Hamburg. Hamburg-Studie zeigt, dass Verhaltensweisen von Bezirk zu Bezirk unterschiedlich sind. Welche Maßnahmen helfen.
Beim Klimaschutz gibt es in Hamburg große Unterschiede zwischen Alt und Jung. Wie aus einer aktuellen Studie des Stromversorgungsunternehmens Hamburg Energie hervorgeht, sehen besonders die 18- bis 39-jährigen Hamburger die Notwendigkeit, ihr Verhalten zu ändern (82 Prozent).
Altersübergreifend besteht Einigkeit, dass es tatsächlich einen vom Menschen verursachten Klimawandel gibt (96 Prozent). Den größten schädlichen Einfluss haben nach Einschätzung der Befragten vor allem Energieerzeuger wie Kohlekraftwerke und Industriebetriebe. Die Gruppe der 18- bis 39-Jährigen macht zudem fast genauso häufig auch Autofahrer hauptverantwortlich. Wenn es darum geht, welche persönlichen Maßnahmen konkret den größten Effekt haben, nannten die Befragten die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs oder des Fahrrads an erster Stelle, gefolgt von weniger Flugreisen und der Vermeidung von Einwegprodukten.
Ökostrom und Mülltrennung auf hinteren Plätzen
Die Nutzung von Ökostrom und die Mülltrennung landeten auf den hinteren Plätzen. Dazu passt, dass nur ein Viertel der Befragten angab, zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu einem Ökostromanbieter wechseln zu wollen. „Dabei kann ein Drei-Personen-Haushalt durch Ökostrom jährlich bis zu zwei Tonnen CO einsparen“, so Hamburg-Energie-Chef Michael Prinz.
Zumindest in der Theorie sind sich dabei fast alle Hamburger einig: Es gibt einen Klimawandel, der die Menschen perspektivisch vor große Herausforderungen stellen wird. Aus der Studie geht weiter hervor, dass besonders die Bergedorfer sich selbst in der Pflicht sehen, ihr Verhalten zu ändern. 77 Prozent der Bergedorfer gaben demnach an, dass sie überzeugt seien, selbst aktiv werden zu müssen, um klimafreundlicher zu leben.
Auch beim Thema Ökostrom liegen die Bergedorfer weit vorne. Der Anteil der Ökostrombezieher ist mit 40 Prozent höher als der Hamburger Durchschnitt (32 Prozent). Vorbildlich zeigten sich die Bergedorfer auch beim Thema Flugreisen: 47 Prozent der Befragten sind demnach bereit, komplett auf Flugreisen zu verzichten.
Eimsbütteler verzichten gern auf das Auto
In der Studie, an der 1000 Hamburger teilgenommen haben, wurde auch abgefragt, was die einzelnen Bürger heute schon konkret tun, um sich gegen den Klimawandel einzusetzen. Demnach nutzen 64 Prozent der Hamburger öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad. Weiter gaben 75 Prozent an, ihren Müll zu trennen. Besonders die Wandsbeker zeigten sich als fleißige Trenner (84 Prozent). Ebenfalls am häufigsten gaben die Wandsbeker an, Einwegprodukte zu vermeiden.
Die Bereitschaft, für den Klimaschutz demonstrieren zu gehen, ist in Hamburg Mitte mit neun Prozent am höchsten und die Eimsbütteler zeigten sich mit 44 Prozent überdurchschnittlich häufig dazu bereit, auf ihr Auto zu verzichten. Daran, ob das persönliche Verhalten großen Einfluss auf den Klimawandel haben kann, gibt es laut Umfrage ganz offensichtlich aber noch große Zweifel. Demnach gaben 40 Prozent der Befragten an, dass Privatpersonen den geringsten Einfluss auf den Klimawandel haben würden.
Mut zum Handeln
„Hamburg Energie“-Chef Michael Prinz sieht das anders: „Hamburgerinnen und Hamburger schreiben ihrem Energieverbrauch im Haushalt einen mittelmäßigen Anteil an ihrer persönlichen CO2-Bilanz zu. Dabei machen Privathaushalte ein Drittel am gesamtdeutschen Energiebedarf aus. Wenn sie also hier etwas ändern, hat das einen großen CO2-Einspareffekt.“
Mut zum Handeln macht auch Umweltpsychologe Gerhard Reese: „Es gibt Verhaltensweisen, mit denen ich wirklich effektiv etwas für die Verkleinerung meines persönlichen CO2-Fußabdrucks tun kann und im Gegensatz zum Mülltrennen und der Nutzung von Energiesparlampen einen vielfachen Effekt haben.“ Zu den vier wichtigsten Punkten zählt er die Umstellung auf Ökostrom, die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs statt des Autos, eine pflanzenbasierte Ernährung und der Verzicht auf Flugreisen. „Das sind nahezu kostenneutrale Lebensstiländerungen.“
Thema für viele Menschen zu abstrakt
Dass viele Menschen zwar wissen, dass es den Klimawandel gibt, aber dennoch zögern, ihr Verhalten umzustellen, liegt laut Meteorologe Frank Böttcher vor allen Dingen daran, dass das Thema für viele Menschen zu abstrakt sei. „Klima ist eine Statistik des Wetters, also eine rein mathematische Betrachtung. Aber während wir Regen, Wind, Wärme und Kälte mit unseren Sinnen unvermittelt spüren können, haben wir für den Klimawandel kein Sinnesorgan.“
Demnach seien wir nicht dazu in der Lage, die Erhöhung der Temperatur um ein Grad innerhalb von 30 Jahren wahrzunehmen. Weiter sei ein unter Umweltaspekten guter Lebensstil oft vergleichsweise teuer. „Es ist absurd, dass etwa Bio-Lebensmittel meist mehr kosten als herkömmliche Produkte.“