“, erläutert Michael Schwickart.
Der Bergedorfer Geschäftsmann engagiert sich seit Langem bei Sea-Watch, ist inzwischen auch stellvertretender Vorsitzender von „Gemeinsam Retten e.V.“ mit Sitz in Hannover. Auch ein früherer Kopf und Kapitän von Sea-Watch, Ingo Werth, stammt aus dem Bezirk Bergedorf. Er ist inzwischen für eine andere Rettungsorganisation im Mittelmeer tätig.
Mehr als 100 Städte als sichere Häfen
Dass neben Bedford-Strohm auch Palermos Bürgermeister Leoluca Orlando und Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank mit von der Partie sind, ist ein klares Zeichen. Beide stehen stellvertretend für inzwischen mehr als 100 Städte, die sich zu sicheren Häfen erklärt haben.
Bedford-Strohm, EKD-Chef und Landesbischof von Bayern, hat immer wieder Europas Versagen in der Flüchtlingsfrage kritisiert: „Seit Jahren warten wir auf überzeugende Lösungen der europäischen Regierungen. Die EKD-Synode hat wiederholt gefordert, legale und sichere Zugangswege für Schutzsuchende zu eröffnen, ein solidarisches Verteilsystem in Europa zu schaffen, faire Asylverfahren zu gewährleisten.“ Bedford-Strohm hat sich bereits mehrfach vor Ort ein Bild von der Situation gemacht.
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Dem Bündnis „United4Rescue“ haben sich inzwischen mehr als 40 Institutionen, Gemeinden und Vereine angeschlossen. Darunter auch Organisationen, deren Strategie es ansonsten ist, für sich selbst zu stehen. „Dazu zählt auch Ärzte ohne Grenzen“, betont Michael Schwickart. Die Aktiven sind sicher, dass die Zahl der Bündnispartner bald dreistellig sein wird. „Mehr als 150 Interessenten haben bereits angefragt.“
Der FC St. Pauli verzichtete aus Kapazitätsgründen vorerst darauf, dem Bündnis offiziell beizutreten, so Schwickart. „Der Verein hat aber angekündigt, unsere Arbeit mit einem Benefiz-Spiel zu unterstützen.“