Hamburg. Zwar unterstützen die Grünen einen Rechtsanspruch auf Tausch der Wohnung – doch die Vermieter müssen mitspielen.

Im Grunde ist es ganz einfach: Wenn sich die einen vergrößern und die anderen verkleinern wollen, dann könnten sie ja ihre Wohnungen einfach tauschen. Auch Sylvia Nebel und ihr Partner Sascha Rolwes waren von der Idee begeistert. Das Paar aus Winterhude sucht schon länger nach einer kleineren Wohnung. Jetzt, wo die Kinder groß sind, sind den beiden die fünf Zimmer auf 133 Quadratmetern einfach zu viel. Dreieinhalb bis vier Zimmer würden inzwischen ausreichen.

Doch bei der Suche nach kleineren Wohnungen stellten sie oft fest, dass diese nicht selten annähernd so teuer sind wie ihre jetzige. Und so kamen sie auf die Idee mit dem Wohnungstausch: „Wir haben gedacht, dass bei einem Wohnungstausch die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass die bisherigen Konditionen beibehalten werden“, sagt Sylvia Nebel. Auch ihr Vermieter stimmt dem Plan zu. Der Mietvertrag könnte zu denselben Konditionen einfach auf den Namen des Tauschpartners weiterlaufen.

Hamburgs Grüne sehen große Chancen im Wohnungstausch

Vor knapp zwei Wochen stellte Sylvia Nebel dann eine Anzeige bei Ebay-Kleinanzeigen online und beschrieb sowohl ihre Wohnung als auch die Wünsche bezüglich der neuen Wohnung. Wenige Tage später hatte die 47-Jährige fast 50 Mails in ihrem Postfach. Interessenten, die ihre Wohnung zum Tausch anboten.

Also alles ganz einfach? Könnte vermehrter Wohnungstausch quasi für eine bedarfsgerechte Umverteilung sorgen und damit etwas Druck vom Wohnungsmarkt nehmen? Hamburgs Grüne glauben jedenfalls, dass im Wohnungstausch große Chancen liegen, und unterstützen einen Vorstoß auf Bundesebene, mit dem ein Rechtsanspruch auf Wohnungstausch durchgesetzt werden soll. Zumindest wenn es um Wohnungsgesellschaften geht. Die Grünen wollen, dass Mieter, die in derselben Genossenschaft sind, einfach untereinander tauschen können. Und dass Menschen ohne finanzielle Nachteile in kleinere Wohnungen ziehen können und damit Platz machen für die, die mehr Raum brauchen.

Verband der Wohnungsunternehmen hat Bedenken

Der Mieterverein zu Hamburg begrüßt grundsätzlich die Möglichkeit eines Wohnungstauschs, sieht aber rechtliche Hürden, die dem Vorhaben entgegenstehen: „Letztendlich kann die Politik nur auf kommunale Wohnungsunternehmen direkt Einfluss nehmen, in Hamburg also konkret auf die Saga“, so der Vorsitzende Siegmund Chychla. „Auch bei Baugenossenschaften könnten sich die Mitglieder für den Wohnungstausch einsetzen. Allen anderen kann man ja schwer vorschreiben, an wen genau sie ihre Wohnung vermieten sollen.“

Auch Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), hat Bedenken: „Die Idee, dass ältere Menschen aus zu großen Wohnungen in kleinere umziehen und so Platz für Familien machen, ist charmant. Aber wie so oft scheitert eine gute Idee daran, dass die Menschen am Ende doch nicht wollen. Wenn es darauf ankommt, fällt älteren Menschen oftmals – im Übrigen zu Recht – das Verlassen der gewohnten Umgebung schwer.“ Grundsätzlich stünden die im VNW organisierten Wohnungsunternehmen dem Wohnungstausch aber positiv gegenüber. „In Zusammenarbeit mit den Akteuren des Bündnisses für das Wohnen hat Hamburg eine Koordinierungsstelle bei der Stadtentwicklungsbehörde eingerichtet“, so Breitner.

Behörde bietet Unterstützung bei Wohnungstausch an

Auf den ersten Blick zu finden ist dieses Angebot auf der Seite der Stadtentwicklungsbehörde jedoch nicht. Behördensprecherin Barbara Ketelhut verweist darauf, dass der Link erst vor wenigen Wochen online gegangen sei. Grundsätzlich funktioniere es so, dass Interessenten ihre Tauschgesuche dort melden. „Die Koordinierungsstelle nimmt dann Kontakt zu den Interessenten auf und leitet ihre Wünsche an die Wohnungsunternehmen weiter, die sich bereit erklärt haben, den Tausch zu unterstützen.“

VNW-Chef Andreas Breitner betont, dass zahlreiche im Verband organisierte Unternehmen bereits in Sachen Tauschwünschen vermitteln würden. Auch das kommunale Wohnungsunternehmen Saga bietet grundsätzlich die Möglichkeit zum Wohnungstausch an. „Die Saga unterstützt ihre Mieter bei begründetem Wunsch nach einem Wohnungswechsel aktiv. Im Jahr 2017 konnten auf diesem Wege rund 750 Mieter eine neue Wohnung innerhalb des Unternehmens finden, davon waren rund 100 älter als 65 Jahre“, sagt Unternehmenssprecher Michael Ahrens. „Wir sind bestrebt, dass bezüglich der Mietbelastung für unsere Mieter keine Nachteile entstehen.“

Am Ende scheitert der Wohnungstausch am Vermieter

Dass sich das auf dem normalen Wohnungsmarkt manchmal als nicht so einfach herausstellt, hat Sylvia Nebel aus Winterhude inzwischen feststellen müssen. Von den rund 50 Angeboten haben letztendlich nur zwei gepasst. „Wir hatten zwar angegeben, dass wir dreieinhalb bis vier Zimmer suchen, tatsächlich haben uns viele aber Dreizimmerwohnungen angeboten.“

Letztendlich lief dann alles auf eine Wohnung hinaus. „Es klang alles perfekt“, so Nebel. „Wir fanden die Wohnung der anderen Familie super, und die hätten auch unsere Wohnung haben wollen.“ Dann kam das Aber: „Letztendlich hat sich aber der Vermieter unseres Tauschpartners quergestellt. Nach einem persönlichen Kennenlerntreffen hat er uns jedenfalls eine Absage erteilt.“ Dass das von den Grünen geforderte Grundrecht in so einem Fall helfen würde, sei schwer vorstellbar.