Hamburg. Medienanstalt entscheidet über Vergabe der UKW-Frequenzen – und mischt damit Hamburgs Radiomarkt auf.
Hamburgs Radiolandschaft stehen einige Veränderungen ins Haus: Grund dafür ist eine Entscheidung der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH), die für die Vergabe der UKW-Frequenzen zuständig ist. Ein Großteil der verfügbaren Radiofrequenzen wurde, wie die MA HSH erklärt, "erstmals seit 1991" neu ausgeschrieben, "da die bestehenden Zuweisungen nicht weiter verlängert werden konnten".
Die Ergebnisse des Ausschreibungsverfahrens, die jeweils zehn Jahre lang gültig sind, gab die MA HSH am Mittwochabend bekannt.
Radio Hamburg und Rock Antenne ohne Gegenbewerber
Weiterhin auf den gewohnten Frequenzen empfangen werden können die Sender Radio Hamburg und Rock Antenne Hamburg: In den Ausschreibungen für das Versorgungsgebiet "Hamburg und umgrenzende Landkreis in Schleswig-Holstein und Niedersachsen" gab es keine Gegenbewerber für die ausgeschriebenen Frequenzbänder.
In drei weiteren Fällen waren die Frequenzen umkämpfter und die MA HSH traf zum Teil überraschende Entscheidungen: Der bereits etablierte Sender Hamburg Zwei konnte sich im Wettbewerb um eine landesweite Frequenz gegen die Mitbewerber Metropol FM und Radio Paradiso durchsetzen – anderen gelang das nicht.
Flux FM sticht Energy Hamburg aus: "Medienstandort geschwächt"
Bereits ab kommenden August bekommt der bisher nur in Berlin und Brandenburg im Radio zu empfangende Sender Flux FM eine eigene Frequenz in Hamburg. Flux FM setzte sich im Verfahren um die zehn Jahre laufende Zuweisung gegen den Hamburger Ableger von Radio Energy durch, der dann nur noch über DAB+ und im Internet in Hamburg empfangbar sein wird.
Olaf Hopp, Geschäftsführer von Energy Deutschland, kritisiert die Medienanstalt: „Diese Entscheidung nimmt dem Hamburger Hörfunkmarkt nicht nur sein einziges privates Hit-Jugendradio, sondern schwächt auch den Medienstandort Hamburg und stellt seine Investitionssicherheit in Frage.“ Energy sei seit fast 25 Jahren fester Bestandteil der Hamburger Radiolandschaft. "Wir werden nun die Begründung abwarten und danach entscheiden, ob wir Rechtsmittel einlegen", so Hopp weiter.
ByteFM statt 917xFM: "Betrübt über die Entscheidung"
Die meisten Bewerber gab es für eine Innenstadtfrequenz: Zwischen sechs verschiedenen Anbietern musste sich der Medienrat der MA HSH entscheiden. Darunter 917xFM der Rock Antenne GmbH, die bislang dort zu empfangen sind. Ebenfalls bewarben sich Radio Hamburg, der das Programm "Hamsturad" dort senden wollte, egoFM, Hamburg.FM, Radio Teddy und der bisher nur im Internet zu hörende Sender ByteFM.
Die Ratsmitglieder entschieden sich "mit großer Mehrheit" für ByteFM. Matthias Schneekloth, Prokurist von Rock Antenne und 917xFM, sagte auf Abendblatt-Anfrage, man sei "betrübt über die aus unserer Sicht nicht nachvollziehbare Entscheidung".
Man werde nun die Begründung der Entscheidung abwarten, so Schneekloth weiter, um weitere "Schritte und Maßnahmen" planen zu können. 917xFM verliert seine Frequenz zum 1. April 2022.
Medienanstalt hofft auf "vielfältiges Programmangebot"
Die MA HSH erklärt zum Auswahlverfahren, dass im Fall mehrerer Bewerber demjenigen der Zuschlag gegeben wurde, "der am ehesten erwarten ließ, dass sein Angebot die Meinungsvielfalt und Angebotsvielfalt fördert, das öffentliche Geschehen, die politischen Ereignisse sowie das kulturelle Leben in Hamburg darstellt und auch bedeutsame politische, weltanschauliche und gesellschaftliche Gruppen zu Wort kommen lässt".
Zu den getroffenden Entscheidungen teilt der Medienrat der MA HSH mit, diese ließen "ein vielfältiges Programmangebot für die Hamburger Hörerinnen und Hörer erwarten".
"Richtiger Schritt für die Entwicklung der Musikstadt Hamburg"
Die Interessengemeinschaft Hamburger Musikwirtschaft (IHM) lobte die Entscheidungen des Medienrates ausdrücklich: "Der Medienrat der MA HSH hat mit seinen Entscheidungen bei der Frequenzvergabe für mehr Vielfalt votiert und zwei Sender ins UKW-Radio geholt, die sowohl für die Musikszene als auch die Musikwirtschaft der Stadt wichtige Partner sein werden. Für die Entwicklung der Musikstadt Hamburg ist dies ein richtiger Schritt", erklärt IHM-Vorstandsmitglied Alexander Schulz.
Für die IHM sind die Frequenzvergaben Gewinn und Verlust zugleich: Sowohl ByteFM als auch 917xFM sind Mitglied des als Verein organisierten Zusammenschlusses diverser Hamburger Akteure aus dem Geschäftsfeld Musik. Die IHM organisiert unter anderem den Hamburger Musikpreis (ehemals HANS) und die Präsenz der Stadt beim South-by-Southwest-Festival in den USA.