Hamburg. Geringe Auslastung, neues Gastrokonzept, Gerüchte um Kempinksi-Kooperation – Klaus-Michael Kühne spricht über sein Luxushotel.
Klaus-Michael Kühne hat sich mit dem The Fontenay ein Denkmal in seiner Heimatstadt gesetzt. Alle vier Wochen ist der Wahlschweizer in seinem Luxushotel an der Außenalster zu Gast und informiert sich darüber, wie die Geschäfte in dem Haus mit der futuristischen Architektur laufen. Dabei dürfte der erfolgreiche Logistikunternehmer (Kühne+Nagel) nicht immer Grund zur Freude haben. Denn es läuft noch nicht rund in dem Fünf-Sterne-Superior-Haus, das vor 20 Monaten eröffnet wurde.
Hohe Mitarbeiter-Fluktuation im The Fontenay
Es wird ein neues Gastrokonzept entwickelt, die durchschnittliche Zimmerauslastung liegt bei knapp unter 60 Prozent. In der Gastronomie- und Hotellerie gibt es eine hohe Fluktuation. Das ist auch beim The Fontenay nicht anders. Das Hotel hat rund 200 Mitarbeiter, seit der Eröffnung sollen etwas weniger als 50 Prozent aufgehört haben. Es ist schwierig, neues qualifiziertes Personal zu finden.
Nun wird nach Abendblatt-Informationen Stefanie Brückner das Haus verlassen. Brückner hat als Direktorin für Verkauf und Marketing eine der wichtigen Positionen in dem Grandhotel inne, sie hat auch schon die Pre-Opening-Phase des Hotels begleitet. Salesmanager Quinten T. Slama war im März gegangen.
Sternekoch verließ das Hotel
Bereits im Oktober sorgte die Nachricht für Schlagzeilen, dass Sternekoch Cornelius Speinle das Haus verlässt. Der Schweizer gilt als Ausnahmetalent und war bereits Anfang 2019 mit einem Michelin-Stern für seine Küchenleistung im Gourmetrestaurant Lakeside ausgezeichnet worden. Aber hinter den Kulissen stimmte die Chemie zwischen Speinle und seinem Arbeitgeber wohl schon seit Längerem nicht mehr.
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Zum ersten Mal äußert sich jetzt Klaus-Michael Kühne im Abendblatt-Gespräch ausführlich und redet Klartext: „Der Sternekoch Speinle hat uns enttäuscht, nicht der Qualität wegen, die exzellent war, sondern weil es ihm nicht gelang, die Küche personell stabil zu halten und wirtschaftlich auszurichten. Es wurde zum Beispiel viel zu teuer eingekauft.“ Speinle selbst verlor laut Kühne aufgrund von „Personalproblemen und Kritik an seiner ökonomischen Verhaltensweise Interesse an seiner Aufgabe.“ Es sollen, als Speinle noch Küchenchef war, mehrere Köche aus seinem Team gegangen sein.
Spanische Köche bis Ende Januar im The Fontenay
Wenn ein Gourmettempel ohne sein Aushängeschild da steht, ist das ein großes Problem. Eine weitere Baustelle für The-Fontenay-Direktor Thies Sponholz, der inzwischen seit fünf Jahren für Klaus-Michael Kühne arbeitet. Als Zwischenlösung gibt es jetzt ein spanisches Intermezzo im Lakeside. Bis Ende Januar geben hier sechs Köche aus dem Castell Son Claret ein Gastspiel. Das Hotel oberhalb von Port d’Andratx auf Mallorca befindet sich auch im Eigentum von Klaus-Michael Kühne.
Aber bei dem Treffen mit dem Abendblatt in der Bibliothek vom The Fontenay will der Milliardär vor allem nach vorne schauen. Zurzeit werde an neuen gastronomischen Konzepten für das Lakeside und Parkview gefeilt, sagte Kühne. Auch ein Café ist geplant.
Für das Lakeside soll demnächst ein neuer Koch präsentiert werden, es sind noch mehrere Bewerber im Rennen. Es ist bekannt, dass Kühne gerne bodenständige Gerichte isst, aber auch die Gourmetküche zu schätzen weiß: „Wir brauchen im Lakeside nicht unbedingt einen Michelin-Stern. Es geht einfach darum, dass dort eine hochwertige Küche geboten wird, die auch die internationalen Gäste anspricht“, so Kühne.
