Hamburg. Viele Bäume entsprechen nicht dem weihnachtlichen Schönheitsideal. Eine Hamburger Firma will die Tannen “retten“.
Karotten mit Dellen, Äpfel mit braunen Stellen – tonnenweise wird Gemüse vernichtet, weil es offenbar zu viele "Macken" hat. Auch bei Weihnachtsbäumen gibt es ein Schönheitsideal. Entspricht die Fichte diesem nicht, wird sie oft geschreddert.
"Jährlich werden Zehntausende Tannen wegen vermeintlicher Schönheitsmängel nicht verkauft oder gar abgeholzt, die eigentlich verwendet werden könnten“, sagt Florian Schröder, Geschäftsführer von pflanzmich.de, nach eigenen Angaben Deutschlands größter Pflanzenshop im Internet.
Weihnachtsbäume mit Schönheitsmängeln landen im Schredder
Die sogenannten Ausschussbäume würden dann oft gehäckselt und entsorgt. Einige würden auch als Futter oder Spielzeug für Tiere verwendet. Manche Zoos würden zu Weihnachten aber derart überhäuft von Tannen, dass sie die Bäume nicht mehr annehmen, sagte eine Sprecherin von Pflanzmich.de.
Die Kritierien, die ein Baum für den Weihnachtsverkauf normalerweise erfüllen muss, sind vielfältig. Als Makel gelten etwa zwei Spitzen, ein krummer Wuchs und kahle Stellen. Schließlich soll die Nordmanntanne oder Kiefer gut zu schmücken sein.
Verfärbungen an den Nadeln machen einen Baum unverkäuflich
"Es gibt bei den Weihnachtsbäumen sehr klare Vorstellungen der Verbraucher", sagt auch Frank Schoppa, Geschäftsführer des Landesverbands Schleswig-Holstein im Bund deutscher Baumschulen (BdB). Etliche optische Makel führten genau wie bei Obst und Gemüse dazu, dass die Kunden sich gegen eine Tanne entscheiden.
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Besonders ärgerlich: Wenn ein Baum am Ende seiner Lebenszeit etwa noch Verfärbungen an den Nadeln bekomme, sei er praktisch unverkäufich. Dann seien etliche Jahre Pflege und Arbeit vergebliche Mühe gewesen. Denn immerhin zehn Jahre brauche ein Baum, bis er auf eine Höhe von 1,50 bis zwei Meter wachse.
Auch in den ersten Lebensjahren weisen viele Bäume Unregelmäßigkeiten auf, dann aber könne der Anbieter den Wuchs durch Beschnitt meist noch korrigieren, sagt Schoppa.
Aktionswoche für "einsame Weihnachtsbäume"
Um das Bewusstsein für nachhaltigen Einkauf zu schärfen, veranstaltet pflanzmich.de jetzt eine Aktionswoche. Kunden können Bäume erwerben, die sonst aufgrund ihres Aussehens mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gekauft werden.
Wer den Weihnachtsbaum in den sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #einsamerweihnachtsbaum präsentiert, hat so zusätzlich die Möglichkeit, einen von fünf 100-Euro-Gutscheinen für den Onlineshop von pflanzmich.de zu gewinnen.
Pflanzmich.de sitzt mit seinem Büro in Hamburg an der Elbchaussee, betreibt aber auch eine eigene Baumschule in Pinneberg. Hier wird auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet.
Wie Weihnachtsbäume nachhaltig produziert werden
- Laut der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) stehen allein in deutschen Haushalten 23 bis 26 Millionen Weihnachtsbäume.
- Experten warnen, dass insbesondere Plantagen mit Monokulturen nicht natur- und tierfreundlich seien, gerade wenn Herbizide und Pestizide eingesetzt werden.
- Die deutschen Hersteller, die immerhin gut 90 Prozent der Bäume in deutschen Haushalten produzieren, setzen inzwischen allerdings immer häufiger auf mechanische Unkrautentfernung.