Hamburg. Hochbahn testete ersten selbstfahrenden Bus: Ergebnisse, weitere Pläne und ab wann Fahrgäste mitfahren dürfen.
Nach einem Monat und mehreren Fahrten hat die Hochbahn die erste Testphase des Forschungs- und Entwicklungsprojektes HEAT abgeschlossen. In den vergangenen Wochen ist der fünf Meter lange, autonome Kleinbus im öffentlichen Verkehr regelmäßig auf einer festgelegten Strecke in der HafenCity gefahren – jedoch noch mit Fahrzeugbegleiter und ohne Fahrgäste.
Laut Hochbahn wurde der Probebetrieb "erfolgreich beendet". Es habe in den vier Wochen keine Unfälle, dafür aber alltägliche Behinderungen durch Fahrradfahrer, E-Scooter und Zweite-Reihe-Parker gegeben. Diese wurden mit Kameras am Kleinbus aufgenommen und sollen in den nächsten Monaten ausgewertet werden.
Testphase in der HafenCity mit Fahrzeugführer
Bei Hindernissen konnte der Kleinbus bereits selbstständig anhalten. Auf dem Großteil der Strecke wurde er jedoch noch vom Fahrzeugbegleiter gelenkt. Außerdem fand der Test vorrangig zu verkehrsberuhigten Zeiten statt, damit der Bus viele Kilometer zurücklegen konnte und nicht durch Behinderungen wie beispielsweise den Lieferverkehr bei der Fahrt gestört wurde, so Pressesprecherin Constanze Dinse von der Hochbahn gegenüber dem Abendblatt.
In den kommenden Monaten soll eine umfassende Auswertung der aufgezeichneten Daten erfolgen. Auf Basis dieser werden das Fahrzeug und die Sensoren weiterentwickelt. Bis zur nächsten Testphase im Frühjahr 2020 soll auch die Infrastruktur auf der geplanten Strecke weiter ausgebaut werden. Bisher gibt es zwei Masten, die mit Sensoren ausgestattet sind und den autonomen Bus mit Informationen versorgen. In Zusammenarbeit mit den Hamburger Verkehrsanlagen werden weitere solcher Masten aufgestellt. Diese ähneln Laternenmasten und sollen perspektivisch auch mit Ampelanlagen kommunizieren, so die Pressesprecherin.
"Das enorme überregionale Interesse an HEAT zeigt, dass wir in Hamburg Pionierarbeit leisten. Dass diese erste Testphase im öffentlichen Straßenverkehr geräuschlos gelungen ist, bestärkt uns darin, mutig Schritt für Schritt unseren Weg weiterzugehen", sagte Henning Schubärth, Projektleiter in der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, über die Ergebnisse des Probebetriebs.
Fahrgastschulung für autonomen Kleinbus
Ab Mitte 2020 sollen erstmals Fahrgäste mitgenommen werden, ein Fahrzeugbegleiter wird weiter an Bord sein. Für die Personenbeförderung sei laut Hochbahn zunächst eine besondere Einweisung erforderlich: Die Fahrgäste müssen „ein Schulungsvideo anschauen, Datenschutz- und Haftungsrichtlinien zustimmen und angeben, wann sie mitfahren wollen.“ Später soll diese Vorbereitung wegfallen. Die Fahrt wird nach Angaben der Hochbahn kostenfrei sein, obwohl auch normale HVV-Haltestellen angesteuert werden. Bis zum ITS-Weltkongress im Oktober 2021 strebt die Hochbahn eine Zulassung für das automatisierte Fahren ohne Fahrzeugbegleiter an.
Ein solches Projekt sei „ziemlich einzigartig auf der Welt“, sagte Wirtschafts- und Verkehrssenator Michael Westhagemann (parteilos). Versuche mit autonomen Fahrzeugen gebe es viele, neu sei aber, dass der Kleinbus vollständig in den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) eingebunden wird. Der Bus solle zudem bis zu 50 Kilometer pro Stunde fahren, während die Fahrzeuge in anderen Modellversuchen nur mit bis zu 15 km/h unterwegs seien, sagte Matthias Kratzsch, Geschäftsführer der Berliner Firma IAV (Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr), die den Kleinbus entwickelt hat.