Osteria Due startet 2020 im Parkview
Bereits im Oktober hieß es in einer Mitteilung des Hauses, dass künftig die legendäre Osteria Due im Parkview eröffnen soll und damit italienische Küche dort Einzug hält. Anfang 2020 geht es los. Das Szene-Restaurant hatte einst seinen Standort um die Ecke an der Badestraße. Hotelier Klaus-Michael Kühne und seine Frau Christine waren dort Stammgäste.
Während bei den Restaurants auf neue Konzepte gesetzt wird, bleibt bei der Fontenay Bar alles beim Alten. Die ist vor allem im Sommer beliebt, wegen des Blicks von der Dachterrasse auf die Außenalster. Die Fontenay Bar wurde jüngst vom Branchenmagazin Mixology als Hotelbar des Jahres ausgezeichnet. Das Magazin Falstaff kürte die Bar am Abend des 28. Oktober als beste Hotelbar und beste Bar in Hamburg.
Starke Konkurrenz im Fünf-Sterne-Segment
Die Hansestadt hat eine hohe Dichte an Hotels im Fünf-Sterne-Segment. Es ist davon auszugehen, dass Klaus-Michael Kühne vor allen Dingen das Atlantic und das Vier Jahreszeiten als Mitbewerber ansieht. Beim Atlantic soll die durchschnittliche Zimmerauslastung dem Vernehmen nach bei rund 80 Prozent liegen. Ähnlich ist es beim Vier Jahreszeiten. Das Luxushotel hat es nach Abendblatt-Informationen sogar geschafft, dass mit der Gastronomie mehr Umsatz als mit den Zimmern gemacht wird.
Aber zurück an die Fontenay. Die durchschnittliche Zimmerauslastung des Hotels soll inzwischen bei knapp unter 60 Prozent liegen. „Da ist noch Luft nach oben. Aber das The Fontenay hat sich gut entwickelt und wir spielen in der Hamburger Hotellerie ganz vorne mit“, so Eigentümer Klaus-Michael Kühne. Die Durchschnittsrate liegt bei mehr als 300 Euro – damit dürfte das The Fontenay den Spitzenplatz einnehmen.
Kempinski hatte Interesse an Zusammenarbeit
Und dann gibt es noch ein spannendes Gerücht. Die international agierende Hotelkette Kempinski und Atlantic-Eigentümer Bernard große Broermann gehen ab 2021 getrennte Wege. Dann wird der Name Kempinski dort verschwinden. Künftig schließt sich das Atlantic an der Außenalster der Autograph Collection von Marriott an. Es ist kein Geheimnis, dass Hamburg für Kempinski ein attraktiver Standort ist. Da im Luxussegment keine neuen Projekte anstehen, könnte die Kette auf ein bestehendes Haus wie das The Fontenay setzen – das sich bislang allerdings keiner Kette angeschlossen hat.
Im Abendblatt-Gespräch bestätigte Klaus-Michael Kühne, dass es ein Treffen mit dem neuen Chef der Kempinski Gruppe, Martin Smura, gab. „Kempinski hatte um das Gespräch gebeten, aber aktuell wird es keine Kooperation geben. Wichtig ist mir, dass das The Fontenay eigenständig bleibt. Aber es würde dem Haus guttun, zum Beispiel mit anderen europäischen Spitzenhotels zu kooperieren und gemeinsame Marketingaktivitäten zu entwickeln.“
Den Markt beobachtet der Unternehmer ganz genau: „Es gibt nicht nur viel zu viele Hotels in Hamburg, sondern auch ein sehr bescheidenes Preisniveau, das sich mit einigen anderen deutschen Städten und vor allem europäischen Metropolen nicht messen kann.“ Die Botschaft von The-Fontenay-Eigentümer Klaus-Michael Kühne ist deutlich: „Leider tut die Stadt zu wenig, um hochwertigen Tourismus zu entwickeln und vor allem auch zahlungskräftige und anspruchsvolle Touristen aus China und den USA anzuziehen. Die brauchen wir in Hamburg.“