Hamburg. Das Miniatur Wunderland begeisterte schon Millionen. Doch wer sind die Leute hinter den Kulissen? Das Abendblatt stellt sie vor.
Der Tag im Miniatur Wunderland beginnt morgens, vier Uhr. Dann rückt das Pflege- und Reparaturteam an. Manchmal schließen die Pforten erst nach Mitternacht, denn das Besucherinteresse ist groß: Seit Eröffnung der von den Brüdern Gerrit und Frederik Braun gegründeten Anlage kamen 19 Millionen Gäste, jährlich sind es im Durchschnitt 1,4 Millionen, täglich rund 4000. Inzwischen hat das Miniatur Wunderland (Größe der Anlagenfläche: 1499 Quadratmeter) 360 Mitarbeiter. Dazu gehören Fachleute für Modellbau und Elektronik, Softwareexperten und Aushilfen in Küche und Shop. Das Abendblatt hat sie getroffen. Die Teams arbeiten für den Airport, bauen die Provence und entwickeln Rennwagen für Monaco – spannende Blicke hinter die Kulissen.
Pflege- und Reparaturteam
Sie klettert auf das Matterhorn, putzt die Elbphilharmonie und muss dafür jeden Morgen um 2.30 Uhr aus den Federn. Petra Atfy (53) gehört zum zweiköpfigen Pflege- und Reparaturteam, das immer dann arbeitet, wenn keine oder nur wenige Besucher in der Anlage sind. „Wir kämpfen gegen den Staub“, sagen die gelernte Floristin, die in Schnelsen wohnt, und ihr Kollege Bastian Jakober (45). Ihr modernstes Einsatzmittel ist neuerdings ein Staubsauger, den sie auf dem Rücken tragen.
So können sie bequemer die Start- und Landebahnen auf dem Hamburger Flughafen reinigen und hinter die Elbphilharmonie klettern. Die Schweizer Berge verlangen von Petra Atfy einiges ab. Doch geschickt steigt sie von einem holzverstärkten Gipsplateau zum nächsten, schaut dabei, ob Figuren umgeknickt oder Hausdächer beschädigt sind, weil Gäste ihre Kamera dort abgestellt haben. „Das Fitnessstudio kann ich mir sparen“, sagt sie und schmunzelt. „Strecken und Dehnen gehört zu meinem Alltag, und Rückenprobleme sollte man nicht haben.“ Kleine Defekte in der Anlage reparieren die beiden selbst. Im Servicewagen befinden Sekundenkleber, Pinsel und Seitenschneider. Größere Defekte melden sie den Fachleuten.
Die Techniker
Miniatur-Wunderland-Gäste lieben es, Köpfe zu drücken. Mehr als 200 sind an den Geländern der Ausstellung angebracht. Wer sie mit Nachdruck berührt, setzt zum Beispiel eine Brücke im Schiffshebewerk Niederfinow in Bewegung, das im realen Leben in Brandenburg steht, in der Speicherstadt jedoch am Fuße des Schlosses Neuschwanstein. „Ich bin für alles zuständig, was sich bewegt“, sagt Damian Sikora (39) von der Technik-Abteilung. Morgens um 7 Uhr kontrolliert der Industriemechaniker die Funktionsfähigkeit von 100 Knöpfen und hält Ausschau nach Defekten. Liebling bei den Knopfdrückern ist die Schokoladenfabrik, bei der live die Herstellung der Süßigkeit verfolgt werden kann. Häufiger hat Sikora bei der italienischen Standseilbahn eines Marmorwerkes zu tun.
„Alle zwei Wochen entgleisen hier Wagen“, sagt er. Mit Fingerspitzengefühl repariert er, tauscht Ersatzteile aus oder arbeitet an neuen Modellen wie der Kirmes mit. „Man kann sich hier verwirklichen“, sagt der Techniker. Anspruch sei es, dass den Gästen ein absolut funktionsfähiges Wunderland geboten werde. Wenn sie per Knopfdruck Flugzeuge starten wollten, müsse das immer funktionieren. Bis zu 19 Stunden am Tag. Reparaturen in diesem Bereich seien stets ein Notfall. Auch mitten in der Nacht.
