Hamburg . Rotorblatt in Windpark abgerissen. Viele Züge verspätet. Etliche Feuerwehreinsätze. Fahrbahnen in Hamburg waren überflutet.
Der Herbst hat Hamburg und den Norden im Griff: Starker Regen behinderte am Montag bereits am frühen Morgen den Verkehr, dazu kam eine Sturmwarnung. Sturmtief "Mortimer" fegte dann auch am Vormittag über Hamburg und Schleswig-Holstein hinweg. Wie sich das Wetter auf die Hansestadt und die Region auswirkte, lesen Sie im Wetter-Blog.
"Mortimer" lässt Flut auf den Fischmarkt schwappen
Das Hochwasser am Abend kam mit Ankündigung nach Hamburg. Die befürchtete Sturmflut blieb jedoch aus. Am Fischmarkt schwappte die Elbe über die Kaimauern und umspülte lediglich die Reifen der geparkten Autos. Die Pkw mussten nicht abgeschleppt werden. In Blankenese wurde der Elbstrand überflutet. Tagsüber mussten Autofahrer, Fahrradfahrer und Fußgänger in Hamburg wegen Starkregens stellenweise Geduld haben. „Teilweise standen die Straßen unter Wasser, und viele Verkehrsteilnehmer sind wegen der schlechten Sichtverhältnisse recht vorsichtig gefahren“, sagte ein Sprecher der Verkehrsleitstelle in Hamburg.
Sturm "Mortimer" reißt erneut Rotorblatt von Windrad ab
Dieser Wind war sogar für ein Windrad zu heftig: Sturmtief "Mortimer" hat in der Nacht zum Montag in der Gemeinde Hanstedt I (Landkreis Uelzen) erheblichen Sachschaden angerichtet. Bei einer mehr als 100 Meter hohen Windkraftanlage des Windparks Brauel riss ein Rotorblatt ab, wie die Polizeiinspektion Lüneburg mitteilte. Das Rotorblatt sei auf einem Acker gelandet. Zu Personen- oder weiteren Sachschäden sei es aber nicht gekommen.
Bereits im Februar war bei der gleichen Anlage ein tonnenschwerer Flügel abgebrochen, vermutlich aufgrund eines Sturms. Der Schaden war erst im Juli repariert worden.
Ausblick des Wetterexperten
„Im Norden und Nordosten ist das Schlimmste noch nicht überstanden“, sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Vormittag über die Wetterlage nach den nächtlichen Stürmen. Etwa von der Ostsee bis zum Erzgebirge bleibe es bis in die Nachmittagsstunden stürmisch, während das Tief ins Baltikum weiterziehe. Dort, wo schauerartige Regenfälle hinzukämen, könnten sich die Windgeschwindigkeiten auf Orkanstärke steigern. An diesen Orten drohten auch Unwetter mit Windgeschwindigkeiten von 110 Kilometern in der Stunde.
In der Nacht hatte es zunächst nur geringfügige Schäden durch „Mortimer“ gegeben. Die Lagezentren der Polizei in allen 16 Bundesländern berichteten hauptsächlich von umgekippten Bäumen und abgebrochenen Ästen.
Die Verwaltung des Nationalparks Harz warnte am Montag vor dem Betreten der Wälder in dem Mittelgebirge. Es könnten jederzeit Bäume umstürzen, sagte Sprecher Friedhart Knolle am Morgen in Wernigerode. Nach Angaben des DWD in Leipzig wurden am frühen Montagmorgen Windgeschwindigkeiten von knapp 145 Kilometern pro Stunde auf dem höchsten Berg des Mittelgebirges gemessen.
Auch die niedersächsischen Landesforsten warnten vor dem Betreten der Wälder: Weil die Bäume nach zwei trockenen und heißen Sommern geschwächt seien, sei besondere Wachsamkeit gefordert, sagte der Präsident der Landesforsten, Klaus Merker: „Auch bei Windstille können Äste unvermittelt abbrechen. Die Risikolage ist in diesem Jahr besonders hoch.“ Jogger, Hundebesitzer und Radfahrer sollten die Wälder bei Wind und zu erwartenden Stürmen meiden.
