Hamburg. Peter Tschentscher hat am Mittwoch das neue Teilstück der B75 eingeweiht, das die alte Wilhelmsburger Reichsstraße ersetzt.
Ein 4,6 Kilometer langes neues Teilstück der Bundesstraße 75 bindet den Hamburger Süden nun an die Innenstadt an. Bei einer feierlichen Zeremonie haben am Mittwoch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), das Bahn-Vorstandsmitglied Ronald Pofalla und der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, den Straßenabschnitt im Stadtteil Wilhelmsburg symbolisch durch das Durchschneiden eines Bandes freigegeben.
Damit ist die frühere Wilhelmsburger Reichsstraße Geschichte. „Die Verlagerung der Verkehrsachse verringert die Lärmbelastung für die Bürger in Wilhelmsburg, es wird viel leiser, und sie schafft neuen Raum für lebenswerte Stadtteile.“ Der Verkehr werde zudem auf den Nebenstrecken entlastet. „Wilhelmsburg gewinnt“, sagte Tschentscher.
Klage am Verwaltungsgericht könnte Eröffnung verhindern
Die neue Wilhelmsburger Reichsstraße wird schon am Sonntag um 18 Uhr für den Verkehr freigegeb. Ursprünglich sollte erst von Montag an (5.00 Uhr) der Durchgangsverkehr rollen – zuvor wurden über das lange Feiertagswochenende noch Restarbeiten erledigt.
Voraussetzung hierfür war jedoch das Ende einer juristischen Auseinandersetzung. Am Freitag erklärten zwei Anwohner, die mit einem Eilantrag die Verkehrsfreigabe stoppen wollten, ihr Vorgehen gegen die Stadt vor dem Hamburger Verwaltungsgericht für erledigt. Auch die Stadt sehe den Vorgang als erledigt an, sagte ein Gerichtssprecher. Das Verfahren sei folglich eingestellt worden. Die Antragsteller waren davon ausgegangen, dass zur Freigabe Lärmschutzwände an parallel zur Straße verlaufenden Bahngleisen schon hätten errichtet sein müssen.
„Wir haben den besten Lärmschutz, den man sich vorstellen kann“, sagte Tschentscher zu der aus seiner Sicht „fragwürdigen Intervention“. Auf rund 15 Kilometern entlang von Straße und Schiene wurden Lärmschutzwände errichtet. Mit der Verlegung waren längst nicht alle Wilhelmsburger einverstanden. Manche Anwohner und Initiativen hatten protestiert, weil sie durch die neue Nähe von Fahrzeugen und Bahn noch mehr Verkehrslärm befürchteten.
Neue Wilhelmsburger Reichsstraße bündelt Verkehrslärm
Die nun freigewordenen Straßenflächen sollen als weitere Grünflächen in den Inselpark eingebettet oder im Norden des Stadtteils für Wohnungsbau genutzt werden. Der vierspurige Straßenabschnitt ersetzt die bisherige Wilhelmsburger Reichsstraße, die den Stadtteil in zwei Hälften zerschnitt. Durch den Straßenneubau direkt neben Bahngleisen wurden zwei Verkehrswege auf einer Trasse gebündelt. Der symbolische Spatenstich war im August 2013.
Nach der Verkehrsfreigabe werden nach Angaben der Behörde bis 2020 noch Restarbeiten vorgenommen, darunter ein zweites Gleis für die Hafenbahn sowie der Rückbau von Bahnbrücken. Rund 293 Millionen Euro wurden investiert. Früheren Prognosen zufolge sollen im Jahr 2025 voraussichtlich 67 000 Fahrzeuge täglich auf der neuen Straße verkehren - bei einem Schwerverkehrsanteil von unverändert über zehn Prozent. Die neuen, breiteren und gesetzlichen Vorschriften entsprechenden Fahrstreifen sowie ein Standstreifen sollen Autofahrern mehr Sicherheit bieten.
Die neue Wilhelmsburger Reichsstraße sowie die anschließenden Autobahn-Abschnitte A252 und A253 werden nun einheitlich zur Kraftfahrstraße B75 umbenannt, teilte die Verkehrsbehörde mit. Das Autobahnkreuz Hamburg-Süd der A1 wird künftig Norderelbe heißen. Die neue Verkehrsstraße wird drei Anschlussstellen haben.