Miniatur Wunderland
„E“-Ecke: Sie machen Licht
Millionen von LED-Lampen bringen das Miniatur Wunderland zum Leuchten. Wenn es alle 15 Minuten dunkel wird, erleben die Besucher ein faszinierendes Lichtspektakel. Nina Wieckhorst aus Wentdorf sitzt in der Werkstatt, in der „E-Ecke“ im 3. OG. Die 23 Jahre alte Mechatronikerin sorgt dafür, dass es Licht gibt und immer wieder hell wird. Sie greift zu einer Pinzette, zupft an einer Mini-LED-Lampe. Gerade hat sie den leuchtenden Schriftzug „Pharao“ für eine Jahrmarktbude vollendet.
„100 Lichter habe ich dafür genutzt“, sagt sie. Für die Beleuchtung einer ganzen Kirmes-Bude braucht sie gut zwei bis drei Tage. Wenn alles fertig ist, wandern die Buden in die Abteilung Modellbau. Dort werden sie mit Figuren geschmückt. Die neue Kirmes soll mit 200.000 Lichtern erstrahlen und Anfang 2020 auf einer Fläche von neun Quadratmetern eröffnet werden. Die Baukosten betragen 650.000 Euro. Wieckhorsts Arbeitstag beginnt morgens um 6 Uhr. In ihrer Freizeit spielt sie am liebsten Hockey. Ihr Verlobter ist übrigens ebenfalls im Miniatur Wunderland tätig: Er baut Flugzeuge. Vielleicht heiraten die beiden einmal in Las Vegas, dem mit 33.000 LED-Lichtern bislang hellsten Ort im Wunderland.
Die Mechaniker
Drei Werkstätten gibt es im Miniatur Wunderland: Modellbau, Technik („Krach, Bumm, Blink“) und die Lokwerkstatt. Wer hier und in der Anlage werkelt, weiß: Viele Gäste gucken zu, und sei es durch die Glasscheibe. Arne Trienes (32) gehört dem Technik-Team an. Schwerpunkt: Mechanik. „Ich kümmere mich um alles, was sich dreht und bewegt, außer Autos und Eisenbahn.“ Weil diese Arbeitsplatzbeschreibung umfangreich ist, sagt er manchmal auf neugierige Fragen scherzhaft: „Ich bin stellvertretender Leiter des Airports.“ Mechanisch betriebene Teile zu erfinden und zu reparieren – das ist sein Job.
Gerade ist er dabei, die Welle für ein Fahrgeschäft zu vollenden. Sie sei so robust, „dass sie sich bis zum St. Nimmerleinstag dreht“. Der gelernte Kfz-Mechatroniker aus Eilbek, der in seiner Freizeit Skateboard fährt und einen achtjährigen Kater namens Ben hat, spielte als Kind gern mit der Lego-Eisenbahn. Die Begeisterung für den Modellbau ist geblieben. Seit acht Jahren ist er hier tätig und hat unter anderem für die österreichischen Alpen Masten, Seilspanner und Seilscheiben einer Seilbahn gebaut. „Man braucht eine große Menge Kreativität dafür.“ Oft wird so lange getüftelt, bis es schließlich klappt.
Die Modellbauer
Sie bauen pittoreske Häuser, erschaffen Felsen und Berge aus Gips, entwerfen Prototypen filigraner Bäume, pflanzen Lavendel auf einer Länge von 150 Metern. Und dann träumen die beiden Modellbauer Sönke Freitag (42) und Felix Ellhardt (29), dass die Besucher der Provence, die derzeit entsteht, eines Tages auch Lavendel riechen können. Ein Duftspender ist jedenfalls testweise installiert, während Freitag, gelernter Zahntechniker, und Ellhardt, früherer Illustrator, gerade als Förster unterwegs sind: Sie begrünen die felsige Provence mit Korkeichen, Pinien und Stieleichen – handgemachte kleine Kunstwerke in zwei verschiedenen Grünfarben.