Baum stürzt vor fahrendes Auto
In Bad Münder hatte ein Autofahrer großes Glück: Der 54-jährige Golffahrer war am Montagmorgen auf der Bebersche Straße unterwegs, als ein Laubbaum direkt vor ihm von einer Sturmböe umgedrückt wurde. Der Baum fiel quer über die Straße, der Autofahrer konnte jedoch noch rechtzeitig bremsen und kam knapp vor dem massiven Baumstamm zum Stehen. Der Mann blieb unverletzt, am Fahrzeug entstand jedoch ein Sachschaden.
Wegen Sturm "Mortimer" – Fährverbindungen zu den Halligen fallen aus
Das Sturmtief „Mortimer“ hat am Montag auch den Fährfahrplan zu den Halligen durcheinander gebracht. So fiel die Fähre am Vormittag von Schlüttsiel auf dem Festland nach Langeneß über Hooge aus, wie die Wyker Dampfschiffs-Reederei (W.D.R.) auf ihren Internetseiten mitteilte. Auch die Fährverbindung am Nachmittag von Langeneß über Hooge zurück nach Schlüttsiel wurde wetterbedingt abgesagt.
Sattelzug wird vom Sturm umgeworfen – Autobahn 31 gesperrt
Sturmböen haben auf der A31 im Emsland einen Lastzug umgeworfen. Der Fahrer sei bei dem Unfall am Montag nach ersten Erkenntnissen leicht verletzt worden, teilte die Polizei mit. Er habe in Höhe Wietmarschen-Lohne die Kontrolle über das Fahrzeug verloren und sei mit dem Gespann auf die Seite gekippt. Die Autobahn wurde zwischen den Anschlussstellen Emsbüren und Lingen zeitweise in beide Richtungen voll gesperrt.
Immer mehr Bahnen im Norden fahren wieder
Bahnreisende im Norden haben auf immer mehr Strecken im Norden wieder freie Fahrt. Nach und nach gibt die Deutsche Bahn die wegen des Sturmtiefs „Mortimer“ gesperrten Strecken wieder frei. Die Verbindungen Hannover - Bremen, Hamburg - Rostock - Stralsund und Berlin - Stralsund werden wieder bedient, wie die Bahn am Montag auf Twitter mitteilte. Wieder frei sind auch die Verbindungen Berlin - Hannover und Berlin - Hamburg. Auch auf den wieder freien Strecken brauchen Reisende aber nach den Angaben Geduld, da es dennoch zu Verspätungen und Ausfällen kommen könne. Neu hinzu kam am späten Vormittag die Strecke Nürnberg - Augsburg, hier war ein Baum umgestürzt. Züge des Fernverkehrs wurden umgeleitet, Augsburg konnte am Mittag nicht angefahren werden.
Voraussichtlich gesperrt bis zum Betriebsschluss am Montag bleibt die Strecke Wolfsburg - Braunschweig - Göttingen. Die ICE-Züge Berlin - Göttingen - Kassel - Frankfurt halten demnach nicht in Braunschweig und Hildesheim. Ersatzhalte gibt es in Wolfsburg und Hannover Messe Laatzen.
Wer vom Sturmtief betroffen war, kann sein Ticket bis zum 7. Oktober flexibel nutzen. Die Zugbindung für diese Fahrkarten sei aufgehoben, auch sei eine kostenlose Stornierung möglich.
ICE fährt bei Wolfsburg gegen umgestürzten Baum
Ein ICE der Deutschen Bahn ist am Montag bei Wolfsburg gegen einen auf die Gleise gestürzten Baum gefahren. Der Lokführer sei dabei leicht verletzt worden, sagte ein Bahnsprecher. Die etwa 250 Passagiere im Zug kamen mit dem Schrecken davon, wie die „Wolfsburger Nachrichten“ berichteten. Busse sollten sie abholen. Bei dem Unfall in Sülfeld wurde die Oberleitung nach Angaben der Bahn auf einer Länge von mehreren Hundert Metern beschädigt, die Scheibe des Führerhauses zersplitterte. „Weil auch mehrere Masten umknickten, dürften die Aufräumungsarbeiten noch eine Weile dauern“, sagte der Sprecher.
