Hamburg. Große Momente bei der „Goldenen Bild der Frau“ im Operettenhaus – und ein Appell gegen Egoismus und Selbstbezogenheit.
Es passiert häufiger, dass ein roter Teppich vor dem Operettenhaus am Spielbudenplatz ausgerollt wird. Doch Mittwochabend war das etwas Besonderes. Die Scheinwerfer waren nicht wie sonst allein auf Prominente gerichtet, die Kameras klickten nicht nur für Schauspieler, Moderatoren oder Models. An diesem Abend standen besondere Frauen im Mittelpunkt, die fast schüchtern über den Teppich liefen. Zum 13. Mal wurde in Hamburg die „Goldene Bild der Frau“ verliehen. Ein Preis für die Heldinnen des Alltags, wie die Frauenzeitschrift die insgesamt sechs Ausgezeichneten nennt. Zu Recht.
Preisträgerin Ines Helke, die in der Hansestadt den Inklusionschor Hands Up gegründet hat, schritt beinahe zaghaft an der Seite ihres prominenten Paten, dem Schauspieler Florian Odendahl, durch die Menge. Lächelte den unzähligen Fotografen entgegen. Andrea Voß, Initiatorin des Vereins „Wir können Helden sein!“, die zusammen mit ihrer Patin, der Schauspielerin Andrea Kathrin Loewig kam, schien hingegen die Aufmerksamkeit zu genießen. „Ein roter Teppich, extra für mich, das ist toll“, sagte sie auf dem Weg in den Saal. „Jetzt kann ich mich zum ersten Mal entspannen.“
Ausgezeichnet: Ines Helke aus Hamburg und ihr stiller Chor
Die vielen prominenten Männer und Frauen um sie herum nahm sie dabei fast gar nicht wahr. „Das sind doch genau so Menschen wie ich.“ Ein bisschen aufgeregt sei sie allerdings schon noch. „Ich habe noch keine Ahnung, wie es ist, wenn ich mich selbst und meine Geschichte auf der großen Leinwand sehe und hinterher sogar auf die Bühne muss.“ Sie wolle allerdings versuchen, jeden Moment zu genießen.
Das taten auch die anderen Gäste des Abends, 550 waren es insgesamt. „Diese Frauen zu unterstützen ist mir ein echtes Anliegen“, sagte Schauspieler Marie-Luise Marjan. „Denn sie haben eine Vision.“ Genauso ging es Tina Ruland, die wenig später ankam. „Das hier ist so wichtig. Diese Frauen sind so bewundernswert“, so die Schauspielerin. Sie gehe jedes Mal tief bewegt aus der Gala heraus und mache sich noch Tage später Gedanken über das, was sie gesehen habe.
Appell an die "Solidarität von uns allen"
Hubertus Meyer-Burckhardt ging sogar noch weiter. „Dieser Abend appelliert an die Solidarität von uns allen“, sagte der Moderator, der zusammen mit seiner Frau Dorothee gekommen war. „Vor allem an unsere christlichen Tugenden.“ Die Gala sei so viel authentischer und wahrhaftiger als viele andere, vergleichbare Veranstaltungen. „Das hier ist das wahre Leben.“ Auch er gehe jedes Mal nachdenklich nach der Gala nach Hause.
Hier gibt es die „GOLDENE BILD der FRAU“ 2019 im Live-Stream
Julia Becker, die Aufsichtsratsvorsitzende der Funke Mediengruppe, in der die „Bild der Frau“ ebenso erscheint wie das Hamburger Abendblatt, sagte in ihrer Begrüßungsrede: „Ich freue mich sehr, dass wir heute Abend zum 13. Mal zusammenkommen, um außergewöhnliche Frauen zu ehren. Starke Frauen, die ein soziales Problem erkannt haben und sich nun mit hoher Energie, enormem Ideenreichtum und häufig großem Mut dafür einsetzen, das Problem zu lösen oder Verbesserungen zu schaffen. Jede für ein anderes Projekt. Jede aber mit bewundernswertem großen Verstand und großem Herzen. Dafür möchten wir uns bedanken.“ Frauen wie die Preisträgerinnen seien es, die die Welt ein bisschen besser machten.
Julia Becker: "Gegen Egoismus stemmen"
Becker appellierte in ihrer Rede an alle im Saal: „Es bedarf nicht nur der Kraftanstrengung Einzelner, wir müssen uns alle gegen den offensichtlich mehr und mehr um sich greifenden Trend des Egoismus und der Selbstbezogenheit stemmen.“ Die Gala-Macherinnen um „Bild der Frau“-Chefredakteurin Sandra Immoor „schenken uns das Gefühl, nein, die Gewissheit, dass es sich lohnt, für die Gemeinschaft, für ein stärkeres Für- und Miteinander einzutreten“.
Jedes ausgezeichnete Projekt erhielt 10.000 Euro. Doch damit nicht genug: Die „Bild der Frau“ verlieh auch den Leserpreis, dotiert mit weiteren 30.000 Euro. Den bekam Jacqueline Flory für ihre Initiative „Zeltschule e.V.“, überreicht von Franziska Giffey (SPD), der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Sie sagte: „Es ist großartig zu sehen, welchen Unterschied ein einzelner Mensch machen kann.“
Gregor Meyle sang für Preisträgerin
Für die ersten Tränen sorgte bereits nach kurzer Zeit der Sänger Gregor Meyle. Er überreichte Andrea Voß ihren Preis. Und nicht nur das, er sang auch für sie und alle anderen Preisträgerinnen. Da musste sich Voß, die sonst sicherlich nicht so schnell zu Tränen gerührt ist, immer wieder die Augenwinkel wischen. Doch die engagierte Frau nahm es mit Humor. „Die Wimperntusche ist wasserfest“, sagte sie trocken zu Pflaume, als Meyle seinen Auftritt beendet hatte.
Ein besonderer Höhepunkt war die Verleihung des Sonderpreises. Der ging an die 24 Jahre alte Mara Buhl aus Lüdenscheid. Die junge Frau ist selber Rettungshelferin, hat den Verein „Soko Respekt“ mitgegründet, der sich dafür einsetzt, dass es weniger Übergriffe auf Einsatz- und Rettungskräfte gibt. „Ich nehme den Preis stellvertretend für über 550 Mitglieder mit. Die wahren Helden dieses Vereins“, sagte Buhl, die mit der Auszeichnung von Moderator Kai Pflaume überrascht wurde. „Ich hoffe, dass durch unsere Arbeit irgendwann der Verein gar nicht mehr nötig ist.“