„So wirken die Bäume viel realistischer“, sagen die beiden. Der Ort, an dem sie zurzeit unter den Blicken der Besucher bauen, ist das französische Felsendorf Cantobre. Vorlage für die Häuser sind Fotos, die aus dem Internet stammen. Doch es kommt auch vor, dass Dienstreisen die Modellbauer zu den realen Vorbildern führen. Freitag arbeitet bereits seit 16 Jahren im Miniatur Wunderland, damals begann er, gerade als Zahntechniker arbeitslos geworden, als „Hiwi“, wie er sagt. Mit Messer, Bohrer, Spachtel, Pinsel, Schnitzwerkzeug, Farbe und reichlich Gips kann er mit den anderen Modellbauern Welten en miniature erschaffen. Und hat keinen Tag im Miniatur Wunderland bereut.
Der Gastronom
Zur Mittagszeit hat Stefan Leonhard (48) volles Haus. Alle Gäste strömen mit knurrenden Mägen ins Bistro im 2. Stock. Zwei gelernte Köche bereiten frische Tagesgerichte zu (Preis: fünf bis acht Euro). Auf der Speisekarte stehen zum Beispiel Rote-Bete-Frikadelle und Risotto. Am häufigsten verkauft wird freilich die Currywurst (rund 2000 Portionen pro Tag). Leonhard leitet die Gastronomie mit rund 140 Mitarbeitern. Er hat gerade im Bistro auf einem bequemen Sessel der 1. Klasse bei der Deutschen Bahn Platz genommen und erzählt: Pro Schicht müssen 35 bis 40 Mitarbeiter eingesetzt werden. Gemüse schneiden, Teller waschen, Speisen ausgeben.
„Das Team wechselt oft, aber es ist unheimlich nett hier. Das macht das Miniatur Wunderland aus.“ Als kulinarischer Höhepunkt gilt die „Kuli“, die kulinarische Weltreise – meist einmal pro Monat, in der Weihnachtszeit eher dreimal. Je nach Modellbauland werden verschiedene nationale Speisen angeboten. Selbstverständlich alles in der eigenen Küche zubereitet. In seiner Freizeit hört der gelernte Koch und frühere Hotelier gern Musik aus den 1980er-Jahren und unternimmt Städtereisen. Anregungen dafür gibt es rund um seinen Arbeitsplatz genug.
Der Software-Entwickler
Da ist er – der Kopf eines Studenten. Versteckt hinter der Küstenkulisse am Skandinavienbecken. Der junge Mann steuert per Funk ein Containerschiff, das im 33.000 Liter fassenden Wasserbecken schwimmt. Demnächst soll die Funksteuerung per Hand allerdings der Vergangenheit angehören. Daran arbeitet jedenfalls in enger Abstimmung mit Geschäftsführer Gerrit Braun der Softwareentwickler Daniel Wolf (43). Er nutzt vorhandene Algorithmen, um bald eine Funksteuerung der zwölf Schiffe per Software zu realisieren. „Wir müssen dafür die Strömung, den Tidenhub, den Einfluss unserer Klimaanlage und den menschlichen Einfluss berücksichtigen, damit es nicht zu Kollisionen kommt“, beschreibt der Informatiker, der früher für Versicherungsunternehmen tätig war, die Herausforderung.
