Hamburg. Der Hamburger Verein Neuntöter erhält eine UN-Auszeichnung für die Artenpflege auf dem Energieberg Georgswerder.
Er galt als aus Hamburg verschwunden, nun hat sich der Wegerich-Scheckenfalter wieder in der Hansestadt angesiedelt. Dass der Schmetterling aus der Familie der Edelfalter auch wieder durch Hamburg flattert, ist vor allem ein Verdienst des Vereins Neuntöter. Der engagiert sich für das „Biodiversitätsmonitoring“, also die Erfassung und Erhaltung der Artenvielfalt, und zwar im Bereich der Insekten.
Auf dem „Energieberg Georgswerder“, einer der bis zur Schließung 1979 größten Mülldeponien Europas, hat der Verein eine etwa 16.000 Quadratmeter große, Fläche übernommen, auf der er durch besondere Pflege Lebensraum für bedrohte Insektenarten schafft und pflegt. So ist auch die Wiederansiedlung des Wegerich-Scheckenfalters gelungen.
Wegerich-Scheckenfalter galt 60 Jahre als ausgestorben
Jetzt ist der Hamburger Verein für seine Arbeit in Hürth bei Köln dem Titel „Ausgezeichnetes Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ prämiert worden. Begründet wurde die Auszeichnung mit der Biotoppflege auf dem Energieberg Georgswerder und der Wiederentdeckung des Wegerich-Scheckenfalters, der laut Umweltbehörde in Hamburg „mehr als 60 Jahre als ausgestorben galt“. Zudem haben sich laut Behörde „auf den neu geschaffenen Sand- und Kiesflächen auch die Blauflügelige Sand- sowie Ödlandschrecke angesiedelt“. Auch ein Dünensandlaufkäfer sei bereits gesichtet worden.
Torsten Demuth vom Verein Neuntöter sieht die Arbeit der Mitglieder durch die Auszeichnung bestätigt. „Das Potenzial an Lebensräumen zum Erhalt und zur Förderung der Artenvielfalt in Hamburg ist riesig“, so Demuth. „Gerade Sonderstandorte wie gesicherte Deponien und Spülfelder sind für Bebauungen oft untauglich und könnten bei entsprechender Pflege langfristig als wertvolle Lebensräume zur Verfügung stehen.“ Die Projektfläche auf dem Energieberg belege, „ wie schnell zum Beispiel neu geschaffenen Sandflächen von Spezialisten wie Sandlaufkäfern und Blauflügeligen Sandschrecken besiedelt werden und unzählige Wildbienen zum Bau ihrer Nisthöhlen einladen“. Die Spontanvegetation sorge schnell für Nahrung, was solche Maßnahmen „in der Regel viel wirkungsvoller als Trenderscheinungen wie Blühsäume“ mache.
Kerstan: Städte als Räume der Artenvielfalt immer wichtiger
Da Monokulturen und Ackergifte auf dem Land für einen dramatischen Artenschwund gesorgt hätten, würden Städte als Räume der Artenvielfalt immer wichtiger, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). „Hamburg hat hier vorgelegt und im vergangenen Jahr den Biotopverbund beschlossen. Dieser soll Lebensräume – zum Beispiel für Wildbienen, Biber, Otter, Eisvögel oder Frösche – miteinander vernetzen und vor Bebauung sichern. Hamburg ist 2018 als größter Partner auch dem Bündnis ,Kommunen für biologische Vielfalt‘ beigetreten und hat damit ein weiteres Zeichen gesetzt“, so Kerstan. Es freue ihn sehr, dass die Arbeit der Naturschützer vom Verein Neuntöter nun „eine besondere Würdigung und Auszeichnung im Namen der Vereinten Nationen“ erhalten habe.