Hamburg. Der Umsatz des bekannten Cafés am Schulterblatt ist massiv zurückgegangen. Der Grund: Die Haspa-Baustelle nebenan.
Handgefertigte Pralinen, selbst hergestellten Petits Fours, dreifachgefüllte Berliner: Für viele Hamburger ist die Konditorei Stenzel am Schulterblatt eine Insitution. Seit fast 50 Jahren ist das Traditionscafé im Schanzenviertel beheimatet. Doch nun droht dem Familienbetrieb das Aus: Wegen der Haspa-Baustelle zwei Häuser weiter fehlt dem Café nach eigenen Angaben die Laufkundschaft. Die Folge: Der Umsatz ist um 20 Prozent zurückgegangen.
Es sei leider die „pure Realität“, dass die Konditorei und das dazugehörende Café Stenzel vor einer möglichen Schließung stehen, bestätigte Philipp Stenzel, Junior-Chef des Unternehmens in der dritten Generation, dem Abendblatt. „Wir mussten leider bereits sieben von insgesamt 20 Mitarbeitern entlassen“, so Stenzel.
Bauzaun vor der Konditorei schreckt Kunden ab
Anhand der Dokumentation der Bilanzen sei deutlich zu erkennen, dass es bis zum Beginn der Baustelle der neuen Haspa- Filiale, die sich an der Ecke Schulterblatt/Juliusstraße befindet, steigende Umsätze gegeben habe. "Nach Ausbreitung der Baustelle sind die Umsätze rapide gesunken", sagt der Bäckermeister.
Bei dem G20-Gipfel im Sommer 2017 verwüsteten Randalierer die Haspa-Filiale am Schulterblatt. Die Bank entschied, statt des beschädigten Flachbaus ein neues großes Eckgebäude zu errichten.
Vor dem Konditorei-Gebäude befindet sich seit April 2018 ein Baustellenzaun, hinter dem Material für die Haspa-Baustelle liegt – und der seitdem täglich die Sicht auf den Konditoreibetrieb einschränkt. „Das schreckt Kunden natürlich ab und viele Passanten denken, dass die Straßenseite nicht begehbar ist“, sagt Philipp Stenzel. Gespräche mit den Verantwortlichen der Haspa-Filiale sowie der verantwortlichen Immobiliengesellschaft Nord-Immo Management GmbH seien „ins Leere“ verlaufen. Die letzte Hoffnung setzt er nun in die Bezirkspolitik.
Die St. Paulis Haspa-Regionalleiter Detlef Rüter weißt die Vorwürfe zurück: "Wir bedauern, dass sich das Café Stenzel wohl in einer schwierigen Lage befindet, aber das liegt nicht an uns. Wir haben alles versucht, um Beeinträchtigungen für Nachbarn zu minimieren." Das bestätigte auch Torsten Gerke, Geschäftsführer der Nord-Immo, die vor Ort für die Haspa den Bau durchführt. "Wir haben uns bemüht, das Café zu unterstützen. Der Bauzaun am Schulterblatt ist fast durchsichtig. Das Angebot eines Werbeplakates auf Haspa-Kosten hat Stenzel leider abgelehnt", sagte Gerke gegenüber dem Abendblatt.
Politik will traditionelles Gewerbe am Schulterblatt schützen
Am vergangenen Mittwoch tagte der Ausschuss für regionale Stadtteilentwicklung und Wirtschaft Altona und diskutierte unter anderem darüber, wie traditionelles Gewerbe und Anlieger am Schulterblatt vor den Baubelastungen geschützt werden können. Der Hauptausschuss, stellvertretend für die Bezirksversammlung Altona, spricht sich für die Rücknahme der Genehmigung von sogenannten Baustelleneinrichtungsflächen für die betroffene Fläche aus, heißt es nun in dem schriftlichen Beschluss der Bezirksversammlung Altona. In der Drucksache wird betont, „dass die finanziellen Ausfälle für die anliegenden Gewerbe umgehend minimiert werden müssen, um diese vor existenzbedrohenden Folgen zu schützen“. Ob das die Konditorei Stenzel nun vor dem Aus bewahrt, bleibt abzuwarten.