Außerdem arbeitet er mit dem Team der Softwareabteilung an der geplanten Formel-1-Rennstrecke in Monaco. 22 Lautsprecher sollen per Software möglichst authentische und standortgenaue Motorengeräusche übertragen. Wolf, der – wie er sagt – „direkt unter der Schweiz“ arbeitet – und dem Team ist es zu verdanken, dass die Wartezeiten im Miniatur Wunderland nicht mehr so lange dauern. Die Programme für die Wartezeiten-Prognose und die Kassen-Software sind hauseigene Entwicklungen. Aber auch die Licht-, Fahrzeug-, und Klimasteuerung wurden im Miniatur Wunderland entwickelt. Selbst auf das kleinste Detail wird großer Wert gelegt: Eine Tankstelle zeigt alle 60 Sekunden in Echtzeit die Treibstoffpreise einer Tankstelle in der Hamburger Amsinckstraße an.
Die Technische Zeichnerin
Das 2-Sterne-B&B-Hotel in Altona ist ein funktionaler Neubau und bietet preiswerte Unterkünfte. Die Technische Zeichnerin Franziska Witthein (24) sitzt vor dem „Schläptop“. So steht es jedenfalls auf dem wichtigen Arbeitsgerät. Von der Teamleitung hat die gelernte Tischlerin, die in Grünendeich (Altes Land) wohnt, den Auftrag erhalten, dieses Hotel im Maßstab 1:87 zu bauen. Fotos aus dem Internet sowie Google-Streetview dienten ihr als Vorlage.
Und so zeichnete sie eine Vorlage und fräste die Kunststoffteile. Dafür benötigte sie bislang sieben Tage. Auf die Frage, welche Bauten noch ihre Handschrift tragen, muss Franziska kurz nachdenken. „Ach ja, das Parlament von Monaco habe ich gezeichnet und gefräst. Und bei den Häusern in Venedig habe ich auch mitgearbeitet.“ Wenn sie nach gut einer Stunde Autofahrt wieder zu Hause in Grünendeich ist, warten fünf Ratten auf sie. Privat zeichnet sie gern – am liebsten Menschen. Begeistert ist Franziska Wittheim auch von mittelalterlicher Musik.
Gleisbauer der Bahntechnik
25 Kilometer Gleise in der Modellbahnanlage hat Wolfgang Wicht, 55, verlegt und ausgetauscht. Das ist so viel, wie die Veloroute 10 von der Hamburger City über Harburg bis nach Neugraben lang ist. Wicht, gelernter Elektromechaniker gehört zum „Urgestein“ des Unternehmens. „Ich arbeite hier seit 18,5 Jahren“, sagt er. Thomas Lierse (35), Systemelektroniker, gehört ebenfalls zum achtköpfigen Team. Die Bahntechnik ist für die Verkabelung und technische Instandhaltung der Modellbahnanlage zuständig.
Gleise auf einer Gesamtlänge von 15,7 Kilometern, Signale, Oberleitungen müssen eingebaut, gewartet und ersetzt werden. Meistens schauen ihnen die Gäste dabei zu, wie sie in der Anlage im Einsatz sitzt. Wicht und Lierse mögen den Kontakt mit ihnen, sie bieten sogar Führungen mit Blicken hinter die Kulissen an. „Es macht uns Spaß“, sagen sie. Und hören oft immer wieder diese Worte der Besucher: „Guckt mal, die spielen den ganzen Tag.“ Ist aber tatsächlich Arbeit. Wicht ist Modelleisenbahner von Kindesbeinen an. Seine 20 Quadratmeter große Anlage steht in seinem Elternhaus in der Nähe von Quedlinburg (Harz) und ist inzwischen „verwaist“, wie er sagt, weil er dort so selten ist. Klar, in der Speicherstadt hat er ja auch eine.