24 Wassereinsätze seit Mitternacht
Wie die Hamburger Feuerwehr um 8.40 Uhr mitteilt, beruhigt sich die Lage in Hamburg langsam. Zuletzt war die Feuerwehr noch am Brombeerweg im Einsatz, wo eine Unterführung unter Wasser steht, und bei einem vollgelaufenen Keller an der Schädlerstraße. Die Gustav-Adolf-Straße in Wandsbek, die heute früh 30 Zentimeter unter Wasser stand, ist wieder frei. Seit Mitternacht sei die Feuerwehr Hamburg 24 Wassereinsätze gefahren, also bei Überflutungen von Straßen und Kellern, so der Sprecher.
Die Bahn streicht alle Fernzüge
In Hamburg, Niedersachsen und Bremen verkehren seit 8.20 Uhr keine Fernzüge mehr. Der Hamburger Hauptbahnhof hält alle Fernbahnen zurück. "Das ist eine Sicherheitsmaßnahme", sagte eine Bahnsprecherin. Wegen umgestürzter Bäume seien etliche Strecken nicht mehr zu befahren. "Wir wollen verhindern, dass Fahrgäste auf den Gleisen stranden", sagte die Sprecherin. Wie lange die Maßnahme andauere, sei noch unklar.
Die Bahn warnt vor Behinderungen
Auch der Bahnverkehr wird am Montag durch Regen und Sturm beeinträchtigt. Die Bahn warnt vor Behinderungen für die Fahrgäste auf ihrer Website.
Aktuell verkehren zwischen Hamburg-Harburg und Göttingen sowie zwischen Hannover und Wolfenbüttel keine Fernzüge. Grund hierfür ist die Kollision eines ICE mit einem umgestürzten Baum zwischen Gifhorn und Wolfenbüttel am frühen Montagmorgen, so ein Sprecher der Deutschen Bahn.
Personen seien dabei nicht zu Schaden gekommen. Da man aber weitere Schäden vermeiden wolle, lasse man aus Sicherheitsgründen auch zwischen Hamburg und Göttingen keine Züge mehr fahren. Betroffen sind auf dieser Strecke zwei bis drei Züge pro Stunde. Zwischen Hannover und Wolfenbüttel sind es ein bis zwei Züge pro Stunde.
Sturm droht in Hamburg und der Region
Der Deutsche Wetterdienst warnt vor Sturmböen. Sogar Wind mit Orkanstärke könnte über Norddeutschland hinwegfegen. In den kommenden Stunden sei von der Nordsee auf die Gebiete nördlich und nordöstlich einer Linie Emsland-Harz-Erzgebirge übergreifend mit Sturmböen oder schweren Sturmböen zu rechnen, so der DWD. In einem Streifen von der Nordsee bis nach Mecklenburg-Vorpommern und Nordbrandenburg seien auch orkanartige Böen bis 110 Stundenkilometer nicht ausgeschlossen.
Straßen in Hamburg sind überflutet
Wegen des starken Regens muss die Feuerwehr in Hamburg am Montag zu etlichen Einsätzen ausrücken. Elf Einsätze wegen überfluteter Straßen meldet der Sprecher bereits um 6.45 Uhr. Siele sind verstopft, weil der Regen das Laub in die Abflüsse spült. Dabei mussten auch etliche Straßen gesperrt werden.
Betroffen sind allein in Wandsbek sieben Fahrbahnen, auf denen das Wasser steht, weitere Einsätze meldet die Feuerwehr etwa in Osdorf, Ottensen, Barmbek und Schnelsen. Der Berufsverkehr wird teilweise behindert, wenn größere Einfallstraßen kurzzeitig gesperrt werden. Am Montag drohen diese Sperrungen an der Sievekingsallee und der Jenfelder Allee.