Hamburg. München hat die umstrittenen Gleistickets jetzt abgeschafft. Das fordern die Christdemokraten auch für Hamburg.
Die gute alte Bahnsteigkarte wird es beim HVV auch weiterhin geben – allerdings wird sie statt bisher 30 Cent künftig ab Mitte Dezember nur noch zehn Cent kosten. Das hat der Senat jetzt in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage des CDU-Verkehrspolitikers Dennis Thering mitgeteilt. „Die Gültigkeit bleibt nach wie vor bei einer Stunde für die Haltestelle, an der sie gelöst wurde“, so der Senat
„Ein Verzicht auf die Gebührenerhebung wurde verworfen, weil Bahnsteige den Fahrgästen dienen, die sicher auf Züge warten sowie ein- und aussteigen wollen. Bahnsteige dienen dagegen nicht dem Aufenthalt zu sonstigen Zwecken. Ihre Benutzung ist daher Reisenden mit gültigem Fahrtausweis vorbehalten.“ Bahnsteigkarten ermöglichen es, Reisende zum Zug zu begleiten oder dort abzuholen.
"Abgangskontrollen" am Stationsausgang
Mithin: Mit der Bahnsteigkarte soll auch in Zukunft zum einen verhindert werden, dass sich an den Gleisen Menschen aufhalten, die gar keine Bahn nehmen wollen. Zum anderen hilft die Karte auch bei den so genannten „Abgangskontrollen“, bei denen die Fahrkarten an den Ausgängen der Bahnstationen kontrolliert werden. Dort gilt jemand ohne Ticket oder Bahnsteigkarte als Schwarzfahrer.
Im laufenden Jahr 2019 gab es laut Senat bereits 124 solcher Kontrollen bei der Hochbahn und 221 bei der S-Bahn. Die meisten dieser Kontrollen gab es an der Reeperbahn (54), auf der Veddel (25) und an der Holstenstraße (21). Sonderlich häufig werden Bahnsteigkarten allerdings nicht genutzt. Insgesamt rund 11.000 wurden im Jahr 2018 von Hochbahn und S-Bahn verkauft.
CDU: "Bahnsteigkarte ist ein Relikt"
CDU-Verkehrspolitiker Thering hat angesichts dieser Zahlen erneut die Abschaffung der Bahnsteigkarte im HVV gefordert. „Die Bahnsteigkarte ist ein Relikt aus den frühen Tagen des Eisenbahnzeitalters“, sagte Thering. „Gerade eine Stadt, die für sich in Anspruch nimmt, mit der Ausrichtung des ITS-Weltkongresses im Jahr 2021 die Mobilität von Morgen zu wagen, darf nicht länger als einzige Stadt in Deutschland an sinnlosen Überbleibseln aus längst vergangenen Verkehrszeiten festhalten.“
Dabei verweist Thering auf die Abschaffung der Bahnsteigkarte in München. Wenn die Karte abgeschafft werde, wäre es „auch ohne Fahrkarte möglich, die Kioske auf den Bahnsteigen aufzusuchen und seine Familie, Freunde und Bekannte kostenlos am Bahnsteig zu verabschieden“, so Thering. „Dass der rot-grüne Senat weiterhin versucht die Existenz der Bahnsteigkarte mit seiner Kontrollpraxis zu rechtfertigen, lassen wir nicht gelten. Schließlich hat man in München auch einen gangbaren Weg gefunden, um weiterhin auf Abgangskontrollen zu setzen und das ganz ohne Bahnsteigkarte.“
München wählt andere Lösung
In München gibt es zwar auch weiter Abgangskontrollen an den Ausgangssperren. „Kunden, die während einer Sperrenkontrolle eine andere Person zum Bahnsteig begleiten oder abholen wollen, erhalten vor Ort einen kostenlosen Zugangsschein“, heißt es auf der Internseite der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). „Dieser ist jeweils 30 Minuten gültig. Auf den Beginn einer Sperrenkontrolle und die Notwendigkeit einer Zugangsberechtigung wird am Ort der Kontrolle rechtzeitig aufmerksam gemacht.“