Die Filmleute vom Video-Team
Die Mitarbeiter der Marketing- und Videoabteilung verwenden gern das Wort „viral“. Immer dann, wenn sie mit ihren Videos den Nerv der User treffen, verbreiten sich die Sequenzen blitzschnell im Netz. „Das Video über den Besuch in einem schleswig-holsteinischen Bauernhof war ein viraler Hit“, sagt Videoproduzent Franz Mäffert (26), der seit Anfang 2019 für die weltweit größte Modellbahnanlage arbeitet und den Film nach dem Streit um die Massentierhaltung vor Ort gedreht hat. Aus der Videowerkstatt stammt auch der „Erklärfilm“ zur Rettungsgasse, der binnen 24 Stunden gut drei Millionen Mal geklickt wurde. Mäffert, der Mediendesign in Mainz studiert hat, setzt für seine Videos eine spiegellose Vollformat-Kamera ein. „Sie ist ideal für Nahaufnahmen.“
Die Abteilung dreht nicht nur Filme über den neuen ICE 4, sondern veröffentlicht auch „Gerrits Tagebuch“. Das ist ein Format mit einem der beiden Geschäftsführer, in dem zum Beispiel neue technische Entwicklungen vorgestellt werden. In seiner Freizeit zeichnet Franz gern und widmet sich Fotografie und Videokunst. „Mein ganzes Geld stecke ich in Technik.“ Sechs Mitarbeiter pro Schicht und 80 Monitore.
Die Lok-Docs
Die Lokwerkstatt befindet sich im 4. Stock gleich hinter dem Leitstand. Ein Fenster erlaubt Blicke auf die filigrane Arbeit von Mitarbeitern wie Marcel Bacher (39). Die Reparatur einer Lok dauert im Durchschnitt ein bis zwei Stunden. Doch es können auch drei Tage werden. „Gerade bei den Dampfloks sind die Arbeiten besonders aufwendig“, sagt Bacher, der gerade das gebrochene Kabel der Lok NSB 3236 repariert.
Weil hier Modelle fast aller internationalen Hersteller im Einsatz sind, brauchen die insgesamt fünf Mitarbeiter Spezialkenntnisse. Manche der Loks seien so robust, dass sie seit Gründung des Miniatur Wunderlandes bei entsprechender Wartung fahren. Bei anderen Exemplaren treten Strom- und Motorenprobleme auf. In einem Regal gleich hinter der Tür stapeln sich die Neuaufträge. Nachschub, sagt Marcel, gebe es immer wieder. Von den rund 1000 Zügen sei gut ein Drittel in der Werkstatt. Mit Chill-out-Musik läuft das Reparieren wie am Schnürchen. Ein Lötdampfabsauger sorgt für bessere Luft. Nachdem gelötet und gemessen wurde, werden die reparierten Loks auf einer kreisrunden Strecke getestet. Verpackt in einem exakt beschrifteten Karton werden sie später vom Leitstand abgeholt und wieder in die Anlage gebracht.
Das Leitstand-Team
Sechs Mitarbeiter pro Schicht und 80 Monitore. Der Leitstand, das zentrale Steuerelement der gesamten Anlage, hat alles im Blick und überwacht 1000 Züge, 300 Autos, den Airport mit 45 Flugzeugen und zwölf Schiff. 300 Kameras nehmen die Modellbahnanlage ins Visier. Wer hier zum ersten Mal eingesetzt ist, wird erst einmal krank, sagt Lars Rösenberg (38), Meister der Elektrotechnik, Abteilungsleiter Bahnbetrieb und für den Leitstand mit seinen 40 Mitarbeitern zuständig.
Weil täglich bis zu 7000 Gäste zum für Besucher offenen Leitstand gehen, besteht die Gefahr, dass Krankheitsviren übertragen werden. Nach der Erkrankung gewöhne sich der Körper allerdings an den permanenten Kontakt mit vielen Menschen. „Die häufigsten Fehlerquellen in der Anlage sind Entgleisungen, Crashs, umgefallene Züge und Motorenprobleme“, sagt Rösenberg, der zugleich Brand- und Sicherheitsbeauftragter ist. Zuweilen entdecken die Leitstand-Mitarbeiter Fälle von „Vandalismus“.
So gibt es Gäste, die beispielsweise kleine Figuren als Souvenir mitnehmen wollen – und meistens auch ertappt werden. Die Schäden durch Vandalismus werden auf jährlich 30.000 Euro beziffert. Mehr noch: Kürzlich traf ein IT-Netzwerkausfall 900 Züge. „Sie wurden von der Software nicht mehr erkannt.“ Ein Super-GAU, der zum Glück innerhalb von drei Stunden behoben werden konnte.
Die Autobauer
Sie blinken, sie stoppen an roten Ampeln und halten sich an Vorfahrtsregeln. Im gesamten Miniatur Wunderland rollen 292 Fahrzeuge, gut die Hälfte davon sind Lastkraftwagen und Sprinter. Djezide Durmishi (25) und Axel Dirks (38) gehören zum Team des Carsystems. Ihre Werkstatt und Entwicklungsabteilung – derzeit dreht sich alles um die geplante Formel-1-Rennstrecke – befindet sich gleich neben dem PC-Arbeitsplatz von Geschäftsführer Gerrit Braun im 3. Stockwerk. Djezide, gelernte technische Modellbauerin, ist dabei, aus dem handelsüblichen Modell eines Sattelschleppers ein wirklich schönes Fahrzeug zu bauen, das leuchtet und fährt. In das gekaufte Produkt wird ein Motor eingebaut, LED-Lampen bringen den Laster schließlich zum Leuchten. Gut 20 Stunden hat sie daran gearbeitet.
Im vollautomatischen Betrieb werden die Fahrzeuge auf der Anlage über den Außenspiegel elektrisch aufgeladen – so perfekt und innovativ ist die Technik des Carsystems. In Knuffingen, Amerika, Skandinavien und am Knuffingen Airport drehen sich die Räder der Autos fast rund um die Uhr. „Einige der Airport-Fahrzeuge haben wir selbst entwickelt und gebaut, weil sie nicht im Handel erhältlich sind“, sagt Axel Dirks. Zum Beispiel Enteiser und Catering-Wagen. Um Ersatzteile zu gewinnen, werden die im Handel erhältlichen Modelle im Doppelpack gekauft. Ständig seien gut 20 Autos in der Reparatur, die so schnell wie möglich abgeschlossen werden muss. „Denn jedes Fahrzeug, das nicht in der Anlage ist, ist eines zu viel“, sagt Axel.
Kassieren und Verkaufen
Die Kasse ist das Nadelöhr zum Miniatur Wunderland. Teamleiterin Carmen Nörenberg (30) ist gemeinsam mit Stefan Leonhard zuständig für den Shop- und Bistrobereich und damit für insgesamt 140 Mitarbeiter. Wer in ihrer Abteilung arbeitet, sollte flexibel sein. Mal ist man an der Eingangskasse, mal in der Garderobe, im Shop (Verkaufsschlager: Magneten), am Scanner, beim Geschirrspülen oder der Speisenausgabe. Die gelernte Betriebswirtschaftlerin braucht viel Organisationstalent, um die täglichen 70 Schichten vor allem bei Krankheitsausfällen zu besetzen.
Geöffnet hat das Miniatur Wunderland 365 Tage im Jahr. „Die früheste Öffnungszeit liegt bei 7 Uhr, die späteste Schließungszeit liegt bei 2 Uhr in der Nacht“, sagt Nörenberg, die vor acht Jahren mit einem Mini-Job begonnen hatte. Mittlerweile zählt das Miniatur Wunderland täglich rund 4000 Besucher. Immerhin die Hälfte der Gäste nutzt das Angebot der Reservierung, um die Wartezeiten zu reduzieren, die auch heute noch zuweilen vier Stunden dauern können, wenn es auf einmal zu viele Spontanbesucher gibt. Im Wartebereich können die immerhin bei Videos, Buch- und Zeitungslektüre die Zeit überbrücken.